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Good Bye, Lenin!

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Good Bye, Lenin! Tuvok 9.3.03 21:00

Good Bye Lenin

Also da war damals die DDR. Da gab's Leute. Nicht sehr viele, aber doch ein paar drollige Zwerge, Elfen, und Mädchenhändler. Es ist September 1989. Die KERNES sind eine ganz normale stinkende Familie die in so schönen Blockbauten lebt, wo es graue Blumen auf der Mauer gibt, und wo die Freizeitbeschäftigung im Durchschnitt Kieselsteinwerfen und Sandkastenspiele in der Baustelle sind. Shopping gibt es im Großkaufhaus mit 3 Mitarbeitern, und die aktuellen Kinofilme sind die Einführung des Tonfilmes in Russland. Der existente Sozialismus zerbröckelt. ALEX KERNER ( Daniel Brühl ) ist 21 und geil auf seinen Körper. Schön, stark, gut gebaut, und nirgends gibt es ein Bordell. Die Ortsdisco ist ein alter Walkman mit halbkaputten Kopfhörer und fortgehen tut man mit der Russischen Freundin LARA im naheliegenden Park wo man sich die neueste Kreation von Gänseblümchen ansieht. 1978 hat seine Mutter CHRISTIANE erfahren das sich Ihr Mann, der Vater von der Tochter ARIANA von Ihr und von ALEX, sich verkrümmelt hat in den Bösen Westen, um ne Böse Möse zu begatten. Fortan ist sie eine brave Parteigenossin. Die DDR feiert 40 Jahre und CHRISTIANE soll für Ihre Verdienste ausgezeichnet werden. Als sie heimgeht, sieht sie wie ALEX mitten in einer Demonstration gegen das Regime verhaftet wird und erleidet einen Herzinfarkt, vor Schockangst. Im Koma verschläft sie den Mauerfall und erwacht überraschend im Juli 1990. Der Doktor berichtet, jede Aufregung könnte sie killen. Das Problem ist wie soll ALEX seiner Mutter sagen das die BRD die DDR gekillt hat, das böse Firmen, kleine Greislerfamilien umgebracht haben, das harte Spekulanten die kleine Oma gefressen haben und das die Mafia Einzug hält in das traute Heim DDR. Wie soll er Ihr sagen ohne das sie sich aufregt, das es aus ist mit der Ruhe. Aus Angst vor einem neuen Herzinfarkt beschließt ALEX, seiner Mutter vorzuspielen, dass die DDR noch existiert. Die gemeinsame 79m² große Plattenbau-Wohnung wird der Ort ihrer schnellen Erholung und einer aussichtslosen Inszenierung von ‚Alltag-DDR' mit dem ganzen was dazugehört. Erfundene Nachrichten, nachgedreht, Essen und Trinken das es nicht mehr gibt und alles wird gemacht das die Mutter glaubt sie sei noch in der DDR. Und ALEX wird immer mehr zu dem was er mal versucht hat zu verhindern. Jetzt erst entdeckt er das es viel schöner ist seiner Freundin Wollsocken statt Stringtangas zu schenken.
Das Leben in dem Land DDR wurde immer schneller. Ein Leben das wie eine Mischung zwischen Atompilzsuppenwürfel und Menstruationsbeschleunigervibratoren ist. Das ganze ist die Vollführung dessen was die Leute in Ostdeutschland sich schon immer gewünscht habe, das eben dieses maoistische Neandertalerregime aus Moskau endlich verschwindet. Eine Welt die 20 Jahre lange aufgebaut ist kann doch nicht schlecht sein, denken sich vielleicht noch einige Stasibonzen, und ältere Semester und verkaufen weiterhin Mokkafitz, und Spreewälder Gurken, während es schon bald Holland Gurken gibt, die ein Zeichen für die Neosozialistische Wirtschaftsverteufelung gilt. Das ganze 119 Minuten lange Filmereignis hat irgendwie einen altertümlichen Witz der voller Charme die Vergangenheit versucht darzustellen als nicht verflossenes Perpetuum Mobile. Die Geschichte hier die uns vorliegt, lebt in seinem Charmanten Witz irgendwie von den unterschiedlichen abwechselnden Bluffs die ständig vorkommen, und dem Zuseher vermitteln, das geht doch alles irgendwie ganz leicht. Als damals vor dem 1. Weltkrieg die ehemalige DDR gegründet wurde, hat keiner daran gedacht, wie schön es ist, einfach Karotten am Fensterbankerl anzubauen, wenn die Atompilzverseuchte Abgassonne draufscheint. Niemand hat gewusst wie schön es beim Fall der Mauer in den 90 er Jahren sein wird, sich an Zeiten zu erinnern, wie es noch war wenn man einkaufen gegangen ist und von nah und fern vom geheimnisvollen Coca Cola gehört hat, und alle haben geglaubt, DDR Märchenfilmfiguren sind aus Leipzig ausgebrochen und greifen Checkpoint Charlie an. Das ganze erinnert mich an " Sonnenallee " ist aber nicht so irgendwie überladen mit irgendwelchen Kulissen. Ich bin auch im Kino gesessen, und habe mir inzwischen keine Spreegurkendings bums gemacht sondern habe mir bei einer heißblütigen Freundin Popcorn gemacht. Als sie gähnte, kam Popcorn raus, den Vorgang zuvor, unterlasse ich wegen Zensurmaßnahmen. Zumindestens Gurken sind gut im Kino. Sie dienen nicht nur Mythischen Befriedigungsritualen pränataler Art, sondern sind auch gut wenn sie mit Speck garniert worden sind.
Eigentlich sind ja Deutsche Filme so richtige Fußballüberladene Lindenstraßenlangweiler wo die halbe Bevölkerung darauf wartet, das eine Kugel abgefeuert wird, während ein Saarbrückener Sachse sich damit auseinandersetzt wie er möglichst splendid 12 Schneeglöckchen mit einer Butteblumenallee kreuzt um sie dann als Mistelzweige zu verkaufen. Irgendwie ist die Geschichte ganz nett nach einiger Zeit. Anfangs ist sie so richtig zum einschlafen, aber der Versuch einer Vergangenheitsbewältigung von etwas das keiner so richtig versteht, und einer Bevölkerungsschicht die so richtig schön drollig ist, überhaupt als sie erfuhr das es Computer auch kleiner als ein Auto gibt. Die DDR ein Relikt aus vergangener Zeit wo die Leute es liebten als Samstags Beschäftigung sich die SPD Akten durchzulesen, während man die Freundin in einer alten Rübezahlhöhle begattet hat. Eine Zeit in der FKK das Produkt von Föderalistischer Konzern Konsumgesellschaft war, das den Westen verteufelt. Die damalige Zeit in der DDR war eigentlich für die Leute so was wie das akzeptierte Präkambrium für Legastheniker. Aber sie war O.k. die Zeit.
Die Zeit war damals auch irgendwie so schön sicher. Du hast nie Angst haben brauchen das irgendwer dich belästigt, oder das du was vergisst wie Schlüssel und Ausweis, das dir wer was stiehlt, da die Engel der Stadt, die Stasi immer auf dich aufpassen. Nie brauchst du Angst vor Steinschlagangriffen von geistesveränderten Jugendlichen zu haben die Haarlos Ihr Dasein im Hintern der Zivilisation fristen, da Freund AK 47 stets bereit zur Hilfe ist. Alte Menschen haben es hier gut, im größten Altersheim der Welt, der DDR.

Nun der Film ist nicht übel, er ist nett, die Darsteller sind gut, das ganze hat keine Action, aber die Story ist echt rührend, wie er sich kümmert um seine Mutter. Man merkt so richtig die Nostalgie aufkommen und wünscht sich teilweise noch zurück in die Zeit wo man ohne Schwierigkeiten noch alles bekam von Karotten über Gurken bis hin zum neuesten TV mit 30 cm Bildröhre.

Einfach berührend, schaut ihn euch an.

80 von 100

Tuvok 9.3.03 21:00