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Luther

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Luther Allmuth 9.11.03 12:06

Eric Till stellt die geistige und kirchenpolitische Auseinandersetzung zwischen Luther und dem Papsttum entschieden in der Vordergrund. Sie ist trotzdem bildschön und spannend zu verfolgen, ertrinkt nicht in einer Orgie von Kostümen, wie ich zunächst befürchtete.

Das war nur zu leisten durch entschiedene Vereinfachung und Reduktion der Argumentationswege und -stufen. Film ist nicht Buch.

Ein Glücksgriff dabei die Besetzung des Kurfürsten mit dem genial sowohl Handlung als auch Schauspieler moderierenden Peter Ustinov.

Ein grässlicher Besetzungs-Faux-Pas dagegen ist mit dem Papst passiert (wo hat Uwe Ochsenknecht überzeugend Machtrollen verkörpert?); Machtfiguren, die in ihrer Wirkung lächerlich sein sollen, dürfen auf gar keinen Fall lächerlich gespielt werden.

Josseph Fiennes überzeugte mich als Zweifler, die Folgen seiner Handelns allerdings scheinen mir wenig Eingang in sein Spiel gefunden zu haben.

TROTZDEM: im Vergleich zu Sülzfilmen wie Rosenstrasse oder Wunder von Bern ein empfehlenswerter Film.

WOBEI jedoch bedenkenswert wäre, wie gewisse spätere Entwicklungen in Deutschland auf der Basis eines so reinen, mutigen (?), sauberen Luthertums denn möglich geworden sein sollen!

Da stellt sich die Frage, ob es sich vielleicht doch nur um eine klare, vom Zuschauer einsichtig nachvollziehbare und selbstverständlich zu bejahende Versuchsanordnung handelt, fern jeder historischen Realität, sozusagen nur korrekt-anekdotisch begründet, mit dem Zwecke, Sympathien für eine Institution zu gewinnen, die dabei ist, Schafe, Ressourcen und Bedeutung zu verlieren?

Das wäre dann der Punkt, auf den dankenswerten kleinen Aufsatz von Dietmar Kesten einzubiegen.

Allmuth 9.11.03 12:06