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Anansi - der Traum von Europa

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Anansi - der Traum von Europa
"Anansi - der Traum von Europa"
Deutschland 2002 - Originaltitel: Anansi - Regie: Fritz Baumann - Darsteller: George Quaye, Naomie Harris, Jimmy Akingbola, Maynard Eziashi, Jeillo Edwards, Chrys Koomson, Danny Sapani, Mark Zak - Prädikat: wertvoll - FSK: ab 12 - Länge: 81 min. - Start: 23.1.2003
Beschreibung

ANANSI ist die Geschichte einer Gruppe von Westafrikanern aus dem Land des Windes, der Sonne und des Meeres, die sich aus Not auf den abenteuerlichen Weg nach Deutschland macht, um das Glück der Satellitenbilder und die Traumschlösser der Rückkehrer zu finden. Eine Odyssee voller Leiden und Wunder und einer Liebe, die über Grenzen geht.

Eine unaufhaltsame Völkerwanderung ist in Gang gekommen. Kontinente sind in Aufruhr geraten, der Süden sucht den Weg in den Norden. Die Armenhäuser haben ihre Türen geöffnet: Wen die Verzweiflung nicht lähmt, der sucht sein Glück jenseits der Grenzen - um jeden Preis. Not macht erfinderisch und Hunger schärft den Verstand. Die Cleversten machen sich als erste auf den Weg. Durch das Ersparte ihrer Familien unterstützt, können sie erst zurückkehren, wenn sich die Investition in ihr Wagnis gelohnt hat.

Der afrikanische Kontinent hat in den letzten Jahrzehnten einen beispiellosen Niedergang erlebt. Eine Generation ohne Perspektiven ist herangewachsen, ihre Heimat ernährt sie nicht mehr, Despoten lassen Intellektuelle in Folterkammern verschwinden, Seuchen bedrohen ganze Landstriche, die traditionelle Kultur gilt nichts mehr. Eine letzte Illusion des Glücks, die Vision eines neuen Paradieses manifestiert sich über Satellitenschüsseln: eine schöne, reiche Welt hoch im Norden, in den Ländern der ehemaligen Kolonialmächte. So entsteht eine umgekehrte Migration. Wie vor 400 Jahren, als die Europäer ihr Glück in den Kolonien gesucht haben, brechen heute jährlich Zehntausende von afrikanischen Glücksrittern, in Ghana “Hamburger” genannt, auf, um eine neue Existenz für sich und ihre Familien zu finden.

Europa verschließt sich, hat seine eigene Geschichte vergessen und die Erinnerung daran verloren, dass die Bausteine seiner eigenen Größe die Impulse fremder Kulturen und die Reichtümer seiner ehemaligen Kolonialstaaten waren.

Der Film erzählt plakativ und subtil, berührend und unterhaltsam zugleich die Reise einer Gruppe von Ghanaern und eines Togolesen um die halbe Welt bis nach Deutschland. So ist ein Spielfilm entstanden, der sich nicht ohne Humor eines ernsten Themas annimmt, das in Zukunft für Deutschland und andere Länder der Europäischen Union immer dramatischere Ausmaße annehmen wird.

ANANSI betrachtet unsere Welt durch fremde Augen - ein anderer Blick. Am Ende bleibt die Frage nach Toleranz und Menschenwürde.
Text & Foto: Progress