ZUR GESCHICHTE DER RAF (ROTE ARMEE FRAKTION)

(aus dem Presseheft zum Film "Black Box BRD")

Die RAF hat ihre Wurzeln in den späten sechziger Jahren. Der Tod des Studenten Benno Ohnesorg und das Attentat auf Rudi Dutschke radikalisieren Teile der sich auflösenden Studentenbewegung. Als Ulrike Meinhof im Mai 1970 den inhaftierten Andreas Baader befreit und gemeinsam mit ihm untertaucht, veröffentlicht sie einen Text mit der Überschrift “Die Rote Armee aufbauen”. Darin kündigt sie den bewaffneten Widerstand an, um “die Konflikte auf die Spitze treiben zu können”.

In den ersten Jahren gelten die Angriffe der RAF US-Militäreinrichtungen wie dem US-Headquarter in Heidelberg, von dem aus Luftangriffe auf den Vietcong geführt werden. Zu dieser Zeit sollen laut Umfragen gut 20 Prozent der Bevölkerung bereit sein, Mitglieder der RAF vor den Behörden zu verstecken.

1972 werden die führenden Köpfe der ersten RAF-Generation verhaftet, im Jahr darauf treten sie in Hungerstreik. Sie fordern die Aufhebung der Isolationshaft und ihre Gleichstellung mit anderen Gefangenen. Mit dem Tod von Holger Meins beginnt die zweite Generation der RAF aktiv zu werden. Ein nach ihm benanntes Kommando besetzt 1975 die deutsche Botschaft in Stockholm, die Bundesregierung geht jedoch nicht auf die Forderung nach Freilassung von 26 Gefangenen ein und läßt die Botschaft stürmen.

Der “Deutsche Herbst” 1977 mit der Ermordung von Siegfried Buback, Jürgen Ponto, Hanns-Martin Schleyer und der Entführung der Lufthansa-Maschine “Landshut” ist der Höhepunkt der Konfrontation zwischen Staat und RAF. Die RAF hat sich isoliert. Das Ziel, die Gefangenen zu befreien ist gescheitert. Am Ende des Jahres sind die bekanntesten Protagonisten der ersten RAF-Generation tot.

Anfang der achtziger Jahre wird ein Großteil der zweiten RAF-Generation verhaftet. Einige tauchen in der DDR unter, bis sie erst kurz vor der Wiedervereinigung entdeckt werden. Die dritte Generation beginnt 1985 mit Angriffen auf den militärisch-industriellen Komplex: Manager, Banker und Beamte werden hingerichtet. Die Vertreter dieser RAF-Generation bleiben weitgehend unbekannt.

Am 10. April 1992 verkündet die RAF das Ende der Attentate gegen Personen. Als letzte Aktion gilt die Sprengung des im Bau befindlichen Hochsicherheitsgefängnisses Weiterstadt im Jahr darauf. Im März 1998 gibt die RAF eine letzte Erklärung ab, in der ihre Zielsetzung als zunehmend abstrakter, ihre Wirkung in der Gesellschaft als verschwindend bezeichnet werden. Die Erklärung besiegelt die Geschichte der RAF mit den Worten: “Heute beenden wir dieses Projekt.”

Film, Gespräch mit Andres Veiel, Zeittafel© 2001 filmz.de