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Mein Kampf

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Mein Kampf
Tom Schilling, Götz George
Deutschland / Österreich / Schweiz 2009 - Regie: Urs Odermatt - Darsteller: Götz George, Tom Schilling, Anna Unterberger, Bernd Birkhahn, Wolf Bachofner, Elisabeth Orth, Karin Neuhäuser - Prädikat: besonders wertvoll - FSK: ab 12 - Länge: 109 min. - Start: 3.3.2011
Beschreibung

Im Erste-Klasse-Abteil des Zuges nach Wien sitzt ein erbärmlich ausgemergelter junger Mann. Mit unsicherem Blick schielt er zum Schaffner und weiß, dass er rausgeworfen wird. Adolf Hitler (Tom Schilling) will mehr sein, als er ist: Ein berühmter Maler und kein armer Schlucker ohne Talent. Er bittet um Asyl im Männerwohnheim der derben Frau Merschmeyer (Karin Neuhäuser), die ihren "Insassen" dünne Erdäpfelsuppe auftischt und sie morgens mit rabiaten Sprüchen aus den Betten scheucht. Dreckig und kalt ist es drinnen wie draußen, im Wien um 1910. Als Hitler die kleine Welt der Obdachlosen betritt, bekommt er Inspirationen für ein neues Leben.

Der alte, jüdische Bibelverkäufer Schlomo Herzl (Götz George) stutzt ihm nicht nur den typischen Bart und hat die Idee zu einem Buch mit dem Titel "Mein Kampf", sondern rät ihm sogar zu einer Karriere als Politiker. Hitler bleibt gar nichts anderes übrig, weil die Kunstakademie ihn ablehnt und weder "Gott" alias Zimmergenosse Lobkowitz (Bernd Birkhahn) noch die Postbotin "Frau Tod" (Elisabeth Orth) ihn leiden können. Selbst das angebetete Gretchen (Anna Unterberger) kann er nur mit Tricks seinem Mentor Schlomo ausspannen, der gar nicht wahrhaben will, was passiert, und nicht glauben kann, dass sein Schützling bereits mit den Deutschnationalen auf Rattenjagd geht.

MEIN KAMPF ist ein Psychogramm des jungen Adolf Hitlers - zumindest, wie es sein könnte. Der Film des Schweizer Regisseurs Urs Odermatt, der sein Handwerk bei Krzysztof Kieslowski gelernt hat, wurde mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet. Das beachtliche Darstellerensemble mit namenhaften Theatergrößen wie Elisabeth Orth, Bernd Birkhahn und Wolf Bachofner, sowie der aus "Jud Süss - Film ohne Gewissen" bekannten Nachwuchsschauspielerin Anna Unterberger unterstützt das außergewöhnliche Spiel der Hauptakteure Tom Schilling und Götz George. Vorlage für MEIN KAMPF ist das gleichnamige Bühnenstück der Theaterlegende George Tabori. Im Vergleich ist der Film weniger grotesk und schlägt ernstere Töne an, ohne todernst zu sein. Beide sind eine zeitlose Parabel auf das Gute, das dem Bösen dient - ohne Anspruch auf historische Korrektheit, aber mit fantasiebeflügelter Anlehnung an Fakten.
Text & Foto: Projektor