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Brasch - Das Wünschen und das Fürchten

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Brasch - Das Wünschen und das Fürchten
Thomas Brasch
Deutschland 2010 - Regie: Christoph Rüter - Darsteller: (Dokumentation) - FSK: ab 12 - Länge: 92 min. - Start: 3.11.2011
Beschreibung

Künstler oder Krimineller - für Thomas Brasch waren das die möglichen Existenzweisen. Brasch war ein leidenschaftlicher und charismatischer, ein aggressiver Dichter und Filmemacher. Der Konflikt war sein Leben, der Schmerz sein Auge, die Wunde der Kontakt zur Außenwelt. Seine Theaterstücke, darunter "Lovely Rita", "Lieber Georg" oder "Rotter", prägten die Literatur der DDR ebenso wie die der BRD. Als Wegbegleiter von Heiner Müller und Matthias Langhoff, als Lebensgefährte von Katharina Thalbach ist er aus der deutsch-deutschen Theaterszene nicht wegzudenken. In BRASCH erzählt sein Freund und Kollege Christoph Rüter von der Begegnung dieses rastlosen Schriftstellers mit sich selbst.

Weil Thomas Brasch 1968 gegen den Einmarsch des Warschauer Paktes in Prag Flugblätter verteilte, ging er ins Gefängnis - unter maßgeblicher Beteiligung seines Vaters, der damals stellvertretender Kulturminister der DDR war. Fortan lebte er nicht nur mit dem Staat im Konflikt, sondern auch mit der Elterngeneration, die im Sozialismus einen Weg aus der faschistischen Vergangenheit Deutschlands finden wollte. Nachdem die Veröffentlichung seines Erzählungsbandes in der DDR verboten wurde, ließ Thomas Brasch "Vor den Vätern sterben die Söhne" im Westen drucken. Die Übersiedlung nach West-Berlin folgte. Im Westen erhielt er zahlreiche Preise, sah seine politische Identität jedoch stets in der DDR verwurzelt, verweigerte den westdeutschen Pass. Die Wiedervereinigung erlebte er als Abgrund und zog sich zurück.

Brasch begann, sein Leben zu dokumentieren, jeden Moment, an jedem Tag, in jeder Verfassung. Davon wurden mehr als 27 Stunden Filmmaterial nach seinem Tod gefunden. In diesen Aufnahmen, in Archivmaterial, an den Spreeufern Berlins und in Braschs Wohnung voller Bücher, Musik und Zigaretten entdeckt Christoph Rüter einen ruhelosen Menschen, den man nicht beherrschen, dem man sich nur aussetzen kann. BRASCH ist ein aufwühlender und sinnlicher Film geworden, ein produktiver Zugang zu einem faszinierenden Schriftsteller, der sich nie damit zufrieden gab, dass die Welt so ist, wie sie ist.
Foto: Roger Melis; Text & Verleih: Neue Visionen