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Terminator 3 - Rebellion der Maschinen

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Der Terminator - Nur auf Besuch? Dietmar Kesten 1.7.04 16:56

DER TERMINATOR

NUR AUF BESUCH?

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN 1. JULI 2004.

Die Muckibude war sein Terrain.
Der dreimalige ‚Mr. Universum’ machte in den USA Karriere, wo
er mit tumben Gewaltfilmen bekannt wurde.
In den „Conan“- Filmen („Conan der Barbar“ 1982,
„Conan der Zerstörer“ 1984) schienen Gewalttaten schon
Kinderspiele geworden zu sein. Und in diesen verstärkten
Grausamkeiten war die Besetzung der Rolle mit
SCHWARZENEGGER das Schreckliche, was im amerikanischen
Kino das Normale werden sollte.
Arnold SCHWARZENEGGER nutzte zu dieser Zeit seinen
Bekanntheitsgrad über diese Filme aus und erlangte so das
Aufsehen von James CAMERON, einem Roger CORMAN
Schüler.
Er nutze seine monomane Präsenz geschickt aus, indem er
SCHWARZENEGGER als reisenden Architekten
inszenierte, der seine eindimensionale Wut in der Rolle des
Stoßtruppführers, des „Terminator“, als illustre Unheilsfigur
in die Waagschale warf.

Die österreichische Killermaschine mit den spärlichen
Charakterzügen kam in soldatischer Tapferkeit daher, so
als ob er den strategischen Entwurf zur Zerstörung des
Imperiums sogleich hinter seiner Techno-Visage
implantiert hätte.
CAMERON gelang es, den mimischen Minimalisten
durch den Film zu bringen, und die Assoziation lag nahe,
dass der Regisseur nur die Bewegungen an Hanteln und
Expander in eine andere Bewegungsart, der Gehbewegung,
umgesetzt hat.
Statt der „Conan“- Knochigkeit zeigte CAMERON einen
Muskelmann, der mit coolen Sprüchen und einer
schwarzen Sonnenbrille nur grenzenlose Aggression
versprühte. Seine metaphorischen Sprechakte gipfelten in
eine genuin männliche Wut, die er nach Belieben
gestalten konnte.
Dass CAMERON sich mit diesem Film auf das ideologische
Gruselkabinett des amerikanischen Helden zubewegte und
mit Leitbegriffen wie Erfahrung, Erinnerung, Mentalität und
Mythen zu hausieren begann, war hier bereits ein
Novum. Denn sein Repertoire, das er in irgendwelche
Geschichtsmodelle packte, war mehr reaktionär als modern.

Die Story ist eine abgedrehte Geschichte.
Globale Abwehrnetzcomputer führen einen nuklearen
Vernichtungsschlag gegen die Menschheit.
Kyle Reese (Michael BIEHN) gehört zu den letzten
Überlebenden dieses (letzten) Krieges.
Er wurde aus der Zukunft (aus dem Jahre 2029) ins
Los Angeles der Jetztzeit (1984) entsandt, um eine Maschine,
eine Frau, Sarah Connor (Linda HAMILTON), zu töten.
Mit Hilfe eines ebenfalls aus der Zukunft stammenden
Beschützers, des „Terminator“ (Arnold SCHWARZENEGGER)
kann schließlich der Roboter überlistet werden.

Wie üblich, so glaubt auch hier der Zuschauer, über den
Dingen zu stehen.
Doch das phantastische Element der ‚Zeitmaschine’ hat
bereits eine Verwicklung/Entwicklung ausgelöst, die dem
Zuschauer unterbreitet wird, der den Denkfehler Reeses,
die „Zukunft würde nicht feststehen“, wiederholt und sich
zum Anfang des Films gleich mit dieser windigen
Interpretation herumschlagen muss.
Und obwohl die Präsenz des Zeitreisenden aus dem Jahr
2029 ins Los Angeles von 1984 eindeutig beweist, dass die
Zukunft nur so und nicht anders verlaufen kann, ist das
nicht nur Schnee von gestern, sondern auch ein gravierender
Filmfehler.

Die linearen Bewegungen der endlosen und meist
einfallslosen Verfolgungsjagden ist durch eine permanente
Kreisbewegung unterwandert. Zu Anfang ist alles schon
geschehen. Der „Terminator“ funktioniert und er räumt alles
ab, was abzuräumen ist.
Der „Terminator“ lässt, wie das Drehbuch, nicht locker.
Und der Film serviert dem Zuschauer eine Fülle von
Höhepunkten. Unter diesem Aspekt kommt der Film auch
an einer überfrachteten romantischen Lovestory nicht
vorbei.
„Die redest über Dinge, die ich noch nicht getan habe, in
der Vergangenheit. Das macht mich verrückt“, sagt Kyle zu
Sarah. Hollywoods Machotum paar sich hier mit einem
martialischen Grundton.

Wie schon in „Blade Runner“ (Regie: Ridley SCOTT, 1982)
der hier schon gealtert erschien, ging es um den Showdown
und den strikten Individualismus des „Terminator“.
Wenn man so will, musste „Blade Runner“ posthum
überwunden werden. Die modernen neuen Fronten, die
der „Terminator“ aufbaute (Tech-Noir-Visionen) waren die, die
sich im Wettkampf zwischen Gut und Böse innerhalb der
Computernetze abspielten.
Alle Antworten werden zukunftsbezogen beantworten.
Die Computermarionetten haben keine gesicherte Klarheit
über ihren eigenen Status, viel weniger über den der
Menschen.
Sie sind programmiert auf bestimmte Fähigkeiten und
Schwächen und sind nur begrenzt handlungsfähig.
So betrachtet, sind sie auch für nichts verantwortlich.
Selbst das Prinzip Hoffnung (in der angedeuteten
Lovestory) erscheint als bloße Programmierung, mit zufällig
oder bewusst eingebauten Webefehleren.

Das macht den Irrationalismus des Films aus.
Action und Antiutopie sind zwei paar Stiefel.
CAMERON macht daraus ein Paar. Doch die düsteren
Zukunftswelten, die Schädelstätten der Zivilisation, die sich
in der raffiniert kalkulierten Logik der Filmmontage
einpassen lassen, sind für den Zuschauer immer schwieriger
zu durchschauen und auseinander zuhalten.
Die Geschehnisse in „Terminator“ sind Paradoxien, die
Szenarien sind voll von surrealistischen Absurditäten und
Komik.
Die Irritationsmomente überwiegen. Auf dem Höhepunkt
des Spiels sieht man sich den Erscheinungsformen der
Wirklichkeit gegenüber. Den „Terminator“ erkennt man
an den Fortschritten der plastischen Chirurgie, die das
Objekt (Körper und Gesicht) in unserer Wahrnehmung
verschwimmen lassen.
Sein Traum, die Kraft seiner Widersprüche explodieren
zu sehen, bleibt nur ein Traum.
In Wirklichkeit implodiert er, und mit ihm die Institutionen,
kraft der Vorschaltung, des Feedback und der übergeordneten
Schaltkreise. Das ist dann allerdings der letzte aktuelle Modus
des Verschwindens aus der Geschichte.
Der „Terminator“ ist überhäuft mit einem schleichenden
Realitätsverlust und muss mit ansehen, dass seine
Kontraktionen dem Verfall und dem Persönlichkeitsverlust
entgegen streben.

Fazit: Zur angemessenen Selbstdarstellung musste
der österreichische Eiweißmagnat noch oft die
obligatorischen Fitnesscenter aufsuchen.
Die Hollywoodwelt ist eine Folie, von der sich alles abspielen
lässt.
CAMERON gehörte mit zu den ersten, die das begriffen
haben.
Und wenn SCHWARZENEGGER demnächst in einem
Hexenkostüm auf einem Besen durch die Lüfte
schwebt, dann steht sein Übervater unter ihm und
ruft ihm zu: „Ich wusste nicht, wie viel Zeit uns zusammen
bleiben würde. Aber wer weiß das schon?“

Anmerkung des Verfasser: Obwohl die
Besprechung sich nicht direkt auf
"Terminator 3" bezieht, ist doch zum
Verständnis aller "Terminator" Filme wichtig,
den Ursprung ins Blickfeld zu rücken.

Dietmar Kesten 1.7.04 16:56