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Die Katze auf dem heißen Blechdach [WA]

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Die Katze auf dem heißen Blechdach
Paul Newman, Elizabeth Taylor
USA 1958 - Originaltitel: Cat on a Hot Tin Roof - Regie: Richard Brooks - Darsteller: Elisabeth Taylor, Paul Newman, Burl Ives, Judith Anderson, Jack Carson, Madeleine Sherwood, Larry Gates, Vaughn Taylor - FSK: ab 18 - Länge: 108 min. - Start: 17.6.2004
Beschreibung

Eine Plantage im Mississippidelta. An Big Daddys 65. Geburtstag, den der Millionär auf seiner Farm feiert, erreicht die Familie eine schreckliche Neuigkeit: das Familienoberhaupt hat Krebs. Mit allen Mitteln soll die Diagnose vom unausweichlichen Ende geheim gehalten werden, doch statt dessen bricht an diesem Abend ein erbitterter Kampf um das Erbe aus. Den Streit schürt vor allem Gooper, der ungeliebte erstgeborene Sohn, hartnäckig unterstützt von seiner ständig schwangeren Frau Mae, die mit der „halslosen“ Kinderschar das Haus lautstark okkupiert.

Brick (Paul Newman) und seine attraktive Frau Maggie (Elizabeth Taylor) dagegen sind kinderlos. Ihre Ehe ist zerrüttet, weil Brick sich einredet, Maggie sei Schuld am Tod seines besten Freundes Skipper, zu dem er eine sehr intensive Beziehung hatte. Mit sich und der Welt unzufrieden, ist er zum Alkoholiker geworden. Maggie besteht beharrlich auf ihrer Liebe zu Brick: „Aber ich habe ihn nunmal nicht, diesen Charme der Besiegten, ich hab den Kampf aufgenommen und ich will ihn gewinnen! (...) Wie sieht der Sieg einer Katze auf einem heißen Blechdach aus? - Ich wollte, ich wüsste es...Daß sie es durchsteht, nehme ich an, solange sie nur kann."

Die ungewöhnliche Geburtstagsfeier wird zur Stunde der Wahrheit: im heftigen Streit mit Brick erfährt Big Daddy nicht nur die Wahrheit über seine Krankheit, sondern auch den Grund für das Dilemma seines Sohnes...

Schauspielerisch glänzende Verfilmung des Theaterstücks von Tennessee Williams: Ein autoritärer Familienpatriarch, der ohne sein Wissen an einer unheilbaren Krankheit leidet, erlebt an seinem 65. Geburtstag, wie die Familie langsam zerfällt. Der Vater hat sich nur um seine Karriere gekümmert und spürt nun die Folgen seiner Lieblosigkeit. Die Konflikte kulminieren in einer reinigenden Aussprache, die alle Lebenslügen entlarvt.

Tennessee Williams psychologischer Realismus, seine exotische Südstaaten-Atmosphäre mit ihrer schläfrigen Hitze, seine gewaltigen Effekte und der neurotische Charme seiner Hauptrollen gibt seinem Drama das kräftige Aroma Hollywoods. Dieses leidenschaftliche Drama erhielt 1958 sechs Oscar-Nominierungen und gilt in der Filmgeschichte. bis heute als Meisterwerk des Melodrams.

Als Tennessee Williams Stück 1955 am Broadway mit großem Erfolg aufgeführt wurde, entschloss sich Hollywood zu einer Verfilmung dieses Stoffes. In diesem kraftvollen und glänzend gespielten Melodram gelingt es Regisseur Richard Brooks, die Williamsche Atmosphäre und seine bissigen Dialoge in ihrer vollen Wirkung zu bewahren. Seine Studie über die Verlogenheit von Menschen wird getragen durch die überragende Leistung der Hauptdarsteller Elizabeth Taylor als Maggie und dem bis dahin noch unbekannten Paul Newman, der mit der Rolle des ständig betrunkenen Brick seinen schauspielerischen Durchbruch schaffte.

Der Film ist eine krasse Abrechnung mit dem American Dream und eine Kritik an der Veräußerlichung aller gesellschaftlichen Werte. Im Laufe des Films kommen sich Brick, der von der ihn umgebenden Verlogenheit in die Alkoholsucht flüchtet, und sein reicher Vater, der erkennt, dass es noch andere Qualitäten im Leben gibt außer materiellen Wohlstand, näher. Gemeinsam mit Bricks, zwischen allen Fronten stehender Frau Maggie, tragen sie den moralischen Sieg davon, gegen den nur auf das Erbe gierenden Rest der Familie. Brooks macht damit die Desillusionierung sichtbar, mit der Tennessee Williams die Dekadenz der überlieferten Ideale Amerikas betrachtete.
Text & Foto: Neue Visionen