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Die Journalistin

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(3/10)
DIE JOURNALISTEN

FRAUEN GEGEN DROGEN

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 14. SEPTEMBER 2003.

Veronica Guerin als „Die Journalistin“ recherchiert in Dublin gegen die
Drogenmafia.
Durch einen gezielten Schuss ins Bein soll sie von ihrem Vorhaben
abgebracht werden. Doch das schreckt sie nicht ab. Fortan versucht sie
die Politik in Irland in Reportagen auf Ziele und Methoden der
Drogenbosse aufmerksam zu machen und die Öffentlichkeit zu gewinnen.
Das bezahlt sie mit ihrem Leben.
Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit: die echte Veronica Guerin
wurde 1996 erschossen.

Cate BLANCHETT, die noch im Dezember als Elfenkönigin im letzten Teil
von „Herr der Ringe“ zu sehen sein wird, beweist ihre schauspielerisches
Können als moderne ‚Jeanne d’Arc’.
Regisseur Joel SCHUMACHER, der noch jüngst mit „Nicht Auflegen“
an einen weiteren Achtungserfolg anknüpfte, bläst mit dem
Produzenten Jerry BRUCKHEIMER, der sich vor allem einen Namen durch
Action-Spektakel machen konnte, die Lebensgeschichte dieser Frau zum
reißerischen Thriller über den Kampf gegen das Böse auf.
Die Handlung erinnert an den pädagogischen Zeigefinger, der dann
überhöht wirkt, wenn die burschikose Journalistin über Schulhöfe
mit Fixerbesteck schlendert, sie Jugendliche im Kostüm interviewt und
mit ihrem Informanten aus der Drogenszene nette Blicke austauscht.
Dabei agiert sie leider zu naiv und wenig überzeugend.
Als ob sich die Drogenbosse von einigen Artikeln über sie
einschüchtern ließen?
Ihre Arbeitsmethoden sind dann sicherlich auch nicht auf dem
neusten Stand, wenn es gegen Drogen, Drogenmissbrauch und
Drogenkartelle geht.

Diese unübersehbare Schwäche zieht sich durch den gesamten Film,
der wie eine Moralkeule wirkt, und sich an die Tristesse von
Plattenbauten, herumlungernder Jugendlicher, leerstehender Häuser
und schmuddeligen Hinterhöfen anlehnt, die sattsam bekannt sind,
und die vorgeschoben erscheinen, wenn es sich um Filme mit
sozialem Hintergrund handelt.
„8 Mile“, (2003) der von der Lebensgeschichte des Rappers ‚Eminem’
handelt, könnte als Vorbild für „Die Journalisten“ gedient haben;
denn auch er spielt mit den Effekten der kalten Umgebung, in der
sich das soziale Engagement und die Überlebenskunst als Hort
des Friedens erweisen soll.

Das Pathos, das aufgetragen wirkt, ist deshalb ziemlich zähflüssig,
und die ständige Tränendrüse, auf die herumgetreten wird, erscheint
nicht nur störend, sondern er nimmt dem Film eine Aufgabe, die
er hätte wahrnehmen können: den Kampf gegen Drogen tatsächlich
zu problematisieren.
Leider verschwindet die persönliche Tragik der Veronica Guerin
dahinter. Und wie der Film begonnen hatte, so endet er auch.
Guerin wird von Schergen der Drogenmafia in ihrem Auto
erschossen.
Dass dann der Tod dieser Frau noch dazu missbraucht
wird, der so ärmlichen Politik ein Denkmal zu setzen, ist ein
schlechter Traum.
Zwar haben Verhaftungen, Prozesse und Konfiszierung des
Vermögens der Drogenbosse in Irland dazu geführt, dass mit
der Drogenbekämpfung endlich begonnen wurde.
Doch konnte dem Drogenuntergrund nie das Wasser abgegraben werden.
Veronica Guerin als ‚Volksheldin’ darzustellen, ist ebenso
melodramatisch wie die Recherchebank: Drogen und
Drogenmissbrauch lässt sich leider nicht durch ein ‚gutes Herz’
besiegen.

Fazit: Ein engagierter Film, der sich mit der Drogenproblematik
beschäftigt.
Leider wirkt er zu aufgesetzt und wenig überzeugend, da er ständig
mit Moralität und Tränen schwanger geht.
Cate BLANCHETT spielt zuverlässig wie immer, ohne große
Schnörkel und mit einer beachtenswerten Herzlichkeit.
Die dünne Story ist ohne große Überraschungen. Doch die
Problematisierung des Stoffes hätte es verdient, eine Schneise
zwischen Tragik, Hoffnungslosigkeit und Menschen, die dem
Drogenmissbrauch den Kampf angesagt haben, zu schlagen.
Dietmar Kesten 14.9.03 13:02

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