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Der Pianist

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Der Pianist Tuvok 30.10.02 20:05

Stell dir vor du lebst in einem Ghetto. Stell dir vor deine Familie wird vor deinen Augen irgendwohin gebracht, und du weißt nicht mal wohin. Stell dir vor das dein Nachbar im Rollstuhl von deutschen Nazischergen aus dem Fenster geworfen wird. Stell dir vor du bist die ganze Zeit auf der Flucht und versuchst als U – Boot zu überleben. Stell dir vor, das Soldaten die du nicht kennst, vor deiner Wohnung einfach eine Maure aufziehen. Stell dir vor das du so hungrig bist das du wirklich alles essen würdest, und stelle dir vor das du Tagelang nichts gegessen und getrunken hast. Stell dir jetzt dein Leben vor das du 2002 führst, in Wohlstand, ohne Armut, und ohne Sorge um das tägliche Brot. Stell dir vor du hast Brüder, Schwestern, du hast eine Familie die dich liebt, die du liebst, und dann sind sie weg. Stell dir vor du bist fast alleine in der Stadt. Stelle dir vor du hast nichts, absolut nichts, nicht mehr als das was du am Körper trägst und das ist schon ein Fetzen. 1939, Hitler hat den Polen den Krieg erklärt, Warschau wird besetzt, die Stadt wird in Ghettos verwandelt. WLADYSLAW SZPILMAN
( Verkörpert durch den wirklich fantastisch gut besetzten Adrien Brody ), ist ein Stadt und landbekannter Klavierspieler. Er lebt mit seiner Mutter, seinem Vater ( Frank Finlay ), seinen beiden Schwestern REGINA und HALINA und seinem Bruder ED mitten in Warschau.
Dort wo die High Society eigentlich verkehrt. Dort wo die meisten Polnischen Juden sind.
Die Familie hatte Geld, sie hatte, und nun muss sie um jeden Groschen kämpfen. Als die Deutschen das Land besetzten, kamen jeden Tag neue Schreckenstaten hervor, die Leute wurden alt wie Jung gedemütigt, geschlagen, und misshandelt, zum Spaß von vielen Nazi Soldaten. Die Familie SZPILMAN versucht sich eher schlecht als recht durchzuschlagen.
Angst hat sie erfasst, als dann noch zum Befehl wurde das jeder der ein Jude ist einen blauen Davidstern tragen sollte, und man sich nirgends öffentlich blicken lassen darf. Die SZPILMAN´s verkaufen alles was man zu Geld machen kann, WLADY verliert seine Stellung, er hat kein Geld, und sie müssen zu einem Spottpreis sein Klavier verkaufen. Dann kommt das schlimmste, als sie die Mauer durch Warschau ziehen, das Warschauer Ghetto. WLADY hätte es besser haben können, man hätte ihn zu einer Art Polizeitrupp eingesetzt, unter der Aufsicht der Nazis, wo der Juden in Polen kontrollieren könnte, aber er zieht die Arbeit in einem schäbigen Kaffeehaus vor wo er zwar fast nichts verdient, aber gerade mal die Familie so über Wasser hält. Die Zeit wird immer schlimmer, alle verlieren das letzte was sie haben, die Mauer ist zu einer Art Mahnmal der Trauer geworden, und als dann 1942 alle Juden in eine Art Arbeitslager transportiert wurden, ist auch das letzte Bisschen Mut weg. WLADY wäre auch mitgenommen worden, wenn nicht ein Kollaborateur, ein alter Freund in im letzten Moment gerettet hätte, und so entkommt er, abgemagert, hungrig seit Tagen nichts gegessen, und flüchtet zurück ins Ghetto das total menschenleer ist. Er schafft es unerkannt in einem Bautrupp für die Deutschen unterzukommen, und hilft nebenbei dem Widerstand Waffen zu schmuggeln. Im Jahre 1943, so im März, hat HIMMLER den Befehl gegeben, die restlichen Juden zu holen, sie zu töten, oder abholen zu lassen um sie zu vergasen. SZPILMAN weiß er muss flüchten. Polnische Untergrundkämpfer helfen ihm so gut es geht, und entdeckt dadurch eine alte Freundin, DOROTTA die er seit langem nicht gesehen hat, sie war mal frühre seine Freundin. Sie ist jetzt schwanger, und hilft ihm. Er schafft es bis zu einem Notfallquartier, direkt über dem deutschen Sicherheitsbüro in Warschau, wo er hin und wieder versorgt lebt, bis er krank wird und mit dem Tode kämpft. Die Tortur geht weiter, denn sein Haus wird angegriffen, alle Freunde und Bekannten sind weg und erneut muss er mit dem letzten was er hat flüchten und sich eine Bleibe suchen, der Winter jedoch naht.
Das Schicksal dieser Authentischen Verfilmung, das es auch als Roman gibt, von einem Polnischen Klavierspieler wurde mehr als drastisch perfekt vom Regisseur Roman Polanski in einem 145 Min. Film in Szene gesetzt. Wie schon bei „ Hitlerjunge Salomon „ hat auch hier Priorität was sich von der Sichtweise des Protagonisten abspielt, ohne sich in unwichtige Details zu verlieren, die dann nur dazu gedient hätten, das ganze zu straffen, oder vielleicht in einer Art „ Der Soldat James Ryan „ eine Art Liebe zu Gräueltaten zu erwecken. Der Film leuchtet auf, aber er beleuchtet nicht unnütz etwas das jeder weiß. Er zeigt das Grauen von einer Seite die wir selten kennen, und auch von der Bevölkerung her, uns etwas unbekannt ist.
Die unsägliche Qual und Erniedrigung wird beschämend in absolut widerwärtigen Bildern festgehalten die doch niemals so weit gehen das sie dem Zweck der Selbstverherrlichung dienen könnten. Dieser etwas obskure Leidensweg dieses Protagonisten der noch dazu tatsächlich passiert ist, ist noch erschütternder als die unzähligen ZDF Dokumentationen, weil hier auf Spielfilmniveau agiert wird, um eine Art Familiengeschichte zu erzählen. Sicher ist sie teils in einigen Abschnitten etwas langweilig, und sicherlich wünscht man sich vielleicht mehr Krach krawumm, aber gerade dieses Fehlen macht den Flair der Geschichte aus, da sie in einer Art Semidokumentarischer Darstellung, jede Hitler Dokumentation übertrifft, da sie nämlich beides beinhaltet. Das Leben schreibt doch die besten und härteste Geschichten, außerdem spielt Adrien Brody seine Rolle mit hervorragender Grazilität und ist mehr als passend für seinen Part gewählt. Nun ist es doch meistens so, das ein Filmthema, das oftmals verfilmt wird, zu einer Art Klischee wird, weil man das ganze auch schon gesehen hat. Der Trick um so etwas zu verhindern, ist die Form der Dokumentation die dann auf den Spielfilm die Einwirkung hat, das man nicht merkt, in welchen Teil sich das ganze jetzt bewegt.
Und das gelingt Roman Polanski mehr als gut. Was auch hier gut gelungen ist, das die schrecklichen Bilder sich ins Hirn nicht so einbrennen als wären sie tagtägliche Wirklichkeit sondern in einer Art, das es einem ein Vergessen zeigt, aber kein Verdrängen. Ein Film in der eigentlich jeder weint der ein Herz hat. Die Not, die Panik und den Hunger zu sehen, die oftmals auftretende Bereitschaft Leuten zu helfen, und bereitwillig sein Schäflein zu tun um die größte Not zu verhindern wenn sie da ist, zwingt jedem hartgesottenem Kritiker im Laufe der Geschichte eine Menge Tränen in die Augen. So ist man mehr als gewillt seine Freundin in den Arm zu nehmen, um sich bei Ihr auszuweinen, was oftmals schlecht gelingt, da sie schon verweint auf meinem Schosse liegt, und ich so mit meinem Arm Vorlieb nehmen musste. Der war dann ganz schön durchnässt. Das Kunstwerk das Polanski hier vollbracht hat, ist das ein Teil der Erzählung irgendwie unsichtbar vonstatten ging. Man weiß zwar, aber man braucht es doch nicht sehen, doch nicht das zu sehen, was man schon viel zu oft gesehen hat in vielen derartig schlechten Bildern und Monologen das in einem kein Gefühl mehr hervorsteigt. Wäre aber der Hauptdarsteller nicht gewesen wäre das eine langweilige Geschichte gewesen, und so hat alles einfach zusammengepasst, auch wenn diese Autobiographische Verfilmung eher mehr was für Kunstkritiker als für mich ist, war ich dennoch begeistert, weil die Eindringlichkeit so festgehalten wurde, wie schon damals bei
„ Der Bockerer „.Ein Film der eigentlich in jeden Hauptschulfilmfundus gehört und in unzähligen Schulvorführungen erzählt und dargebracht werden sollte.

90 von 100

Tuvok 30.10.02 20:05