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Findet Nemo

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Findet Nemo Tuvok 29.12.03 23:43

Findet Nemo

Es gibt wenig außergewöhnliche Filme auf dieser Welt, doch dieser ist es, in nur 90 Minuten. Es ist so was von unglaublich wie man mit Computern und Jahrelanger Arbeit so einen guten Film entwerfen kann, der so was von herrlich farbenprächtig und farbenfroh aussieht, das man nur staunen kann.

Beginnen tut alles im Great Barriere Reef, in Australien, in der Nähe von Sydney, auf einem Riff, ca. 7 – 8 Seemeilen von Sydney entfernt. Es ist alles als wäre man selbst da unten, sicher ist alles viel zu bunt, aber das ganze irgendwie so unrealistisch realistisch, das man eigentlich glaubt man sitzt in einer riesengroßen Taucherkugel und steht inmitten des Ozeans und will nur mehr eines, den ganzen Tag in der bunten wunderschönen Welt des Meeres bleiben.

MARLIN ein Clownfisch, er lebt in einer Anemone, sein ganzes Leben, es wird so schön dargestellt in leider viel zu kurzen Bildern wie er seine Frau kennen gelernt hat, wie er mit Ihr herumgetollt hat, und wie er ca. 400 Kinder bekommen hat. Die eine Hälfte heißen MARLIN, die andere Hälfte heißen CORA, und einer davon soll unbedingt NEMO heißen, laut der Mutter, und hier wird es wunderbar deutlich wie sehr die Fische den Menschen nachempfunden wurden. Das Desinteresse der großen Brut des Vaters, der sich sehr schnell ändert, als ein Hecht angreift, und die ganze Brut samt seiner Frau frisst, und nur ein einziges kleines Ei bleibt über, und es ist NEMO. Eigentlich sind so viele Szenen zum Heulen das man es einfach nicht aufzählen kann.

Zumindestens kümmert sich sein Vater liebevoll um seinen kleinen Sprössling, alleine wie er ihn hält mit den Flossen, seine rechte ist seine Glücksflosse, die ist zu klein geraten, NEMO hat das aber nie gestört, er schwimmt trotzdem wie ein Weltmeister, schnell wie ein Pfeil, und alleine schon die Szene wo er in die Schule will, wo er seinen Vater sekkiert das er ihn hinbegleitet, wie er auf seine ersten Schulfreunde trifft, die der Wissenschaftslehrer, einziger Lehrer, und Schulautobusähnlicher Beförderer in die weite Welt des Riffs bringt, um das Überleben zu lernen. Wie er es schafft mit seinen Kollegen dem Seepferdchen umzugehen, wie er mit seinem kleinen Freund den Tintenfisch spricht, der zu vielen unpassenden Momenten, meistens wenn er Angst hat, einen Furz lässt und viel Tinte produziert.

Sein Vater hat nicht vor ihn gehen zu lassen, er spielt den so schön fürsorglich das man am liebsten vor Liebevoller Anmut mitweinen möchte, weil er sich so treusorgend um seinen NEMO kümmert, seinen einzigen Sohn, der ihm hilft zu vergessen das seine ganzen Kinder und seine Frau tot sind.

Dann passiert es das NEMO aufgefordert wird an einer Mutprobe teilzunehmen, beim Abgrund am Ende des Riffs, wo ein Boot ist, und NEMO schwimmt hin und berührt es mit der Flosse. Er will ja kein Feigling sein. Die von Pixar haben das den Charakter hervorragend getroffen, wie er zurückschwimmt, auf einmal taucht ein Taucher auf und fängt NEMO ein und MARLIN als besorgter Vater nachschwimmend, aber viel zu langsam weil das Boot schon gestartet ist kommt nicht nach und setzt trotzdem alle Hebel in Bewegung um seinen Sohn zu retten.

Alleine diese Energie die da rüberkommt, und obwohl eigentlich Fische keine Nase haben wie Menschen wirken diese Szenen doch viel menschlicher als jede andere Zeichentrickfigur, oder fast jede andere.
Da trifft nach kurzer Zeit MARLIN wie in einer Schicksalsfügung auf die Doktorfischdame DORIE die in der deutschen Übersetzung von der herrlichen quirligen Anke Engelke gesprochen wird, glücklicherweise, und ich muss der Dame echt danken, denn sie hat die Synchronrolle des an Alzheimer erkrankten Fischchen so was von gut gesprochen das man da einfach mal ein dickes Lob aussprechen sollte. Sie hat der Fischdame einen sehr guten Charakter gegeben, alleine schon die Vergesslichkeit, sie merkt sich einfach nichts, stößt mit MARLIN zusammen, will bei ihm bleiben und merkt gar nicht wie sie von ihm abhängig ist.

Alleine schon die Tatsache das sie nervender ist als jeder Hurrikan in den Usa, und jeder Zyklon, ist DORIE der beste Charakter eigentlich oder der zweitbeste, ich weiß nicht, alle waren einfach hervorragend.
Ich habe selten so gelacht, alleine schon über die Szene wo MARLIN und DORIE an einen Hai treffen und der weiße Hai mit seinen Kollegen HAMMER und HART eine Art Selbsthilfegruppe haben wo sie bekennen Fische zu lieben, denn Fische halten zusammen. Sie leben in einem alten U – Boot das untergegangen ist, essen nur mehr pflanzliche Nahrung und in oft wiederholten Selbstgesprächen schwören sie immer das sie keinen Fisch essen und haben DORIE und MARLIN gefangen um einen Freund mit zubringen, den sie nicht essen, sozusagen als Abschluss Ihrer Therapie, die den Anonymen Alkoholikern nachempfunden ist.

Und dann hat sich DORIE geschnitten, und der weiße Hai riecht nach langer Zeit Blut und dann ist die Hölle los, was mich an den Tasmanischen Teufel oder Willie Coyote erinnert.
Die Synchronstimmen mit einem glücklicherweise nicht zu übertriebenen Schwörerdeutschgerede von Erkan und Stefan sind wirklich gut gewählt und ich bin froh das es nicht zu übertrieben gemacht wurde, weil es sonst nicht schön gewesen wäre und dem Film eine schlechte Note gegeben hat, aber es war genau richtig, denn der Hammerhai HAMMER und der andere Hai HART sind einfach spitzen Gesellen die den weißen Hai BRUCE abhalten MARLIN und DORIE die fast schon unzertrennlich sind zu fressen und nach einigen Abenteuern können sie entkommen. Alleine schon der Anblick von den vielen Zähnen, da denkt man sich wirklich, meine Güte wäre man ein Hai, man könnte jeden Zahnarzt erschrecken.

DORIE ist so was von anhänglich und so was von witzig wie schon lange kein Zeichentricktier im Film und dann kommen sie in die weite See raus immer weiter und das einzige was sie fanden und über geblieben ist, ist eine von den Tauchern verlorene Brille wo P. Sherman, 42 Midleway Highway oder so und Sydney draufsteht und der jagen sie ja nach und müssen es auch mit einem Anglerfisch aufnehmen der in der Tiefsee in absoluter Gefräßiger Dunkelheit sein Unwesen treibt.

Entweder wird im Film das Fressen und gefressen werden dargestellt oder die eben große Familienbande, und wie gesagt die Synchronstimme allen voran die von DORIE sind einfach super. Dann verirrt er sich und trifft auch noch so viele andere Tiere und dann das Finale, und dann sind sie in Sydney, und dann wird das ganze noch mal so lustig, und der einzige der im Kino gelacht hat, war glaube eh ich, und meine Freundin und der kleine Typ den wir mitnahmen damit ich nicht alleine in einen Kinderfilm muss, der dann traurig war das ich ihm dauernd verbot zu lachen sonst höre ich nichts, lachte dann selbst in Presslufthammerlautstärke los.

So viele Anekdoten auf andere Filme werden gegeben, ein Soundtrack der nicht gerade gut ist, und auch wenn der Film nicht so spannend ist, er wird es durch die Vermenschlichung die nicht zu groß ist, der Tiere, die so gut gezeichnet sind das man es nicht glaubt wenn man es sieht. Sicher gibt es eine Haitattacke, dann noch später den Pelikan NIELS der eine große Rolle spielt, einen Zahnarzt, ein Monster namens DARLA, einen Ostaustralischen Strom, viele Freunde, einige Feinde, und ich denke nach dem Film werde ich sicher keinen Fisch mehr anrühren, und jedem Aquariumsbesitzer raten seine wertvollen Fische zurückzugeben das Glas zu verkaufen oder es in ein Steinterrarium umwandeln, und die Fische dem Meer oder dem See zurückgeben wo sie eben hingehören. Das ganze war oft so richtig traurig, doch Kinder sind nicht so intelligent, die kapieren oft nicht viel, fragen dann dauernd, du sitzt da heulst in den Bh deiner Freundin rein, der kleine Neffe daneben fragt was du tust, kapiert nichts vom Film und du kannst nur weiterheulen und hoffen er wird bald erwachsen.

Eigentlich eher mehr ein Film für Erwachsene die diese vielen Seitenhiebe auch verstehen. Man kann dem Film jedem empfehlen vom Küken bis zum Friedhofsdesserteur, er wird jeden in seinen Bann ziehen, nicht nur durch die grandiosen Zeichnungen, denn einen Fisch kann man nicht mit Mimik unterstreichen, und man kann viel mit der Stimme machen, und das alles passt zusammen, gute Handlung, traurig und einfühlsam, so ein richtiger Film mit Balsam fürs Herz und die Seele.

90 von 100

Tuvok 29.12.03 23:43