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Seoul im Jahr 2000. Spoiler! Sebastian Roth 28.2.07 23:56

Seoul im Jahr 2000.
Giftige Chemikalien werden von einer amerikanischen Leichenbestattungsfirma durch die Abflüsse in den Han-Fluss gekippt (der McFarland-Skandal basiert auf wahren Begebenheiten). Schnitt.
Seoul im Jahr 2002.
2 Angler entdecken im Han-Fluss ein winziges "mutiertes" Wesen wie sie sagen. Die Auswirkungen des Umweltverbrechens scheinen schlimmer als erwartet. Regen. Ein Mann springt voller Angst von der Brücke über dem Fluss und verabschiedet sich von zur Hilfe eilenden Passanten mit der Aussicht auf Schreckliches. Der Titel wird eingeblendet.

Klingt alles nach einem gewöhnlichen Horror/Monsterfilm, der langsam versucht Spannung aufzubauen, um sein Publikum dann gewaltig durchzuschocken. Aber entgegen allen Genretraditionen versucht Joon-ho Bong gar nicht erst, das Publikum künstlich auf die Folter zu spannen, es wird sofort in den ersten 10 Minuten mit der vollen (missgebildeten) Gestalt des Monsters konfrontiert.
Und damit nicht genug, der Film spielt mit dem verstaubten Traditionen und Klischees des eingerosteten Horrorgenres und herausgekommen ist eine überaus innovative und witzige Schockerparodie mit ordentlich gesellschaftlichem Zündstoff und Seitenhieben an die USA und die eigene Regierung. Auch gesellschaftliche (u.a. durch Medien aufgehypte) Fürchte und Ängste wie z.B. ein Killervirus werden gekonnt auf die Schippe genommen.
Allerdings erschien mir der Film noch nicht ausgereift genug, um die vollen 119 min. lang spannend und interessant auf die Zuschauer zu wirken. In manchen Situationen wurde versucht, Emotionen aufzubauen, was ich nicht wirklich gutheißen kann. So gut der Genremix zwischen Horror und Parodie geworden ist, so mangelhaft ist der zwischen Horror/Parodie und Drama. Da hat sich der gute Joon-ho Bong ein klein wenig übernommen wie ich finde.
Dennoch, die Zeichnung der Charaktere ist gelungen, man sympathisiert mit der locker lässigen Art der Familie, die nun auf der Suche ist nach der verlorenen Tochter, die vom Monster aus wohl unerklärlichen Gründen gefangen und nicht gefressen wurde, vielleicht auf Vorrat mitgenommen (das ist nur ein Beispiel der parodistischen Elemente des Films).
Insgesamt kann der Film trotz einiger mÄngel in seiner parodistisch-gesellschaftskritischen Art überzeugen und dient als lustige Abendunterhaltung. Mehr jedoch (leider) nicht.
< 7/10 >

Sebastian Roth 28.2.07 23:56