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Terminator 3 - Rebellion der Maschinen

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KATASTROPHISCHE ZUSTÄNDE Dietmar Kesten 8.8.04 14:49

TERMINATOR 3 - REBELLION DER MASCHINEN

KATASTROPHISCHE ZUSTÄNDE

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 8. AUGUST 2004.

Im letzten Teil der „Terminator“ Trilogie stehen sich zwei
Robotermaschinen gegenüber: eine gute, die sich in Gestalt
eines muskulösen Kämpfers offenbart, und eine böse, mitunter
auch schönen Frau, die aus der Zukunft entsandt werden, um
in der Gegenwart über die Herrschaft in der Zukunft zu kämpfen.
Am Ende steht das Schicksal eines jungen Mannes und einer
jungen Frau, die als zukünftige Menschheitsretter auserkoren
sind.
Der „Terminator“ (Arnold SCHWARZENEGGER) lässt gleich
zum Anfang des Films die Katze aus dem Sack: „Die
Zukunft ist noch nicht geschrieben. Es gibt kein Schicksal, außer
dem, was wir aus uns selbst machen.“ SCHWARZENEGGER nutzt
in den kommenden 120 Filmminuten diesen Film zu seiner letzten
großen Show. Und er widerlegt sich und seine Sätze selbst.
Er relativiert sie, und die Hoffnung auf die Zukunft, die noch in
„Terminator 2“ (Regie: James CAMERON, 1991) offen war.
„Der Tag der Abrechnung“ wird deutlich in „Rebellion der
Maschinen“ dementiert und in nahezu katastrophische Zustände
hineingeführt. Gemeinsam ist beiden Filmen, dass die
Katastrophe als aufbereitete Orgie der Vernichtung zelebriert
wird. Und in „Terminator 3“ geht sie in dieser Hinsicht noch über
jene, die man von dem Vorgängerteil kennt, deutlich hinaus.

Der T-500, der ein „Auslaufmodell“ ist, lebt von seiner eigenen
Imagination. Die Handlung steuert konsequent der Vernichtung
und der hereinbrechenden Katastrophen entgegen; denn der
T-X (Kristanna LOKEN), ist nicht von Pappe. Die auftauchenden
Komplikationen, die an der Seite von John Connor (Nick STAHL)
zur Auflösung drängen, verlangen letztendliche Rettung für einige
wenige.
Dabei gibt es eine Reihe von ethischen und politisch fragwürdigen
Botschaften, die in allen „Terminator“ Filmen den Weg wiesen.
Denn „Terminator 3“ ist ein Film darüber, welche Macht die
Zukunft über die Gegenwart ausübt. Er ist auch ein Film darüber,
wie Macht der Vergangenheit auf die Gegenwart Einfluss
haben kann.
Die Brutalität der Kriegsführung ist dabei die eigentliche Vision.
Die klaren lokalisierten Ängste kann man hier in der ganzen
Ambivalenz ungestraft ausleben. Das lustvolle Grauen, mit dem
das Eiweißmonopol SCHWARZENEGGER antritt, nimmt einem
jeglichen Mut für den eigenen täglichen Überlebenskampf; denn
der Hollywoodstar, der vielleicht nur vorübergehend alle Sorgen
vergessen machen lässt, ist nur deutlich ein Beispiel für
Invasionsängste und geballter Waffentechnik.
Das Arsenal der 70er Jahre reichte schon hier längst nicht mehr
aus. Es musste auf einen neuen technologischen Stand gebracht
werden. Ganz im Sinne Amerikas, das fortlaufend in die
Rüstung mehr investierte als in die Wirtschaft.
Die lebensbedrohende Rüstung, die komplette Militarisierung
der amerikanischen Wirtschaft, die katastrophale Einmischung
in die Belange fremder Staaten konnte gerade in der
„Terminator“ Reihe eine fulminante Entsprechung finden.

Dem „Terminator“ haftet der unübersehbare Beigeschmack
an, mit dem vorläufigen Entkommen auch der eigentliche
Apokalypse davongelaufen zu sein; denn das filmische Ende der
„Rebellion der Maschinen“, das Jonathan MOSTOW (2003)
inszenierte, ist düster und präsentiert Bedrohungsvisionen, die
offenbar bereits längst Realität geworden sind.
Vor diesem Hintergrund wurde ein gewisser Erfolg des Films
vielleicht als bewusste Aktualisierung des ‚American Dreams’
gefeiert; denn sein Hauptdarsteller war wie „Rocky“
(Sylvester STALLONE) nur eine reine funktionale Instanz.
Ihnen haftete der Beigeschmack der integeren Helden an, die
unter Aufbietung all ihrer Kräfte mit dem deutlichen Hinweis
auf den nächsten Film versus nächste Katastrophe, den
Zuseher ins Land der eigenen Träume schickte: Hoffnung ist
immer vorhanden, auch in den ausweglosesten Situationen.
Wenn man sich nicht blind dem Schicksal ergibt, nicht
verzagt, sondern handelt, dann geht der Wunschtraum in
Erfüllung, der nur heißen kann: mit der Gewalt umzugehen.

Der „Terminator“ stand der Gewalt nicht kritisch gegenüber.
Er verherrlichte sie sogar. Und wer meinte, dass hier nun
auch die Überlebenschancen kommender menschlicher
Generationen durch diese Spezialeinsätze erhöht wurden,
dem kann man nur sagen: das markante Gewaltereignis
SCHWARZENEGGER gipfelt in der Philosophie des
Untergangs. Man fühlt sich quasi an den deutschen
Philosophen Friedrich NIETZSCHE erinnert:
„Nun verurteilt ihn zum Tode. Und verhöhnt ihn: alles
was du tust und ersehnst, ist sinnlos. Nachdem du
die Liebe getötet hast, gibt es für dich nichts mehr
zu lieben.“ („Also sprach Zarathustra“, Salzburg 1985).
Der moderne Kreuzzug des „Terminator“ ist als Vater
des Katastrophen- und Actionsfilms mystifiziert.
Er ist legitimiert und sein Amoklauf lebt für den
Wunschtraum einer Einheitsformation von Sieg und
Niederlage, Gut und Böse, Leben und Überleben.
Wenn erst der Untergang zur Voraussetzung eines
Sieges wird, wie vom „Terminator“ angekündigt, dann
ist die Zeit der geschichtlichen Widersprüche angebrochen.
Und die Harmonisierungsbotschaften, mit denen
der T-500 auftritt, diesmal nicht zum töten anzutreten,
sondern zum retten, ist von dem Verhältnis geprägt,
die rauschenden Gewaltorgien schmackhaft zu machen.
Denn es nützt niemandem den Widerspruch aufzulösen.
Er bleibt der Antagonismus.

Die Gesellschaffsgeschichte trägt etwas Subversives
in sich.
Der „Terminator“ mit seiner Postkartenästhetik
unterwirft sich völlig dem Prinzip der kapitalistischen Ideologie
und widersetzt sich eindeutig einer etwaigen Auflösung.
Er streut den Mythos vom kleinen Glück, in dem der
mittelständische Homo technicus seine Zivilisationsschäden
in die Hände dieser makaberen und markanten vertechnisierten
Stuntmännern legt und darauf wartet, dass die gebrochene
Wehmut mit der eigenen Lernfähigkeit in ein neues Stadium
eintritt.
Der amerikanische Fortschrittsglaube bricht sich Bahn: die
reinigende gesellschaftliche Kraft durch den Granitblock.
Die Beschleunigung der Geschichte, die in ständigen Variationen
auftritt, gipfelt in der Vollendung der apokalyptischen Schau.
Jeder weiß, dass das Opfer mit sich bringt.
Ein Krieg ohne Opfer ist wie ein Friede im Waffenstillstand: wenn
die Zeit abgelaufen ist, wird die Apokalypse vollstreckt.
Das Ende aller Freiheit/en ist die Vernichtung. Hierauf folgt
dann keine Alternative mehr. Wenn die Schlacht beginnt, beginnt
sie. „Hört nie auf, zu kämpfen“ ist eine sehr reaktionäre
Botschaft, die selbst in der Schönheit der Bildgestaltung des
apokalyptischen Untergangs im Kino wie eine abgetrennte
Hand wirkt: sie ist nicht mehr gebrauchsfähig, selbst wenn sie
wieder implantiert werden kann.

Der „Terminator“ ist mit seine revisionistischen Geschichtlichkeit
tatsächlich ein „Auslaufmodell“. Die brisante Action wird nur
zum Vorwand genommen, um in der Zeit der Ängste und
des Terrors noch mehr Ängste zu schüren und zur Selbstjustiz
aufzurufen. Was für ein Kino!!
Dass SCHWARZENEGGER auf Gewalt und Mord setzt,
ist auch nicht neu.
Bereits in „Conan der Barbar“ (Regie: John MILIUS, 1982)
zeigte sich der Muskelprotz lächerlich und verstaubt.
Zudem setzte er auf aggressive Arterhaltung, die die
Katastrophenschilderungen in seinen kommenden Filmen
vorwegnahm, die hier nur mit den entsprechenden
Mitteln des mutigen Einschreitens gelöst werden konnten.
Der Film schwelgte geradezu in Bildern der Zerstörung.
Im „Terminator“ sind sie dann die intensive Schilderung
der Katastrophe: herabstürzende Gebäudeteile,
Feuer, zermalmende Maschinen, Explosionen.
Der Maschinenmensch „Terminator“ lässt die
Weltuntergansszenarien neu aufleben, ohne dass die
Story aus Folge 2 irgendwie hinterfragt wird.
SCHWARZENEGGER ist nicht nur als T-500 ein
Wrack, sondern auch als Schauspieler. Er dient eben
nur der Exekution.

Fazit: Der „Terminator“ ist das Resultat
einer brutalen, gewalttätigen und damit letztlich
tragischen Wirklichkeit, in der sich wieder die
Bipolarität von Gut und Böse etabliert und
letztendlich zum Sieg des Bösen weiterentwickelt
wird.
Er ist kein Vorzeigeprojekt. Er will Mainstream
sein, ist jedoch nur ein B-Movie. Seine simplen
Dispositionen der Welt spiegeln die Atmosphäre des
kalten Krieges, wo sich auch jene Figur des
Superhelden James Bond wiederfindet, die als
faschistoide Ausgeburt eben jener
kleinbürgerlichen Konsum- und Techniksehnsüchte
begriffen werden sollten.

Dietmar Kesten 8.8.04 14:49