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Basic

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Basic Dietmar Kesten 14.9.03 13:00

BASIC

VERLOREN IM DSCHUNGEL DER LEERE

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 14. SEPTEMBER 2003.

Von Johann NESTROY stammt der Satz:
„Täuschung oder getäuscht werden. Wer glaubt, dass es ein Drittes gäbe,
der täuscht sich selbst, so wahr ich lebe.“
Das könnte man als Motto von „Basic“ nehmen, wenn davon ausgegangen
werden sollte, dass man es hier mit einem Film zu tun hat, der mit
Verwirrung und der Täuschung spielt .
Zum Filminhalt: Wieder geht es ums Militär. Nach einer Übung in Panama
kehren ein Sergeant und einige seiner Männer nicht mehr zurück.
Die Chefin der ortsansässigen Militärpolizei (Connie NIELSEN) und ein
früherer Soldat der Elite-Truppe versuchen, aus den widersprüchlichen
Aussagen Überlebender das Geschehen zu rekonstruieren, welches sich in
Wahrheit abgespielt hat.
Was vielleicht als ein Militärthriller (an)gedacht war, verliert sich im anschließenden
Gestrüpp eines schlechten Drehbuches, das Lügen und Drogengeschichten
ebenso enthält wie die übliche Strickerei von Mord, Korruption und Rache.
Mit zahlreichen Rückblenden versucht es noch zusätzlich seine Inszenierung zu
rechtfertigen, die dann in einer langatmigen Schlusssequenz nichts mehr
zu retten vermag: außer Rat- und Hilflosigkeit beim Zuschauer zu hinterlassen.

Eigentlich könnte man von John McTIERNAN, der noch mit „Stirb Langsam“
glänzte, mehr erwarten als einen mittelmäßigen Aufguss bekannter Streifen.
Erinnert werden soll an den Klassiker „Rashomon“ von
Akira KUROSAWA aus dem Jahre 1950, oder auch mit Abstrichen an
das Militärdrama „Eine Frage der Ehre“ von 1992 (Regie: Rob REINER)
mit Jack NICHOLSON und Tom CRUISE.
Diesem Film ist mit Logik und Intelligenz nicht beizukommen. Und seine
inhaltlichen Wendungen sind mehr das Ergebnis dem Dunklen, das in weiten
Strecken des Filmes die Ereignisse reflektiert, das abzuringen, was dem
unglaubwürdigen Ende noch den Hauch einer Rettung der Thematik
einhauchen soll: ihm einen strukturellen Handlungsverlauf mit einem roten
Faden zu geben. Leider gibt es beides nicht.
So dümpelt „Basic“ vor sich hin. Mal tritt die Action in den Vordergrund, mal
ein munteres Detektiv-Spielchen mit vertauschten Rollen und plumpen
Dialogen.
Das aufgesetzte Ende mit seinen total widersprüchlichen Angaben wirkt
gebrochen und die Spannung, von der man meint, sie könnte von Anfang an
aufgebaut werden, versinkt im Schlamm.

„Basic“ wirkt unschlüssig. Mal will er Militärfilm sein, mal Drogenkrimi und
mal Sozialstudie. Wahrheit und Wirklichkeit werden nie kritisch hinterfragt,
kaum kunstvoll verknüpft. Das Wesen der Geschichte ist seine
Unentschlossenheit. Das macht ihn vielleicht zu einem ‚Flash Mob’, dem
der offensichtliche Unsinn anhängt, und der ebenso unerwartet wieder
verschwindet wie er an die Öffentlichkeit tritt.
Die Rückblenden des Geschehens wirken aufgesetzt, die zwar aus
mehreren Blickwinkeln erzählt werden, quasi als bebilderte Aussagen der
Verhörten. Sie jedoch Häppchenweise in die laufende Handlung
einzublenden, ist ein Affront gegen jeden Cut. Weder sind sie
chronologisch geordnet oder überhaupt miteinander verwoben.

Militärmoral ist eben kein Unterrichtsstoff. Er alleine kann
pädagogische Inhalte vermitteln.
Die Lebensgeschichte von Soldaten, Militär-Polizisten oder anderen
Armeeangehörigen zu erzählen, hat etwa unglaubwürdiges an sich.
Die subjektive Sicht kreist doch mehr um militärische Regeln und
einem Kodex-Schmuckwerk mit bitterem Beigeschmack.
In einer Welt, in der sich der die Pluralität des Denkens mehr und mehr
militärischen Inhalten unterwirft, hat die Freigeistigkeit kaum noch
ernsthafte Chancen, dem zu entrinnen.
Das Leben ähnelt leider zunehmend mit dieser Art zu denken und
zu leben.
Wenn es solchen Filmen immer wieder gelingt, die Politik der
Militärs und ihrer Befindlichkeit zu erzählen, dann sollte die
Erkenntnis heranreifen, dass die eruptive Gewalt in der Geschichte sicher
auch damit zu tun hat.
In einer Zeit, in der die Welt mit einer Welle von Kriegen, Terror und
anderen kriegerischen Handlungen sich konfrontiert sieht, sind Filme
wie „Basic“ wahrlich kein Genuss.

Allein John TRAVOLTA als Tom Hardy, der seit “Pulp Fiction” (Regie:
Quentin TARANTINO, 1994) in jedem seiner Filme gute schauspielerische
Kunst ablieferte, rettet „Basic“ wenigstens etwas.
Zwar kann auch er die krude Story nicht glätten, doch sein lässiges und
cooles Auftreten ist schon sehenswert.
Dagegen ist Samuel L. JACKSON als Sergeant Nathan West fast eine
Fehlbesetzung; denn er wirkt eigentlich immer unterfordert.
Wenn am Ende des Films West, seine Rekruten, Tom Hardy und die
Chefin der Militärpolizei gemütlich beim Bier zusammensitzen und sich
über ihren Clou freuen, die Drogenhändler im Militär entlarvt zu haben,
bleibt nur noch gähnende Leere übrig.

Fazit: „Basic“ will ein Militärthriller sein, der sich aber als verworrene
Mixtur aus Krimi und Kriegsspiel entpuppt. Rasch verliert man jedes
Interesse, dem Geschehen etwas abzuringen.
Allein John TRAVOLTA befreit ihn ein wenig aus dem Orkan, der
als beständiger Begleiter des Films nicht nur alle Gegenstände und
Einrichtungen wegfegt, sondern die sinnlos zuckenden Bilder selbst.

Dietmar Kesten 14.9.03 13:00