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Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr...

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Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr...
Bruni Tedeschi, Mastroianni
Frankreich / Italien 2003 - Originaltitel: Il est plus facile pour un chameau... - Regie: Valeria Bruni Tedeschi - Darsteller: Valeria Bruni Tedeschi, Chiara Mastroianni, Jean-Hugues Anglade, Denis Podalydès, Marysa Borini - FSK: ab 6 - Länge: 110 min. - Start: 26.2.2004
Beschreibung

Federica ist reich… zu reich…

Dieses Privileg hindert sie daran, ein normales Erwachsenenleben zu führen, es vergiftet ihren Alltag und macht es ihr schwer, den Erwartungen gerecht zu werden, die alle an sie stellen: ihr Verlobter, der mit ihr eine Familie gründen möchte, ein früherer Liebhaber, der plötzlich wieder auftaucht, ihre Familie, deren Losgelöstheit von der Wirklichkeit viele Konflikte birgt und ihr Vater, dessen Tod unmittelbar bevorsteht.

Konfrontiert mit der Erbschaft und verfolgt von einem bohrenden Schuldgefühl flüchtet sich Federica in eine Phantasiewelt und erlebt Tagträume, in denen die Wirklichkeit perfekt und wunderbar aussieht.

Die Schauspielerin Valeria Bruni Tedeschi ist nicht erst seit Nanni Morettis LA SECONDA VOLTA (1995) ein bekanntes Gesicht im französischen wie im italienischen Autorenkino des subtilen und (selbst)ironischen Fachs. Dass sie auch Regie führen kann, beweist sie nun mit einer leichtfüßigen und wunderbar augenzwinkernden Schilderung ihres Lebens. In Frankreich waren die Filmkritiker überrascht und hell begeistert von diesem "freien und inspirierten" Film.

Paris, einige Tage im Juni. Die Enddreißigerin Federica ist plötzlich vor existentielle Fragen gestellt wie "Wer bin ich?", "Was will ich im Leben?", "Was bedeuten mir meine Nächsten?" In ihrem Regiedebüt "Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr..." lässt uns die aus Italien stammende Schauspielerin Valeria Bruni Tedeschi an einer Selbstfindung teilhaben, die untypisch und zugleich typisch ist für unsere Epoche. In ihrem Film, dessen Parallelen zum tatsächlichen Leben von Valeria unübersehbar sind, zeichnet sie ein Portrait von Federica, einer Tochter aus reichem Hause. Federica hat bislang als ewige Jugendliche gelebt, frei von Verpflichtungen, ohne sich definitiv einzulassen. Doch nun hat sie ein Problem, denn der immense Reichtum ihrer Familie lässt tiefe Schuldgefühle in ihr entstehen.

Von dieser inneren Unruhe getrieben, bewegt sie sich im Jaguar quer durch Paris. Ihre Eckpunkte sind das vornehme 16. Arrondissement, in dem sie wohnt, das proletarische Belleville, dem Quartier ihres Freundes, und das Krankenhaus im Herzen der Stadt, in dem ihr Vater im Sterben liegt. Und so, wie sie sich räumlich zwischen den Extremen bewegt, steht sie auch emotional zwischen allen: der penetrant optimistischen Mutter, der psychisch erstarrten Schwester, dem Vater, dessen Liebling sie immer war, und den Männern, die Forderungen an sie stellen.

Valeria Bruni Tedeschi steht beispielhaft für das junge französische Kino ihrer Generation, das seit den frühen 90er Jahren das Autorenkino Frankreichs reformiert hat. Zugleich beweist sie mit kleinen Zitaten, dass sie die Filmkultur ihrer Wahlheimat gut kennt.

Am Ende findet Federica keine Antworten auf ihre Fragen, aber eine von Humor geprägte entspannte Haltung zum Leben und zum Sterben. Und damit geht der Film uns alle an, nicht nur die Vertreter der Erbengeneration.
Text & Foto: Movienet