filmz.de
Closed

I, Robot

[ Info ] [ Links ] [ Kommentare ]
DER ROBOTER IM FILM Dietmar Kesten 7.8.04 15:23

DER ROBOTER IM FILM

SPEZIALISTEN EROBERN DAS KINO

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 7. AUGUST 2004.

Die Blechmaschinen im Kino gibt es schon lange.
Den ersten großen Roboterauftritt gab es im
legendären Fritz LANG Film „Metropolis“ (1927).
Dort wurde die Revolutionärin Maria von einem
wirren Forscher durch ein fügsames Kunstwesen
ersetzt.
LANG konnte die Filmentwicklung nicht voraussehen.
Technisch betrachtet gab es für ihn keine Möglichkeiten
seinen Filmwesen Freiraum lassen. Er zeigte das, was
er konnte.
Seine Automatenfrau begründete jedoch auch
das Fantasy-Subgenre ‚Sexy-Robots’ und ließ
ihre Artgenossen auf Jahrzehnte alt aussehen.
Diese Körper waren starr mechanisch, fast so stark
aussehend, als seien es Modelle. Muskelgebirge
paarten sich mit der martialischen Unsterblichkeit,
so, als seien sie symbolisch nur Helden eines
Zyklus.
Das Kunstwesen von LANG war ein schwarz-weiß
Kontrast, das durch die Hände des Meisters
gehend, sich in seinen handwerklichen
Finessen spiegelte: ein Stummfilmepos mit Motiven
des deutschen Expressionismus gepaart mit technischer
Utopie.
Bereits bei LANG tritt der später im Film schwelende
Konflikt zwischen Mensch und Maschine auf, der hier
noch ganz im Sinne der Neomythisierung gelöst
wurde. Aus der Mitte aller Rettungsgestalten der
unterirdischen Restwelt entsteigt Maria, die jedoch ihrer
Vernichtung als Femme fatale nicht entgeht.

1951 drehte Robert WISE den Film
„Der Tag, an dem die Erde stillstand“. Ein Abgesandter
einer planetaren Macht landete dort in Begleitung eines
Roboters per fliegender Untertasse in Washington.
Den Menschen überbrachte er die Mahnung, den Frieden
zu erhalten, andernfalls werde ein Roboter-Heer seines
Staates die Erde besetzen. Um die technische Überlegenheit
zu demonstrieren, lässt er alle Maschinen auf der Erde
stillstehen. In Zeiten des Kalten Krieges und der Korea Krise
bekam dieser Wicht, der Roboter Gort, das Gewicht eines
Friedensstifters.
Die technischen Phantasien des Films ließen jedoch auch eine
andere Interpretation zu: wenn der Roboter aus dem
Raumschiff mit seinen Strahlen die ganze militärische Pracht
zu einem Haufen Asche einschmilzt, dann läge die
Auffassung nahe, sich noch intensiver mit der Aufrüstung zu
beschäftigen; denn viel Feind verlangt auch viel Ehr.
Erstmalig sah das deutsche Publikum Fliegende Untertassen
und Roboter, die sie beherrschten. Hollywood begann, sich
spätestens hier der Science Fiction zuzuwenden, die als
Robotergenre der ersten Stunde der unverzichtbare
„Terminator“ werden sollte.

Mitte der 70er Jahre begann Hollywood, die Robotergenerationen
im Film komplexer zu gestalten.
Mit der Annäherung an das menschliche Vorbild, an die
menschliche Mensch-Maschine, war der eigentliche Ärger
vorprogrammiert.
Die automatisierten Blechbüchsen liefen von nun an Amok.
Jene bewusste Hollywoodstrategie, die Roboter zur
Zerstörung und zum Untergang einzusetzen und unsere
Existenz relativ leichtfertig den künstlich geschaffenen
Maschinen anzuvertrauen, musste im Fiasko enden, da die
Tüftler von einer unbestimmten Sehnsucht durchdrungen
waren, Pixelbilder und Tausende von Cyborgs aufmarschieren
zu lassen.

Der Vorläufer aller Grusel Astroiden war der Gunslinger
aus „Westworld“ (Regie: Michael CHRICHTON, 1972).
Im Vergnügungspark Delos stehen reichen Amerikanern
nachgebildete historische Landschaften zur Verfügung:
das alte Rom, die Ritterzeit, „Westworld“, der Westernpark.
Hier können sie sich austoben. In allen drei Welten laufen
jene Androiden herum, die von echten Menschen nicht zu
unterscheiden sind. Bei den Figuren, die den Touristen das
Leben angenehm gestalten sollen, handelt es sich um extrem
menschenähnliche, hochtechnisierte Roboter.
Aber die beste Technik ist bekanntlich nur so lange gut, wie
sie auch funktioniert.
Wenn durch einen technischen Defekt die Schaltkreise versagen,
ist auch der menschlichste Roboter plötzlich nur noch eine
Maschine.
Und mit kybernetischer Gnadenlosigkeit wurden die
Möbel zurechtgerückt, Hier entstand regressive Cyborg-Mythologie
mit beginnender seltsamer Eigendynamik.

Die eigentlichen Kampf Androiden, die das Kino der 80er Jahre
zu beherrschen begangen, brauchten keine Anleitungen,
keine Vorwände, keine Weichspüler Stimme.
Sie schlugen los wann immer ihnen danach war. Und sie
spiegelten die Urängste der Menschen wider und bauten darauf,
dass sowieso niemand weiß, wie Gewalt eigentlich entsteht.
Das Publikum girrte nach ihnen, weil es hier Material gab, das
nicht lange danach fragte, warum ich jemanden um die Ecke
bringe.
Der T-800 ist so ein Monstrum. Im Jahre 2029 ist das riesige
neurale Computernetz Skynet dabei, die Menschheit
auszurotten. Diese wehrt sich unter der Führung von
John Conner und versucht Skynet verzweifelt Einhalt zu
gebieten. Skynet schafft es nicht, die Menschheit zu
besiegen. Deshalb schickt es seine unbesiegbare Kampfmaschine,
einen T800, den „Terminator“ (Arnold SCHWARZENEGGER)
zurück durch die Zeit ins Jahr 1984, um John Connors Mutter,
Sarah Conner (Lisa HAMILTON) zu töten.
Der „Terminator 2- Tag der Abrechnung“ (Regie: James
CAMERON, 1991) war kein Roh-Roboter mehr, sondern
ein echtes System, ein Lebensretter, der zum Todesengel
wurde.

Der „RoboCop“ (Regie: Paul VERHOEVEN, 1987), der irgendwann
in der Zukunft seinen Auftritt hatte, war eine echtes Kampfmonster,
ein ED 209 mit künstlicher Intelligenz, vielleicht sogar ein moderner
Golem
Der größte Konzern der Welt, OCP, will noch härter gegen Verbrechen
und Verbrecher aller Art vorgehen.
Eine Mensch-Maschine, eine Art Cyborgcop wird tätig. Der
vormalige Mensch wird als neuer Held einer Stadt gefeiert. Doch seine
Vergangenheit kann er nicht aus seinem Gehirn eliminieren. Er
macht sich auf die Suche nach denen, die ihn fast getötet hätten
und startet einen blutigen Rachefeldzug gegen seine Mörder, wobei
ständig die Grenzen zwischen Maschine und Mensch verschwimmen.

In „Blad Runner“ (Regie: Regie: Ridley SCOTT, 1982) stellt sich die
Frage, ob Rick DECKARD (Harrison FORD) ein Roboter ist, oder
doch nicht.
Ridley SCOTT gehörte wohl zu den Befürwortern dieser Theorie; denn
es gibt im Film eindeutige Hinweise darauf. Rick Deckard hält sich
aber eindeutig für einen Menschen. Doch die Replikanten
(z. B. Andy) sind Roboter, die den Menschen zum Verwechseln
ähnlich sehen.
Nur im berühmten ‚Voigt-Kampf-Text’ kristallisiert sich heraus,
wer was ist. Diese existenzentscheidende Frage will herausfinden,
ob ein Roboter spiegelbildlich ähnlich einem perfekten Menschen
konstruiert ist.

„Nummer 5 lebt“ (Regie: John BADHAM, 1986) war ursprünglich ein
militärischer Kampfroboter. Das Modell ist hier komplett mechanisch
und funktionstüchtig. Vermutlich wurde er ferngesteuert.
Da dieser Film in der Gegenwart spielt, hatte „Nummer 5“ auch keine
futuristische Technologie. Er nahm aber in gewisser Weise
„I Robot“ vorweg, da hier der Hauptdarsteller Bewusstsein und
Persönlichkeit hatte. Das rührt von einem Blitzeinschlag her und
lässt ihn, den „short circuit“, außer Kontrolle geraten.
Seine Hauptmerkmale sind: die großen Augen. Sie dienen als
Kamera oder sind als Kamera installiert.
„Nummer 5“ hatte auch mechanische Gesichtsausdrücke, die
zwar unbeholfen aussahen, aber es kam hier nicht auf das
Aussehen an.
Der Philanthrop mit Kettenantrieb wurde ein Zubehör zum killen.

Anfang der 80er Jahre wurde in England mit der Figur
des Max HEADROOM der erste computergenerierte TV-Talkmaster kreiert,
der später auch in der Werbung zum Einsatz kam.
1984 entstand der Film “Max Headroom” (Regie: Rocky MORTON/
Annabel JANKEL).
Der Film und die Serie spielte in einem futuristischen Fernsehsender
und handelte vom zukünftigen Kampf um Einschaltquoten,
den Gefahren der Medienbeeinflussung. In Deutschland wurde
diese Serie erstmals 1989 bei SAT1 ausgestrahlt,
Interessant war, dass die zahlreichen computergenerierten Effekte
mit einem Amiga 1000 für die Produktion verwendet wurden.
Der Roboter aus einem Computer, war, wie vielleicht die
wenigstens wissen, ein Mensch, nämlich der Schauspieler
Matt FREWER, der als virtuellen Star mit der Gummimaske aus
diesem Amiga kroch.

Der Roboter aus dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“
(Buch: Douglas ADAMS) ist ein depressiver Zeitgenosse.
Er rettet ein Raumschiff und treibt es mit seiner Weltansicht
zum Selbstmord.
Marvin heißt dieses Geschöpf und leidet beständig unter
seinem überdimensionierten Elektrogehirn.
Er fristet sein Dasein, weil er ein Superhirn ist Millionen von
Jahren in einer Tiefgarage. 1977 wurde das Buch für eine
Hörspielserie für die BBC aufgenommen und ein Jahr später
auch dort ausgestrahlt. Ab 1979 wurde „Per Anhalter durch die
Galaxis“ zu einer Romantrilogie auf fünf Bände ausgebaut.
1997 unterschrieb ADAMS bei Disney einen Vertrag.
Sein Roman sollte bis 2000 verfilmt werden. Im Oktober 2003
gab es die letzten Verhandlungen. Im Juni 2005 soll der
Film in die amerikanischen Kinos kommen.

Für Aufsehen sorgte das Roboterkind Dave aus
„ A. I.“ (Regie: Steven SPIELBERG, 2001).
In der Mitte des 21. Jahrhunderts gehen die Bodenschätze
zur Neige. Neue Technologien entwickeln sich mit rasender
Geschwindigkeit. Wohnungen werden überwacht, die Nahrung
stammt Aus dem Reagenzglas.
Überall beugen sich die Wissenschaftler
über ihre Zellkulturen. Maschinen erzeugen Gartenarbeiten.
Die letzte Hürde sind Gefühle
Cybertronics Manufacturing stellt die Lösung mit David.
Der Roboterjunge, der auf Liebe programmiert ist, wird zu
Testzwecken vom einem Angestellten der Firma und seiner
Frau adoptiert. Doch trotz Liebe und Hilfsbereitschaft, die
sie versuchen, David zu geben, entstehen unerwartete
Situationen, die im das Leben unmöglich machen.
David fühlt sich nicht verstanden. Geborgenheit bietet ihm nur
Sein Supertoy Teddybär. Mit ihm macht er sich auf, das Leben
zu finden.
Ohne auf seine Referenz zu KUBRICK einzugehen,
könnte man formulieren, dass SPIELBERG hier seine Vorstellungen
vom Guten im Menschen in einer homogenen Welt verdeutlichen
wollte.
Doch SPIELBERG, der immer einen Drang danach hatte,
pathetisch-sentimental zu inszenieren, verlangt dem Zuschauer
eine Menge Akzeptanz ab: die unbedingte Liebe. Doch SPIELBERG,
der auch mit „E. T“. (1982) ein roboterähnliches Wesen
vorstellte, muss sich auch immer wieder klar machen: hier spielen
Roboter Menschen, Menschen funktionieren als Roboter und
Roboter sind Menschen-Roboter und Roboter-Menschen.

Wellcom C-3PO. Aus Schrottteilen von Anakin Skywalker Tatoonie
wird der Protokolldroide und Roboter-Mensch, der als
Kontakter unterwegs ist, gebastelt. Er ist zerstreut und besorgt,
aber steht neben sich.
Er tritt in allen Teilen der albernen und simplen „Stars Wars“
Serie (ab 1977-2001) auf.
In der ersten Episode wird seine Entstehung beschrieben. In der
dritten durch Gedächtnismanipulation des C-3PO erklärt.
Erste Skizzen des Androiden sehen Maria aus „Metropolis“ noch
deutlich ähnlicher als das Endergebnis. C-3PO ist vermenschlicht
und ängstlich. Sein stetiger Begleiter ist im übrigen der R2-D2.
Die Blechknechte des Universums geistern durch das LUCAS
Imperium. Hier wurde auch sein Ruf, der von einem ehemaligen
Konkurrenten, SPIELBERG, öfters scharf kritisiert wurde,
begründet.
Der „Big Brother“ des Film- und Computergeschäfts ist bei
Filmproduktionen mehr extravagant, für Hollywood aber
durchaus ökonomisch erfolgreich. „Stars Wars“ und seine
Roboter sind wie seine Filme: hilflos und ohne, wie ich meine,
wirkliche filmgeschichtliche Bedeutung.

Die maschinelle Neurose, von der sich auch die LUCAS
Roboter nicht frei sprechen können, sind noch einmal
perfektioniert worden.
Bender aus der TV-Zeichentrickserie Futurama, von
Beruf Stahlbieger, ist stinkfaul.
Er hat einen Blechkörper (aus Blechbüchsen hergestellt) mit
Antennen, die an ein selbstgezimmertes Robotermodell erinnern.
Treibstoff für ihn ist Alkohol, ohne den er nicht überleben kann.
Bender mag Kochsendungen, klaut und nutzt jede Gelegenheit
zu seinem Vorteil.
Er ist arrogant, rücksichtslos, egoistisch, unehrlich, unzuverlässig
und gewalttätig. Insgesamt ein ungebührlicher Zeitgenosse.
Futurama ist eine Serie von Matt GROENING, der auch für die
Simpsons verantwortlich ist.
Futurama spielt im Jahr 3000, in das Fry (eine Hauptperson in
der Serie) aus dem Jahr 2000 durch Zufall gereist ist.

Vermutlich gibt es noch eine Vielzahl von Filmen, in denen
roboterähnliche Wesen auftauchen. Der SF-Film der 90er Jahre
kommt ohne sie überhaupt nicht mehr aus. Sie sind in der
„Matrix-Trilogie“ ebenso präsent wie in anderen SF-Filmen,
in der Literatur sowieso, aber auch in den Versuchen, sie
vollständig computeranimiert erscheinen zu lassen.
Kyoke DATE ist die Nachfolgerin des Max HEADROOM aus
den achtziger Jahren. Sie besteht aus 40 000 Polygonen,
was für einen Effekt in einem Hollywoodfilm viel zu wenig wäre
und die Herkunft aus dem Computer lässt sich so auch kaum
verbergen, doch das schadet der Attraktivität der jungen Frau nicht.
1996 war sie in Japan der erste (echte) virtuelle Popstar und
feierte mit der CD „Love Communication“ einen Erfolg.
Dafür war die Agentur Hori-Productions verantwortlich, die ca.
18 Monate an dem Teenager Outfit bastelte, oder besser, an dem
virtuellen Teenager-Avatar.
Kyoko war die erste Produkt des Projekts Digital Kids.
Der Projektname lautete: DK96. Ab 1997 verblasste bereits
wieder ihr Stern, weil neue Künstlichkeiten nachdrängten.

Natürlich fehlt noch Chris COLUMBUS, der mit
„Der 200-Jahre-Mann“ (1999) sich an die Verfilmung von
ASIMOV wagte.
Der Roboter Andrew wird nach einer Eingewöhnungsphase
durch das Familienoberhaupt Gerald Martin gefördert und
zu einem erfolgreichen Künstler.
Im Laufe der Jahre verdient er sein eigenes Geld und erwirbt
sich die Sympathie vor allem der jüngsten Tochter Gerald Martins.
Sie unterstützt ihn auch, als er sich die Freiheit als Individuum
erkämpfen möchte.
Doch die Menschwerdung macht Probleme. Seine Freunde
sterben nach und nach. Das Schicksal eines 200jährigen
schlägt radikal zu. Andres wird sterblich und erst kurz vor
seinem Tod anerkannt. Von ASIMOV stammen im übrigen
auch die vier Computergebote, die in „I. Robot“
zitiert werden. Der Film ist gefälliges Kinofutter. Sonst nichts.

Die Elektroexistenzen bleiben wie in „Alien IV“
(Regie: Jean Pierre JEUNET, 1997), als Wynona RYDER als
Cyborg entlarvt wird, nur bewegende Impulse.
Zerstört man das mechanische Innenleben, dann gibt es
ein Androidendilemma.
Hollywood wird sich dieser Fragen annehmen und die heute
noch erkennbaren Roboter im Film werden demnächst
vermenschlichte Menschen sein, vielleicht wird man sogar
in ferner Zukunft ganz auf Darsteller verzichten.
Cyborg und die nächsten Computergenerationen können
das möglich machen.
Dieser Entwicklung kann nur mit Skepsis begegnet werden.

Dietmar Kesten 7.8.04 15:23