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Mein Leben ohne mich

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Mein Leben ohne mich
Sarah Polley als Ann
Kanada / Spanien 2003 - Originaltitel: My Life without me / Mi vida sin mí - Regie: Isabel Coixet - Darsteller: Sarah Polley, Amanda Plummer, Scott Speedman, Leonor Watling, Deborah Harry - Prädikat: besonders wertvoll - FSK: ab 6 - Länge: 106 min. - Start: 4.9.2003
Beschreibung

Bisher hatte sie nicht die besten Karten im Lebenspoker: das erste Kind mit 17, das zweite mit 19, der Mann (Scott Speedman) arbeitslos, der Vater (Alfred Molina) im Gefängnis, die nervige Mutter (Deborah Harry) als Nachbarin. Ann (Sarah Polley) ist 23 und trägt trotz allem die kleine Sehnsucht in sich, dass alles einmal besser werden könnte. Als Ehefrau und Mutter lebt sie mit ihrer Familie in einem Trailer, putzt nachts an der Uni und muss sich mit ihrer ewig unzufriedenen Mutter herumschlagen.

Doch eines Tages ändert sich Anns eintöniger Alltag schlagartig. Nach einem Schwächeanfall wird sie ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose des Arztes ist niederschmetternd: Krebs im Endstadium – sie hat noch zwei Monate zu leben. Aber Ann behält die schockierende Nachricht für sich, erzählt niemandem etwas davon, sondern fasst einen einsamen Entschluss: Sie wird das bisschen verbleibende Leben noch auskosten, sich Wünsche erfüllen, kleine Utopien verwirklichen und für ihre Lieben die Zeit nach ihrem Tod, das Leben ohne sie, vorbereiten.

Dazu gehört, dass sie ihren beiden Kindern Geburtstagsgrüße für die nächsten Jahre auf Band spricht oder dass sie Ausschau hält nach einer geeigneten neuen Frau für ihren Mann Don und Ersatzmutter für die beiden Mädchen, genauso aber auch der Plan, noch einmal Liebe und Zärtlichkeit mit einem anderen Mann zu erfahren, seinen Herzschlag ganz nah zu hören und brennende Lust zu verspüren - hundert Jahre Zweisamkeit in nur einer kurzen Begegnung. Mit Lee (Mark Ruffalo) trifft Ann den Mann ihrer Träume. Nur ein kleiner Moment des großen Glücks ist ihr vergönnt, bis sie endgültig Abschied nehmen muss...

Was tun, wenn man erfährt, dass man nur noch zwei Monate zu leben hat? Die Welt aus den Angeln heben? Sich aus Traurigkeit verkriechen? Sich von Freunden und Familie trösten lassen? Etwas Neues erleben? Oder einfach weiterleben wie bisher? Die 23-jährige Ann entscheidet sich, den normalen Alltag weiterzuführen, aber gleichzeitig den Ausbruch zu wagen. Kleine Schritte in eine ungewohnte Freiheit - das Glas ist für sie nicht halbleer, sondern halbvoll. Sie liebt ihren Mann und ihre beiden Töchter; und so bereitet sie heimlich und leise für ihre Familie die Zeit nach ihrem Tod vor: das Leben ohne sie. Gleichzeitig lernt sie aber auch einen anderen Mann kennen und beginnt mit ihm eine leidenschaftliche Affäre. Eine Liebe für die Gegenwart, nicht für die Zukunft. Ann entdeckt die Lust am Leben, ohne das nahe Sterben zu vergessen...

Meisterregisseur Pedro Almodòvar produzierte ein aufwühlendes Drama, das zum Überraschungsfilm der diesjährigen Berlinale avancierte. Einfühlsam erzählt Regisseurin Isabel Coixet von der Zerbrechlichkeit der Träume, dem Zurückgeworfensein auf sich Selbst, aber auch von der Kraft der Liebe. Der herausragenden Hauptdarstellerin Sarah Polley gelingt das eindringliche Portrait einer Frau, das in das Innerste der Seele führt und melancholisch und traurig und glücklich zugleich stimmt.

MEIN LEBEN OHNE MICH ist die zärtliche Geschichte eines leisen Adieus, das Mut macht – ein Plädoyer für das Leben, nichts mehr aufzuschieben, sondern zu genießen. Hier, heute, jetzt!
Text & Foto: Tobis