filmz.de
Closed

Superman Returns

[ Info ] [ Links ] [ Kommentare ]
MIttelmässig bis ok! Martin R. 23.8.06 07:26
MIttelmässig bis ok! urs 26.8.06 16:12

Superman - ein Projekt, an das die meisten schon gar nicht mehr geglaubt
hatten. Was wurde hier alles spekuliert, geändert und verworfen? Nicolas
Cage sollte sogar in einem Vorentwurf den Stählernen spielen. Auch Josh
Hartnett war einmal im Gespräch. Lange ließ sich kein geeigneter Regisseur
finden. Erst nachdem Bryan Singer (Regisseur der beiden zurecht sehr
erfolgreichen ersten X-Men-Filme) das Angebot bekam, lief die ganze
Maschinerie richtig an. Singer ließ für die Auferstehung des Kryptoniers
sogar den dritten Teil von X-Men sausen (dieser wurde ja vor kurzem von
Brett Rattner auf die Leinwand gebracht, welcher kurz zuvor eigentlich der
Mann für Superman gewesen wäre) - man sieht - ein bisschen Chaos ist hier
noch untertrieben.

Was also hat der neue Superman-Streifen zu bieten und kann er den
Erwartungen der heutigen Kino-Generation
gerecht werden? Die Medien-Kritiken fielen nach ersten Anläufen so
unterschiedlich aus wie kaum - manche zerrissen
den Film, andere lobten ihn, da er zu den Ursprungswurzeln der Comic-Filme
zurückkehrte. Und wahrlich ist es nach Begutachtung des Streifens
verständlich, warum gerade diese Verfilmung des Helden aller Superhelden
so große Meinungsunterschiede aufwirft.

Man kann Bryan Singer im Grunde wenig vorwerfen - er musste sich für EINEN
Weg entscheiden, der nicht leicht war. Sollte Superman komplett neu (wie
bei Batman Begins) erschaffen werden bzw. moderner und anders sein oder
sollte er so bleiben wie in den Kultfilmen mit dem unvergesslichen
Christopher Reeve? Singer ist ein fantastischer Geschichten-Erzähler (was
wir alle seit "Die üblichen Verdächtigen" und spätestens seit "X-Men 1 und
2" wissen), aber hier kämpft er fast ein bisschen vergeblich gegen ein
Drehbuch an, dass vielen neuen Kinogängern nicht immer ganz schmecken
wird.

"Superman Returns" ist wahrlich kein schlechter Film, aber gemessen an
vergleichbaren Kino-Hits wie Spiderman, den X-Men-Streifen oder eben
meinem persönlichen Favouriten Batman Begins, enttäuscht die
Wiedererweckung des Mannes aus Stahl etwas und von Begeisterung kann
leider kaum die Rede sein. Der neue Superman-Streifen hat einige rasante
Actionszenen und recht netten Humor zu bieten, kommt insgesamt sehr
sympathisch, sauber und hochgestylt rüber, aber das gewisse Etwas, was
einem ein "Wow" herauszaubert, einen zum Nachdenken anregt oder die Herzen
der Zuschauer richtig berührt, fehlt leider. Dies liegt an mehreren
Punkten, die einzeln für sich nicht so tragisch wären, aber in der Summe
einfach zu sehr ins Gewicht fallen.

1. Die Story
Was wurde nicht alles überlegt, welche Story bzw. Comic-Saga für den neuen
Superman herhalten soll? Am ehesten hätte fast der ziemlich emotionale und
düstere Band "Der Tod von Superman" das Rennen gemacht, in dem der Held in
den Armen seiner geliebten Lois Lane am Ende nach einem dramatischen Kampf
mit "Doomsday" stirbt und nach einiger Zeit wieder aufersteht mit etlichen
Problemen und Veränderungen - und auch ich muss zugeben: Vielleicht wäre
dies die bessere, wenn auch nicht leicht zu verfilmende Story gewesen.
Superman Returns enttäuscht gerade hier und bietet nicht mehr als einen
leichten Abklatsch des ersten Superman-Streifens mit Christopher Reeve -
Lex Luthor will mittels Kristallen aus Superman´s Höhle einen neuen
Kontinent für sich erschaffen und hält den Stählernen mittels Kryptonit in
Schach. Nebenbei versucht der Held, das Herz seiner mittlerweile zur Mami
gewordenen Lois Lane zurückzugewinnen - diese ist enttäuscht über ihren
Super-Lover, der einfach 5 Jahre weg war in den weiten des Alls ohne sich
vorher von ihr zu verabschieden. Tja...es liest sich einfach und so ist es
auch. Ne - das ist wahrlich keine Story, die einen heute noch vom Hocker
reisst oder der eines neuen Superman-Films würdig ist. Selbst die
Liebesgeschichte zwischen Lois und ihrem Super-Lover kommt nur teils
richtig in Fahrt und auch der reine Actionfan wird nicht befriedigt werden
und merken, dass diese Storyline zu wenig Substanz und Power hat.

2. Die Darsteller
Mag Kevin Spacey als Lex Luthor routiniert spielen - die neuen und jungen
Hauptdarsteller Brandon Routh (26) und Kate Bosworth (23) spielen zwar
passabel, und sind nicht unbedingt die von mir befürchteten
Fehlbesetzungen, aber sie sind im Endeffekt etwas Opfer einer anderen
Sache: Sie sind einfach zu jung für ihre Rollen. Man stelle sich mal vor:
Superman Returns soll an den alten Superman Teil 2 aus den 80ern anknüpfen
- und seither sollen in der Geschichte 5 Jahre vergangen sein....und nun
sehen beide Hauptpersonen aus wie 25? Sorry, aber das kommt besonders bei
der neuen Lois Lane etwas unrealistisch rüber. "Altern und Falten hier und
da" muss nicht immer schlecht sein - es hätte in diesem Fall mehr Wärme
und Realismus gebracht, anstatt nur diese "perfekt-gestylten und
überschönen Figuren" zu sehen.

3. Die Aufmachung
Bryan Singer ist ein Fan der alten Reeve-Filme und man kann es ihm auch
nicht verübeln - die Streifen aus den 80ern wirken bis auf ihre etwas
veralteten Spezial-Effekte immer noch recht kultig und besonders nach
Sicht dieses Films steht für mich fest: Der einzig wahre Superman ist und
bleibt der verstorbene und hoch geachtete Christopher Reeve. Singer gelobt
den alten Filmen durch fast 1:1 übernommenem Vor- und Abspann samt der
Original-Musik und auch sonst merkt man in velen Phasen, dass er mehr ein
Remake fabriziert als einen komplett neuen Weg beschritten hat. Es mag
nett sein und eine Verbeugung vor den damaligen Klassikern, aber allein
diese Entscheidung verhindert von vornherein, dass dem Zuschauer etwas
gänzlich Neues und damit Aufregendes geboten wird. Andererseits ist es so,
dass diese klassiche Aufmachung niemals absolut schlecht rüberkommt, was
klarmacht, dass Singer schlicht den sicheren und nicht risikoreichen Weg
gegangen ist.

4. Superman an sich...
.....ist keiner wie Spiderman, der seine privaten Probleme hat (kein Geld,
keinen richtigen Job, keine Zeit für Liebe und Freunde etc) - er ist kein
total Aussetziger, wie die X-Men und schon gar kein Batman, der keine
Superkräfte hat und eine zerrissene Person ist durch die Folgen seiner
Vergangenheit - er ist eben Superman - ein Held, der bewundert wird und
bis auf die Liebe zu Lois Lane und seinen paar Feinden hier und da fast
nichts zu befürchten hat. Und gerade auch hier ist Superman seinen
Mit-Superhelden schon von vornherein etwas unterlegen. All die anderen
Welten-Retter sind gerade deshalb so erfolgreich in den letzten Kinojahren
gewesen, weil sich die Kinogänger mit ihnen identifizieren konnten - jeder
hatte auf seine Art Schwächen, Probleme, "Flüche", aber
Superman....tja...er ist der Jesus und Heilbringer, der sich nur hier und
da ein bisschen allein fühlt und anders als der Rest der Welt, und damit
von grundauf fast zu perfekt. Nolan hat mit Batman Begins gezeigt, dass es
funktioniert, wenn man einen Helden komplett neu erschafft und auch eine
interessante Story bietet (die Anfangszeit von Batman), aber Superman hat
das Pech, einfach nur eine passable Rückkehr zu feiern, die genau da
anschließt, wo die ersten beiden Filme aus den 80ern aufhörten. Das ist
leider zu wenig für das anspruchsvolle Publikum von heute.

Wer noch ein paar Worte zur Action im Film haben will: Die ist gut, aber
sehr sparsam verteilt über die knapp 2,5 Stunden (welche meiner Meinung
nach auch zu lang sind und sich teils etwas ziehen). Aber auch bei den
Effekten bietet Superman Returns wenig Neues. Klar - alles sieht sehr
professionell aus (was bei satten 260 Mio Produktionskosten kein Wunder
ist), aber es gibt nichts, was man nicht irgendwie oder ähnlich gut aus
anderen Hollywood-Blockbustern gesehen hat. Herr der Ringe, Matrix und Co
haben das Effekte-Kino-Publikum der letzten Jahre eben doch sehr verwöhnt.

Es tut mir in der Seele weh, dass mich Film nicht ganz so beeindruckt hat,
wie ich es mir gewünscht hätte, denn ich war an sich schon immer ein Fan
des Stählernen - er ist praktisch der Vater aller Helden. Insgesamt ist
Superman Returns also kein totaler Reinfall, aber bei weitem auch nicht
der vielleicht von vielen erwartete Über-Blockbuster. Es ist ein Film, der
im Ganzen gesehen einfach nur für sein Potenzial und seine Möglichkeiten
ok ist und emotional etwas zu wenig berührt (auch wenn alles gegen Ende
etwas besser wird als in der echt schwachen ersten Stunde). Positiv: Die
wohl zu erwartende Forsetzung in einigen Jahren hat gute Chancen, diesen
Streifen deutlich zu übertrumpfen - vielleicht wird dann doch noch alles
gut.

Martin R. 23.8.06 07:26