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Tall - Die amerikanischen Wolkenkratzer und Louis Sullivan

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Tall - Die amerikanischen Wolkenkratzer und Louis Sullivan
"Tall - The American Skyscraper"
USA 2004 - Originaltitel: Tall - The American Skyscraper and Louis Sullivan - Regie: Manfred Kirchheimer - Länge: 85 min. - Start: 3.11.2005
Beschreibung

Tall (groß), der Film des in Saarbrücken geborenen Regisseurs Manfred Kirchheimer (Wir waren so beliebt, Stations of the Elevated) ist ein lyrische Dokumentation über die Entstehung der amerikanischen Wolkenkratzer und deren berühmten Architekten Louis Sullivan. Sullivan, bekannt als Frank Lloyd Wrights "lieber Meister", ist heute anerkannter "Vater der Wolkenkratzer", damals jedoch wurde er im Alter von 43 Jahren völlig ignoriert und lebte fortan noch 24 Jahre in tragischem Zustand.

Spannt man einen Bogen vom Beginn der ersten größeren Gebäude ab 1870 in New York und Chicago bis zu den heutigen postmodernen "Boxes" (Schachteln), vereint der Film einen Mix aus verschiedenen Stilen und Materialien (Live-Aufnahmen, Archiv-Fotos, Graphiken, handgemalte Postkarten, futuristische Comic-Zeichnungen). Er zeigt die Technologie, die es überhaupt erst möglich machte, höhere Gebäude zu bauen, er zeigt die Suche nach einem einheitlichen Design für die unvorhergesehen neuen Formen, und er zeigt den Kampf der Architekten, ihre künstlerische Integrität zu wahren.

Erfüllt vom Geist des Emerson und Lincolns, sowie überzeugt von den Erfolgen der Demokratie, war Louis Sullivan ein unverbogener Idealist, für den Kompromisse nicht in Frage kamen. In einer 15 Jahre dauernden Ära veränderte er Gesicht und Form der "großen" Gebäude. Die Architekten und Förderer der späteren "Moderne" lobten Sullivan, aber wie schon die Kritikerin Ada L. Huxtable hervorhob: "Sie akzeptierten seine Wissenschaft, lehnten aber seine Ästhetik ab. [...] Je üppiger seine Ornamente, desto mehr wendeten sie die Augen ab. [...] Sie stritten ihm das Recht auf Poesie ab."

Deutsche und holländische Modernisten des späteren Bauhaus waren sehr beeinflusst von der damals 1910 in Berlin stattfindenden Ausstellung, die artverwandte Werke von Sullivans Nachfolger Frank Lloyd Wright zeigte, diese begleiteten die Publikationen von Ernst Wasmuth über Wrights Ausgeführte Bauten und Entwürfe. Diese architektonische Periode und Louis Sullivans Rolle darin wurde im Film noch nie tiefgehend und deutlich dargestellt. Dieser Film soll stimulieren und aufklären, ohne die Komplexität zu verlieren, die dem intellektuellen Anspruch dient.

Durch seinen kaleidoskopischen Blick und die Freiheit der Form möchte der Film dieses seltsame Phänomen - ob gut oder schlecht - dramatisieren, das Entstehen der Wolkenkratzer.
Text & Foto: MOP