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A Hard Day's Night [WA]

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40 JAHRE BEATLESFILM Dietmar Kesten 4.7.04 13:09

A HARD DAY’S NIGHT

40 JAHRE BEATLESFILM

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 4. JULI 2004.

Die meisten Lieder dieses Films sind bekannt.
Jeder kennt die Beatles. Fast jeder Song war ein Hit.
„Sgt. Pepper“ (1967) und das „Weiße Album“(1968)
stehen in jedem Musikschrank. Die 4 Pilzköpfe aus Liverpool
waren schon zu ihren Lebzeiten Legenden, verklärt,
waren Stars, Idole, die eine ganze Generation zu verzücken
wussten, waren popmusikalische Leitbilder und haben noch
heute eine riesige Fangemeinde.
Die Beatles waren eine Rockgruppe. Der erste Song
aus ihrem ersten Album „Please Please Me“ (1962)
lautete nicht von ungefähr „I Saw Her Standing There“,
ein Song, der noch heute von Paul McCARTNEY
stets zu Anfang seiner Touren gespielt wird.
Bezeichnenderweise gibt es bis heute keinen ernstzunehmenden
Versuch, dem Phänomen Beatles im Film näher zu kommen.

Neben einem Jugendfilm „Yesterday“
(Regie: Radoslaw PIWOWARSKI, 1985), wäre nur noch
„Backbeat“ (Regie: Iain SOFTLEY, 1994) zu nennen.
Letzterer zeigt die Geschichte der Beatles in Hamburg
1960 und 1962, das Drama um den einstigen
Bassisten Stuart SUTCLIFF, der mit Astrid KIRCHHERR
liiert war, die die Beatles-Frisuren kreierte und die ersten
Fotos der Gruppe machte, und am 10. April 1962
im Alter von nur 21 Jahren an einem Gehirntumor verstarb.
Die Beatles tourten damals im Hamburger Star-Club.
Alte und seltene Aufnahmen von damals, die es heute noch
auf diversen Tonträgern und Filmen gibt, geben einen Einblick
über die Anfänge ihrer Musik, über das Publikum und
über ihre unverwechselbare Art, Musik rüberzubringen,
die sich auch eindeutig vom damaligen Bluesmodell,
das in dieser Zeit vorherrschte, abhob.

Ihre Texte entsprachen der Schnoddrigkeit und der
Sensibilität der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse,
respektlos, selbstparodistisch. Sie befreiten immerhin den
Rock’n Roll ohne dessen Ursprünglichkeit zu zerstören.
„A Hard Day’s Night“ ist ein Beispiel für die durchlüfteten
Songs mit viel Wortwitz, spielerischer Gesangsironie
und unkomplizierten Tanzrhythmen.
Später entwickelten sie ihre berühmte Eigenart, ihren
eigentümlichen Stil, der Harmonien, der frischen
komponierten Unmittelbarkeit verbunden mit modalen
Tonleitern, was letztlich die Originalität der
Liverpooler ausmachte.

Mit dem Erscheinen ihres erstens Songs „Love Me Do“
(5. Oktober 1962) und der Verpflichtung eines Managers
(Brian EPSTEIN) veränderte sich ihr Leben von einem
auf den anderen Tag.
Höchstwahrscheinlich begründete auch diese Single
die Basis für ihren Erfolg.
Nach einer Reihe von weiteren musikalischen Erfolgen
kam 1964 der Richard LESTER Film
„Yeah, yeah - A Hard Day’s Night“ in die Kinos.
Allein die Gewinne aus dem Verkauf dieses ersten
Film - Soundtrack - Albums deckten die Herstellungskosten
des Streifens, bevor überhaupt eine Kinokarte verkauft
war. Dieses Phänomen erreichte keine andere Rockgruppe
mehr.
Richard LESTER, der später auch für den Beatles
Film „Hi, Hi Hilfe (Help)“, 1965 und für den Mitschnitt
der Welttournee von Paul McCARTNEY (1991)
verantwortlich war, begründete mit diesem Film seine
eigentliche Karriere als Regisseur.
Später wurde er durch die Filme
„Wie ich den Krieg gewann“ (1967) mit John LENNON,
der am 8. Dezember 1980 in New York erschossen
wurde, aber auch durch die
Abenteuer der Musketiere „Die drei Musketiere“ (1973),
„Die vier Musketiere“ (1974) und „Rückkehr der
drei Musketiere“ (1988) bekannt.
Daneben legte er die Filme wie „Danach“ (1968),
„18 Stunden bis zur Ewigkeit“ (1974), „Supermann II“ (1980)
und „Supermann III“ (1983) vor.

Der Film „A Hard Day’s Night“, der vor 40 Jahren in die
Kinos kam und auf dem Höhepunkt der ‚Beatlemania’
herauskam, besteht aus Szenen aus dem Leben der Beatles
während einer Konzerttournee in England. Er ist eine
höchst wirkungsvolle Kombination aus dokumentarischen
Mitschnitten, ihren Bühnenauftritten, eingeflochtenen
Slapstick-Gags, ein Film mit vielen Songs, einer rudimentären
Spielhandlung, die viel Witz und Tempo ausstrahlt und von
Richard LESTER bestens in Szene gesetzt.
Ein Novum war der Film deshalb, weil er erstmalig neuartig
inszeniert wurde, was für spätere Musikfilme richtungweisend
und authentisch werden sollte. Er gibt das schlichte
Lebensgefühl dieser Zeit wieder, fern ab vom Stress der heutigen
Tage und wagt sich an eine etwas sorglose Betrachtung
dieser Zeitatmosphäre heran, die uns heute leider abhanden
gekommen zu sein scheint.
LESTER inszenierte einen Film, der sich durch einen
gewissen Anarchismus auszeichnete, da er auf eine
protokollarische Regelfolge der heutigen, oftmals einen Film
zerstörenden Drehbücher, verzichtete. Parodistische Stilexperimente,
die sich später in „Yellow Submarine“ (1967/68) fortsetzten sollten,
prägten den Film, der aber auch in gewisser Weise durch eine
schlechte Synchronisation zerstört wurde.
Die lebendigen Dialoge der „Fab Four“, die im Original besser
zur Geltung kommen, können heute dem Publikum nur in dieser
deutschen abgespeckten Fassung zu Gehör gebracht werden.

Richard LESTER schuf mit diesem Film den vielleicht legendärsten
Einschnitt in der Geschichte des Musikfilms.
Heute sind Musikvideos zusammengepappt, Musikfilme, die
ihre Handlung mit einem videoclipartigen Stil verbinden, gibt es
nicht. Sie werden mit einen schleppenden Handlung gestaltet
und kommen kaum über ihr eigentliches Verfallsdatum hinaus.
Schnelle Schnitte und die überraschenden Kameraperspektiven,
lassen die erfolgreichste Popgruppe aller Zeiten, zwischen
Dokumentation und Fiktion stehend, wie Realschauspieler
aussehen, obwohl sie doch keinerlei Filmerfahrungen besaßen.

Die Segel, die die Beatles setzten, um die Welt zu erobern
(„Jetzt sind wir bekannter als Jesus“, John LENNON), kamen
einem musikalisch-jugendlichen Freiheitsdrang gleich.
Dass es neben der Ernsthaftigkeit von John, Paul, George und
Ringo, auch darum ging, Spaß zu haben und den Etablierten
davonzulaufen, machte LESTER durch seine rasanten
Kamerafahrten deutlich: sie laufen vor Managern,
Fernsehteams, der Presse, vor allem der Mädchenscharen
davon und treffen sich in einem atemberaubenden Finale auf
einem Flughafen und singen die Songs „Can’t Buy Me Love“
und „Tell Me Why“.
„A Hard Day’s Night” ist ein faszinierender Film, ein
making of seiner selbst. Er war Ausdruck der Begeisterung
für diese Musik, mit der die damalige Erwachsenenwelt
nicht zurechtkam.
Er lässt diese Zeit Revue passieren, singt ein Loblied
auf die Swinging’ Sixties und reißt uns mit.
Die Beatles waren das Symbol der 60er Jahre und
der Film war der erste Schritt zur ästhetischen
Weiterentwicklung von Kunst im Film.

Fazit: „A Hard Day’s Night“ ist ein Rock’n Roll-Abenteuer, ein
Film, der alle Maßstäbe sprengte, eine Legende in schwarz und
weiß. Nach vierzig Jahren begegnen uns die vier
in ihrem altmunteren Geist, der abgedreht und begeisternd
ist. Von der Leinwand springend rufen sie dazu auf:
„All you Need is Love.“

Anmerkung des Verfassers: kein anderer Beatles Film
war erfolgreicher.
„Help“ (1965) konnte nicht daran anknüpfen.
Der Comicfilm „Yellow Submarine“ (1967/68) hatte ein
anderes Handlungskonzept und „Magical Mystery Tour“ (1967),
den die Beatles seinerzeit ohne Regisseur drehten,
wurde ein Flop.
1969/70 drehte R. Michael LINDSAY-HOGG
„Let It Be“, der wenig beachtet war.
“Imagine - John Lennon 1988“ von Andrew SOLT war
leider ein Film, der sich nur mit der Entstehung des
Songs zum gleichnamigen Film beschäftigte und
John LENNON mit Yoko ONO zeigte, die wie in Trance
durchs Bild huschen.
Von den „Fab Four“ leben heute nur nur
Richard Starkey (Ringo Starr) und Paul McCARTNEY,
Georg HARRISON verstarb am 29. November 2001 an
einem Krebsleiden.

Songs aus „A Hard Day’s Night“ waren:
-A Hard Day’s Night
-I Should Have Known Better
-If E Fell
-I’m Happy Just to Dance With You
-And I Love Her
-Tell My Why
-Can’t Buy Me Love
-Any Time at All
-I’ll Cry Instead
-Things We Said Today
-When I Get Home
-You Can’t Do That
-I’ll Back.

Von der Singl “A Hard Day’s Night” wurden über
3 Millionen Exemplare verkauft, das gleichnamige
Album verkaufte sich 3, 5 Millionen mal.
Bis 1973 wurden insgesamt ca. 90 Millionen Langspielplatten
und 125 Millionen Singles mit Musik der
Beatles abgesetzt.
Bei den meisten Aufnahmen stand ihnen
Georg MARTIN, der kreative künstliche Kopf,
zur Verfügung, der auch die meisten ihrer Alben produzierte.
1964 in der ‚Ed Sullivan-Show’ in Amerika schalteten
damals ca. 74% aller Fernsehzuschauer das Gerät
an, um ihren Auftritt mitzuerleben.
Am 15. September 1965 geben die Beatles im
New Yorker Shea Stadium ein Konzert vor mehr als
60.000 Menschen. Dieses Konzert gilt als das erste
Open-Air Festival.
Brian EPSTEIN stirbt am 27. August 1967 im Alter von
33 Jahren. Die Nachricht erreicht die Beatles während
eines Trips in Indien.
Am 10. April 1970 gibt Paul McCARTNEY die Trennung der
Gruppe bekannt. Einige Tage später geben sie auf dem
Apple Gebäude ihr endgültiges letztes Konzert.
Ihr letztes öffentliches Konzern geben die Beatles am
29. August 1966 in San Francisco und erklären mit dem
gleichzeitig erscheinenden Album „Revolver“ ihren
Rücktritt von der Bühne.
Mit „Rubber Soul“ (1965) „Revolver“ (1966) und
„Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ (1967) legten
sie Meilensteine in der Geschichte der Rockmusik vor.

Alben der Beatles:
-Please Please Me (1963)
-A Hard Day’s Night (1964)
-Beatles for Sale (1964)
-Help! (1965)
-Rubber Soul (1965)
-Revolver (1966)
-Sgt. Pepper (1967)
-The Beatles - The White Album (1968
-Yellow Submarine (1968)
-Hey Jude (1969)
-Abbey Road (1969)
-Let It Be (1970).

Dietmar Kesten 4.7.04 13:09