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Sweet Sixteen

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Sweet Sixteen
Martin Compston, William Ruane
Großbritannien / Deutschland / Spanien 2002 - Regie: Ken Loach - Darsteller: Martin Compston, Michelle Coulter, Annmarie Fulton, William Ruane, Gary McCormack, Tommy McKee, Michelle Abercromby - FSK: ab 12 - Länge: 106 min. - Start: 26.6.2003
Beschreibung

Liam (Martin Compston) ist 15, aufgewachsen in einer Sozialsiedlung, vernachlässigt von seiner Mutter (Michelle Coulter) und ohne Perspektive für eine bessere Zukunft. Seine Mutter Jean sitzt gerade im Knast eine Strafe für ihren mit Drogen dealenden Freund Stan (Gary McCormack) ab. In sechs Wochen wird sie entlassen – pünktlich zu Liams 16. Geburtstag. Danach, so hat er sich geschworen, soll sich etwas ändern.

Liam träumt von einem glücklichen Familienleben, nach dem er sich stets gesehnt und das er nie gekannt hat. Er hat einen hübschen, soliden Wohnwagen entdeckt, der für 6.000 Pfund zum Verkauf angeboten wird. Dort will er zusammen mit seiner Mutter wohnen und hofft, sie mit seiner Schwester Chantelle (Annmarie Fulton) auszusöhnen, die jeden Kontakt mit ihr abgebrochen hat.

Um das Geld für die erste Rate aufzubringen, stiehlt er Drogen aus Stans Versteck und beginnt, zusammen mit seinem besten Kumpel Pinball (William Ruane) zu dealen. Doch damit begeben sich die Jungs auf gefährliches Terrain, als sie dem knallharten Großdealer Douglas in die Quere kommen. Um ihn zu beeindrucken und den Wohnwagen finanzieren zu können, sucht Liam nach immer neuen Wegen, noch mehr Drogen zu verkaufen.

Doch Liams Traum von ein wenig Geld und einer heilen Familie ist nur ein Traum, die Realität sieht ganz anders aus...

Eine 17jährige hat jeden Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen, weil sie nicht will, dass ihr eigener kleiner Sohn in einer Atmosphäre der Gewalt und Abhängigkeit aufwächst. Ein Teenager, kaum alt genug, um sich zu rasieren, wird zum Drogendealer, um so seinen Traum vom Familienglück zu realisieren – von einer harmonischen Familie, nach der er sich stets gesehnt aber die er nie erlebt hat. Sein bester Freund fühlt sich von ihm verlassen und verraten und wird zum Brandstifter und Randalierer. – Diese Teenager haben Träume und Hoffnungen – aber keine Zukunft...

Ken Loach (Riff Raff, Raining Stones, The Navigators), der große Meister des britischen Arbeiterkinos und unerbittlicher Chronist sozialer Missstände, präsentiert mit SWEET SIXTEEN erneut einen ergreifenden Film und ein bitteres Thema. Mit einem sicheren Gespür für Authentizität erzählt er die Geschichte des 15jährigen Liam - eine Geschichte über zerstörte Träume und eine verlorene Kindheit. Ein bittersüßer Film zwischen Sehnsucht und Hoffen und harter Realität.

Liams Schicksal steht stellvertretend für das vieler vernachlässigter Teenager, insbesondere dort, wo Regionen und Länder von Wirtschaftskrisen erdrückt werden. So sind allein in Schottland 11.000 Kinder in Heimen oder bei Pflegefamilien untergebracht; 75 Prozent von ihnen verlassen die Schule ohne jeden Abschluss. Circa 100.000 Kinder wachsen in Schottland mit familiärer Gewalt auf. Und obwohl Großbritannien nicht einmal zu den ärmsten Ländern Europas gehört, leben dort viele Kinder und Teenager unter der Armutsgrenze – im Jahr 2000 waren es geschätzte vier Millionen.

Von vielen Kritikern als sein warmherzigster und trotz des beklemmenden Themas optimistischster Film seit langem bewertet, wurde Ken Loachs SWEET SIXTEEN beim Filmfest in Cannes begeistert gefeiert und das Drehbuch von Paul Laverty (My Name Is Joe, Carla’s Song) als Bestes Drehbuch ausgezeichnet. Hauptdarsteller Martin Compston, der zuvor noch nie vor einer Kamera gestanden hatte, gilt als neuer Shooting-Star des britischen Kinos und wurde bei den British Independent Film Awards als Bester Newcomer ausgezeichnet. Man darf sich in der Zukunft noch auf viele interessante Rollen des agilen Jungdarstellers freuen – falls er sich nicht eines Tages doch dafür entscheidet, seine Karriere lieber als Profifußballer in der schottischen Liga fortzusetzen...

SWEET SIXTEEN ist ein Ken Loach-Film in bester Tradition: wütend, streiterisch, intelligent und herzzerbrechend.
Text & Foto: Ottfilm