filmz.de
Closed

Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia

[ Info ] [ Links ] [ Kommentare ]
Von Schwertern und Nikoläusen 11.12.05 19:51

Mit einigem Zynismus könnte ich mir sogar Bewunderung abringen für die immense Konsequenz, mit der hier ein leichtgängiger Stoff in den Sand (oder wohl besser: den Schnee) gesetzt wurde. Eine halbe Stunde lang kommt das Digital-Spektakel ja ganz possierlich und märchenhaft daher (etwa der Faun mit nacktem Oberkörper und Schal um den Hals), aber spätestens beim Auftritt des Weihnachtsmannes (er gibt den "Adamskindern" - ein Zaunlatten-Wink in Richtung christliche Verbrämtheit des Stoffes - wichtige Waffen und ´Gegenstände; Galadriel läßt grüßen...)) bin ich ausgestiegen.
Dann geht die atemlose Hatz um Superlative aus dem Zaum und wird nur noch peinlich und unglaubwürdig: Kaum etwas gibt es zu hören über die Hintergründe des geheimnisvollen Wandschrank-Reiches, das ruck-zuck als zu erlebende Realität akzeptiert wird, ein salbungsvoller Flauschlöwe mit Lämmchenblick ergeht sich kryptisch über einen "tiefen Zauber" im Lande Narnia und eine im doppelten Wortsinne blasse Tilda Swinton müht sich eifrig (und vergeblich) als Eishexe Jadis dem Schmalspurepos etwas Theatralik zu verleihen.
Bis zum Showdown in Helms Klamm...ah, tschuldigung...ja, wie heißt die weite Steppe eigentlich? - gibts viele Ahs und Ohs und Töterötö und ein selbstloses Opfer, das die Welt zu retten vermag - wäre es anatomisch möglich, wäre der gute Löwe Aslan wohl Zimmermann geworden...

Die Querverweise auf den Herrn der Ringe sind dermaßen penetrant, dass der aufgezwungene Vergleich dem Film den Todesstoß versetzt: natürlich ist "Die Chroniken von Narnia" eine in Gehalt und Darstellung eher kindliche, reinrassige Fantasy-Geschichte; warum dann aber dieser steinerweichende Pathos, der einfach nicht zu den Bildern paßt? Es gibt keine ernstzunehmende Entwicklung von Charakteren und Beziehungen, es gibt keinen langsamen Aufbau der Storyline, es wurde kunterbunt ein unausgegorenes Sammelsurium an Ideen und Erzählfäden in 140 Minuten Film gepreßt; das Resultat drückt auf den Magen.

Und etwas am Rande, was ich als kaum erträglich empfunden habe: Wie kann man nur die halbe Tierwelt gegeneinander aufhetzen, nur weil man eine Parabel über menschliche Eitelkeiten, Ängste und Machtbestrebungen erzählen will?

11.12.05 19:51