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Der menschliche Makel

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Der menschliche Makel Tuvok 10.5.04 22:05

Der menschliche Makel

Das ganze ist eine Literaturverfilmung, und die sind immer kompliziert, da muss man immer so viel mitdenken, außer man hat eine Freundin dabei die für einen denkt, und dann am Ende erzählt, worum es im Film eigentlich geht, aber das betrifft nicht mich, nur 80 % der Weltbevölkerung.

COLEMAN SILK (Sir Anthony Hopkins) ist Dekan am Athena College in Massachusetts. SILK ist ein Mann der dieses College alleine durch seine Anwesenheit zu einem gewissen Ruhm geführt hat. Sehr viele junge Leute im Bereich Literatur wollen auf diesem College studieren, weil seine Vorlesungen sehr berühmt geworden sind. Und durch einen blöden Zufall, wird eine seiner Äußerungen so dargestellt als sein er ein Rassist, gerade er wo er doch Jude ist. Eine Aussage die missverstanden wurde, trifft SILK mehr als hart, und das ungefähr so wie in seiner vielzitierten griechischen Dramageschichte Achilleos.

Die Eltern von COLEMAN waren Neger. Sein Vater ist früh gestorben. Er hat bis zu seinem Tode nie erfahren das er ein Speisewagenkellner ist. COLEMAN war als Junger Mann ein Boxer, was sein Vater nie akzeptiert hätte, und als er es erfuhr, kurz bevor er starb befahl er ihm den Job aufzugeben. Er solle Arzt werden.
Doch SILK stagniert und geht zur Navy, nachdem sein Vater gestorben ist. Schlimm für COLEMAN war, das er ein Weißer ist obwohl seine Eltern schwarz waren, und er so nie den richtigen Ansporn hatte, auf seine Herkunft stolz zu sein. Denn er wurde sehr oft verspottet.

COLEMAN kam in einer sehr rassistischen Zeit zur Welt die nicht besser wurde, und als seine langjährige Freundin STEENA PAULSSON von seiner afrikanischen Herkunft erfuhr, hat sie ihm die Freundschaft aufgekündigt. Und von da an hatte er die Idee, sich als Jüdischer Ostküsten Intellektueller auszugeben, der seine wahre Herkunft verleugnete.

Viele Jahre später als er den Skandal hautnah miterlebt hat, in einer Zeit wo man nur Political Correct sein muss um alles zu bekommen, wo man über die Clinton/ Levinsky Affäre diskutiert, hat seine Frau IRIS einen Herzinfarkt bekommen, da sie nicht glauben konnte, das Ihr Mann ein Rassist sei. Natürlich verlor SILK seine Reputation und seinen Arbeitsplatz.

SILK hat nur noch eine Möglichkeit, er sucht den zurückgezogenen Autor NATHAN ZUCKERMAN (Gary Sinise) auf, um ihn als Ghostwriter für seine Biographie zu verpflichten, doch dieser lehnt dankend ab.
SILK und NATHAN werden trotzdem sehr gute Freunde.

Schwierig wird es erst, als COLEMAN eine Beziehung mit der Putzfrau vom COLLEGE beginnt, die auch Melkerin ist, FAUNIA FARLEY (Nicole Kidman) die auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen, intelligenten und gefährlichem Ehemann LESTER (Ed Harris) auf der Flucht ist.

Die meisten sind natürlich gegen diese Beziehung, alt und Jung passen nicht zusammen, und so war es mit ein Grund warum sein Arbeitsplatz weg war. Doch COLEMAN will diese Beziehung nicht aufgeben. Seine letzte Beziehung soll das sein, doch er will sie nicht missen nicht einmal als NATHAN ihm beweist, das er sie rein nur als Erotisches Objekt der Begierde beobachtet. Und was das schlimmste ist, keiner weiß über die Vergangenheit von FAUNIA bescheid.

Erst da beginnt COLEMAN die Jugend von ihm aufzuarbeiten. Er ist gar kein Jude, und ein Sohn afroamerikanischer Einwanderer. Erst durch STEENA hat er sein ganzes Leben aufgegeben und ist das geworden was er jetzt ist. Verleugnete bis dato seine Herkunft, wie auch seine Eltern.

Das ganze ist eine berühmte Literaturverfilmung von Philip Roth. Die Geschichte ist sehr komplex, und spiegelt sehr viele Vergangenheiten verschiedener im Film auftauchender Protagonisten wieder, die im Buch viel komplexer dargestellt werden, was natürlich als unverfilmbar gilt. Leuten denen natürlich Filme wie
„The Hours“ oder „Der stille Amerikaner“ gefallen, werden auch an dieser Verfilmung wahre Freude haben.

Angeblich soll ja der Roman ein wahrer Wälzer sein, der aber auch sehr gut ist, weil er die Neurosen im heutigen Amerika aufzeigt, das sich nur um Clinton und Levinsky den Mund zerreißt, aber alles andere was wirklich wichtig ist liegen lässt. Was mich an der Geschichte gestört hat, etwas, ich habe das Buch nicht gelesen, ist das ein 71 jähriger Mann niemals zu einer Mittdreißigerin passt, und das jedenfalls nicht so wie im Film dargestellt wird, auch wenn es nur um die Obsession der sexuellen Begierde geht.

Es wird einfach viel zu geringfügig stark dargestellt. Im Buch ist das sicher deutlich. Das Verlangen, die Gier, der Verzehr von alt zu jung, das ist hier z.B alles nicht zu sehen. Was ich auch nicht ganz verstanden habe, wie kann ein Schauspieler mit walisischer Herkunft, so etwas spielen, ich glaube da hätte ein Denzel Washington besser gepasst.

Der ganze Film ist eigentlich auch eine Abhandlung über das ach so heilige Amerika, das sowieso alles verleugnet was ihm zu schaden kommt, und das etwas bitterironisch sein soll, jedenfalls im Roman, von dem alles im Film von Robert Benton nicht viel zu merken ist.

Der Titel des Filmes bezieht sich meiner Meinung nach auf gewisse Dinge die in der Gesellschaft eigentlich fehlen um sie am Laufen zu halten. Eigenschaften wie Loyalität, fehlende Liebe, Bildung, und was weiß ich die vielen Dinge die das Leben angenehmer machen.

Irgendwie habe ich auch am Anfang geglaubt das ganze wird ein Krimi. Und aus dem Krimi wurde dann ein Drama, dann etwas sehr langweiliges was sehr viele Längen aufgewiesen hat, und dann ein Film den ich nicht so ganz einordnen konnte, denn er war schlicht und einfach langweilig, bis auf die vielen schönen Blicke, und einem Ed Harris der seine Ex Frau bedroht hat und beim Psychiater sitzt, etwas Aufarbeitung vom Vietnamkrieg, und einem Hopkins, der wegen Rassismus angeklagt wurde, was ich auch sehr lächerlich empfand.

Sehr viele hellhäutige Neger haben sich übrigens als Weiße ausgegeben, weil sie dadurch viel bessere Karrierechancen gehabt haben, und somit hat dieser Film sein Thema auch irgendwie verfehlt, das er den Rassismus anklagt, der damals herrschte wie heute, das hätte man viel eindringlicher machen können, obwohl es nicht im Buch steht. Vietnam, Leidenschaft, verletzte Gefühle, nicht bewältigende Vergangenheit, Ethnische Minderheiten, Machtkämpfe in Universitäten, wer auf so was langweiliges steht, anstatt sich Bugs Bunny anzusehen, der wird an dem Film sicher eine Freude finden.

Gespielt war er sicher gut, aber ehrlich gesagt nicht unbedingt mein Fall. Der Film ist ungefähr so spannend wie der Nasdaq Index. Gefallen wird der Film auch Leuten die den Roman gelesen haben, aber sonst bezweifle ich das der 108 Minuten lange Film anderen Leuten gefallen könnte, außer man ist so sehr von Methan eingeraucht das man sowieso nichts mehr fühlt, spürt oder hört.

50 von 100

Tuvok 10.5.04 22:05