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Nach der Hochzeit

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Mehr erwartet McJ 11.2.07 23:06

Hat mich Biers Vorgängerfilm - "Brothers" - extrem berührt, so fand ich "Nach der Hochzeit" eher enttäuschend. Auf der Haben-Seite: tolle Schauspieler, ein bildliches Gespür für Kontrast (das farbige, chaotische Indien vs. das grün-kühle, glatte Dänemark) und im Prinzip auch eine interessante Story.
Aber gleichzeitig hat mir die Regisseurin zu wenig aus ihren Möglichkeiten gemacht. Der erste Indien-Teil der Geschichte, mit dem quasi-adoptierten Waisen-Jungen bleibt letztlich bedeutungslos, sobald Jacob erst einmal in Kopenhagen ist. Auch in seiner Figur spiegelt sich das zu wenig wider: Jacob scheint sich im Anzug und Designer-Hotel nicht so unwohl zu fühlen, wie man erwarten würde.
Die ganze Reichen-Szenerie ist zwar schön ausgestattet, aber irgendwie gingen mir die Leute, insbesondere die Tochter, auch etwas auf den Keks. Alle etwas blutleer - was einem emotionalen Tiefgang schon etwas entgegensteht.
Auch die Bilder sind letztlich, trotz leichter Dogma-Reste, etwas penetrant. Ständige Großaufnahmen von Augen, Mündern und Blüten und Blättern (was sollte das?) - das versucht dann Bedeutung vorzuspielen, wo sie sonst nicht wäre.
Zentrales Manko bleibt aber die Geschichte. Ich habe eigentlich immer auf die Geschichte hinter der Geschichte gewartet - so etwas a la "Das Fest". Klar, es gibt eine solche Geschichte, wie man spätestens nach dem ersten Drittel deutlich ahnt, aber sie ist nicht so sonderlich überraschend. Sorry, aber mich hat das manchmal an ein durchschnittliches Melodram erinnter - und von S. Bier habe ich deutlich mehr erwartet.

McJ 11.2.07 23:06