filmz.de
Closed

Das Zimmer meines Sohnes

[ Info ] [ Links ] [ Kommentare ]
ja nicht übel Tuvok 29.8.04 22:44

In Ancona, einer Kleinstadt in Italien, lebt GIOVANNI und PAOLA mit Ihren 2 Kindern dem heranwachsenden Sohn ANDREA und der gerade pubertierenden Tochter IRENE ein richtiges Familienbilderbuchleben. Man ißt gemeinsam zu Frühstück, unternimmt mit der Familie gewisse Dinge die heute schon lange verloren gegangen sind. Wer bespricht noch außer Nintendo Spielen und Sexartikeln, Dinge die früher an Wichtigkeit einen gewissen Stellenwert haben ? Wer unternimmt noch mit den Eltern Unternehmungen die Spaß machen, und nicht Geld kosten ? Wer joggt noch mit seinem Vater eine gewisse Strecke ? Wenige. ANDREA ist nicht so gewesen.

Eine Familie die jederzeit Halt bietet. Eine PAOLA die einer geringfügigen Tätigkeit nachgeht. GIOVANNI ist Psychoanalytiker, und ist seit Jahren mit Patienten im Clinch, um Ihnen weis zu machen das sie nicht alle Tassen im Schrank haben, und das sie sie endlich ordnen sollen.

Sie leben alle so langsam dahin. Bis eines Tages ANDREA von der Schule bezichtigt wird, ein Fossil gestohlen zu haben. Kann keiner glauben, weil sich ANDREA nie was zu schulden kommen ließ. Nach langen Gesprächen stellt sich raus das er es doch war, und das der Jugendstreich ihn sehr beschäftigt hat, da er seinen Vater fälschlicherweise belogen hat, was er ja nie gemacht hat. IRENE hat wenig Kontakt mit ANDREA, da sie versucht Ihr kleines Leben in den Griff zu bekommen.

Irgendwie mutet die Geschichte an wie „ Das süße Jenseits „ mit einem Kleinen Hauch „ Der Holzschuhbaum „multipliziert mit „ Mein liebes Tagebuch „. Eines Tages als GIOVANNI anstatt mit seinem Sohn die Verabredung zum Sonntaglichem Joggen nicht halten kann, fährt er zu OSCAR einem Klienten der in höchsten Schwierigkeiten steckt, da er einen Tumor diagnostiziert bekommen hat, und sofortige Beratung und Betreuung erbittet. ANDREA macht inzwischen einen Taucherausflug. Nach kurzer Zeit, als man von ihm nichts hört, kommen seine Kollegen und berichten von einem Unfall.

Er sei in eine Grotte getaucht, bekam keine Luft, tauchte auf, und starb an einer Embolie wie sich herausstellt. Die Eltern können das nicht fassen, eine Welt die größer ist als unsrige bricht zusammen. Man trifft sich im Spital, die Beerdigung geht schnell vonstatten, und nicht mal Zeit für einen richtigen Abschied ist da. Doch der wahre Kampf und Krampf beginnt erst. Ein Leben ohne Sohn.

Eine Goldene Palme für diesen 98 Min. langen Italienischen Film gab es vor kurzem. Eine Geschichte die so richtig in die Karge Weihnachtszeit reinpaßt. Fernab jeder Ethischen Filmzivilisation eines „ Indpendence Day „ Ein Film der wirklich traurig stimmt, ein Film der fernab jeder Lustigen Gesellschaft ist, und der nicht fröhlich stimmt.

Ein Film der realistisch ist und so traurig wie das Leben ist. Man stelle sich nur alleine die Vorstellung vor, wenn ein Kind stirbt, vor den Eltern, dann geht dieses gegen das Erlebte Idealbild des Lebens und man lebt das Schicksal eines Nicht wieder zu gut machenden Menschenlebens dahin.

Giovanni selbst ein Psychoanalytiker, täglich zu tun habend mit leicht geistig verwirrten Menschen und Frauen, mit Leuten jeden Alters und Standes, sieht sich in seiner ausweglosen Situation nicht verstanden, und versucht Auswegen zu finden die seinen abgrundtiefen Schmerz lindern. Das Leid ein Familienmitglied zu verlieren trifft tiefer als jeder Krieg den die Welt je erlebt hat. Das eigene Leben ist dann nichts mehr wert, und bewundernswert wie diese Familie die Dinge gemeistert hat. Der Film hat eine sehr gute ruhige Geschichte, neigt aber zur Langatmigkeit oder eher zur Langweiligkeit. Ein Film der einem Haltloses Weinen verspricht, und dem Zuseher falls weiblichen Geblütes tränendurchwirkte Augen beschert. Meine bessere Hälfte hat sich derweilen in die Bestandteile der Atomaren Welt aufgelöst, und sickerte durch die grobmaschigen Poren des Kinoteppiches.

Leises Schluchzen machte sich im Raum breit und war das Hintergrundgeräusch während der 2. Hälfte des Filmes, und dann auch nicht mehr wegzudenken. Der Film ist sicher sehr wertvoll und es ist ein wohldurchdachtes und meisterlich gedrehtes Drama, das seinesgleichen sucht. Aber er war für mich langweilig.

Auch wenn er höchste Bewertung verdient, die Geschichte war leider etwas fade. Fernab von jeder Hollywoodkitschkonvention angenehm anzuschauen ist er trotzdem nur ein Film der perfekt auf Video gebannt für den Sonntagnachmittag im Heimkino mit der Freundin im Arm besser wirkt, als auf Großleinwand.

Schließlich hat man Zu Hause immer Taschentuchvorrat.

Weinschneuzschluchzige

77,10 von 100

Tuvok 29.8.04 22:44