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About Schmidt

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About Schmidt Tuvok 31.3.03 23:48

About Schmidt

WARREN SCHMIDT ( Jack Nicholson ) ist Versicherungsmathematiker. Er arbeitet für eine der größten Versicherungen in den USA, für die Wooden Man. Hier gibt es alles, von beheizten Klosesseln bis hin zu desinteressierten Mitarbeitern. WARREN ist der Midlife Crisis einige Jahre entfleucht, aber jetzt holt sie dich ein. Frau HELEN ist ein Drachen, stinkt und geht dauernd einkaufen, schnarcht und keppelt dauernd herum. Kocht und hat ein Riesen Wohnmobil. Tochter JEANNIE hat sich von den Eltern die bieder in Omaha leben getrennt und lebt in einem anderen Staat. Hat wenig Kontakt zu den Eltern und ist in der Softwarebranche tätig. RANDALL HERTZEL einer der Flammen von JEANNIE ist der zukünftige Mann der jetzt mit Ihr verlobt ist. WARREN kann ihn nicht besonders leiden, er ist dreckig, ein Glatzköpfiger Hippie, ist Vertreter und Verkäufer für Wasserbetten, hat 0 Zukunftschancen, und ist nicht gerade das was man sich unter einem Schwiegersohn vorstellt. Eher so was wie eine Silversterrakte. Abschießen und vergessen.
WARREN ist 32 Jahre beschäftigt, kennt RAY seinen Freund seit 40 Jahren oder mehr, und ist seit 42 Jahren mit HELEN verheiratet, ist 3 x umgezogen und sein ganzes Leben ist Mathematik. Er hatte nie Zeit für die Familie, jetzt fehlt sie ihm. Eines Tages fällt ihm eine Nachricht und ein Brief von einer Patenschaft für Kinder in Afrika in die Hand, nachdem er einen traurigen Spot sah. Er sucht nach einer Lösung aus seiner Misere, und die findet er in den 22 $ die er NDUGU UMBA aus Tansania schicken will, einem 6 Jährigen Waisenknaben. Dem schreibt er all seinen Frust, und als er von der Post heimkommt, ist HELEN tot. Sein Leben ist zerstört, er hat niemanden und Tochter JEANNIE kommt mit RANDALL endlich nach Monaten zu Besuch. Die Hochzeit steht bevor. Er kann RANDALL nicht leiden, der ihn schon. Seine Mutter ROBERTA war 2 x verheiratet. Auch so lauter Hippies. Keine Kultur. Doch dann kommt es noch schlimmer. Er entdeckt in den Umbauten und dem ganzen Spätjunggesellenchaos Briefe von seinem besten Freund RAY der ein Verhältnis vor 20 Jahren mit seiner HELEN gehabt hat. Er dreht durch. Macht sich auf den Weg durchs Land. Will Tochter besuchen und nachdem sie sich dagegen wehrt, beschließt er, seine Schwägerin zu besuchen.
Dieser 124 Min. Brocken zeigt den knapp 67 Jährigen Jack Nicholson in seiner letzten Rolle für die er für den Golden Globe nominiert worden ist. Es ist die Parabel um einen Mann der wohl Geld hat, Ruhm und Reichtum, aber er hat eines nicht. Er hat den Sinn des Lebens nicht gefunden. Was ist der wohl ? Schmidt ist ein Beispiel dafür für einen Mann der nach Ruhm gesucht hat. Er ist ein Versicherungsmathematiker, eine Jobart die schon im Aussterben ist und so interessant, wie die Gesangstunden von Vollkornweckerln.
Die Tristesse wie in „ Iris „ dazu die Gleichgültigkeit und die Traurigkeit der eigenen Seele wie bei „ Grüne Tomaten „ und schon fertig ist eigentlich ein kleines Kunstwerk. Sicherlich ist der Film zeitweise stinklangweilig, aber das wird dann wieder durch eine ironisch witzige Aktion von Jack gerettet. Der Film kommt ganz ohne Action und Feuerwerk aus und ist trotzdem was besonderes, denn Jack ist einer der besten Schauspieler aller Zeiten. Was sehr gut dargestellt wurde ist die Zeit, in der man alt ist, keine Kinder hat die einen pflegen. Was für die meisten selbstverständlich ist, ein Haus voller Kinder zu haben, ist hier eigentlich was sehr seltenes, denn in seinem Haus lebt eine alte Frau, die stinkt, ist hässlich sie schnarcht, räumt alles dauernd zusammen, und man ist in Ihrem Haushalt so richtig gefangen. So richtig realistisch wie es ist mit einer Frau 42 Jahre lange zusammen zu leben. Es wird einfach fade, du sehnst dich nach Frischfleisch, nach einer gewissen Veränderung, und dann kommt es meistens so das dein Wunsch erfüllt wird, nämlich durch den Tod desjenigen oder die Krankheit des Jenigen den du nicht magst. So wird auch hier grandios rübergebracht, sei vorsichtig mit deinen Wünschen und vor allem, schätze das was du hast, und trauere nicht dem nach was du nicht hast, denn es ist nicht wichtig was du hast oder wer du bist, sondern was für eine Hoffnung du wohin lebst und an was du glaubst. Geld, Ruhm, Reichtum und Macht, sie sind Illusionen von kurz anhaltenden Blitzmomenten die zwar vielleicht Jahre dauern, aber in Wirklichkeit bricht dein Herz auseinander. Du kannst in solchen Momenten wo eine große Trauer auf dich zukommt eigentlich gar nichts machen, und wenn du im Leben nie gelernt hast auf dich selber aufzupassen und dich nicht auf andere dauernd zu verlassen, bist du mal hilflos. Die Hoffnung gibt uns Menschen die Kraft, die es erträglich macht jeden Tag aufzustehen, und schlafen zu gehen, andern Menschen höflich und freundlich zu begegnen. Jack spielt seine Rolle gut wie immer, er ist ein aussterbender Dinosaurier im Tampondschungel der Großstadtgesellschaft, die verlernt hat richtig Schauzuspielen. Der Film hat sogar einige wenige lustige Momente und einige sehr langweilige Momente, in denen man am liebsten die Sitzbezüge runterknabbern würde, wenn man nicht gerade gebackene Solettistangen hätte, aber das sind nur kurz anhaltenden Momente.
Einige Dinge in dem Film bleiben einfach offen, das macht das ganze realistisch, weil es ohnehin unmöglich ist was sich so in den Ehebetten der eigenen Kinder abspielt, das braucht nun wirklich keiner zu wissen, und auch gut ist es deswegen, weil dieses Geheimnis uns Leute anregt wieder zu denken, was wir in den heutigen Regierungen leider schon vergessen haben, weil uns alles vorgekaut wird. Die Amis sind schon ein eigenartiges Volk, so richtig patriotisch, und immer allzeit zum Feiern bereit. Und in Wirklichkeit hat jeder seine eigenen Probleme, und man kann sich nicht mal darum kümmern, wer denn da vor 15 Jahren in der Wohnung nebenan eingezogen ist. Eigentlich ist der Film traurig und einige Momente waren so richtig wieder zum Heulen ausgelegt, und man kann sich so auf die behaarten kräftig gebauten Schenkel seiner Freundin anlehnen. Blöd ist nur wenn das dann ein aus der Zucht entlassener Gorilla ist, der in der Gefangenschaft Nicholson Fan geworden ist.

Sehr zu empfehlen für Leute die gerne Filme sehen wie es im wirklichen leben zugeht, für Junge Leute damit sie sehen wie beschissen es ist alt zu werden, und was man dagegen am besten macht. Viele Kinder Zeugen, an allen Orten wo es nur geht, außer Aufzügen die haben immer so ruckartige Bewegungen, aber dafür auf jede Arten von Küchengeräten. Und für Leute geeignet die bald sterben, und noch sehen wollen was sie für Fehler gemacht haben. Nein einfach super gespielt und ein sehr guter Film.

Künstlerisch wertvoll.

83 von 100

Tuvok 31.3.03 23:48