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The Core - Der innere Kern

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KERNSPIEGELUNG Dietmar Kesten 13.2.06 19:51

THE CORE - DER INNERE KERN

KERNSPIEGELUNG IN DER TIEFE

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 13. FEBRUAR 2006.

In „Caprona - Das Vergessene Land“ (Regie: Kevin CONNOR, 1975) gelangte man in der Antarktis durch unterirdische Tunnel zu einer unbekannten Insel, in „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (Regie: George MILLER, 1999), ist es ein Expeditionsteam, dass sich in den Höhlen eines Labyrinths von Neuseeland verirrt, in „The Time Machine” (Regie: Sinom WELLS, 2002) ist es Alexander Hartdegen, der in die Zukunft reist. Die verhinderten Reisenden steuern dort geradeswegs ins Verderben, um dann nach einer langen Reise voller Gefahren auf vergessene Welten zu stoßen.

Die Reisen ins Innere der Erde, zu Sagen umwobenen Inseln oder dunklen Labyrinthen, haben sich seit dieser Zeit nicht geändert. Diese filmischen Abenteuer hatten jedoch immer mit einer Schwierigkeit zu kämpfen: entweder sie waren von vornherein Fantasy, oder sie versuchten, logisch zu sein. Die Maßstäbe dafür waren jedoch in der Regel weit hergeholt. Weil man die Grundlagen der Physik außer Kraft setzen musste, waren die Ergebnisse dementsprechend.

Nun war „The Core“ von vornherein so konzipiert, dass auf den ersten Blick der Eindruck entstehen musste, es handle sich hierbei um eine physikalische Randnotiz; denn alles, was nach Ernsthaftigkeit aussah, wurde verarbeitet: Raketenkonstruktionen, atomare Sprengköpfe, Magmakerne, Gravitation, elektromagnetische Felder, Spaceshuttle, Erdrotation und Zerstörung der Atmosphäre.

Die Rotation des Erdkerns soll hier nach einem Stillstand wieder in Gang gebracht werden, was nicht nur phantastisch klingt, sondern auch phantastisch ist. Aus diesem Grund soll eine Crew von 6 Wissenschaftlern mittels eines Raketenantriebs in den Erdkern vordringen, um mittels atomarer Sprengsätze den Magmafluss wieder in Gang zu setzen. Man mag nicht schlecht staunen: um die Welt zu retten, wird mit allen Tricks gearbeitet, die Computer möglich machen, um Spannung und Spannungsbogen zu erzeugen. Doch an diesem Punkt versagt diese „technische Brillanz“.

Glaubhaft und seriös ist das alles nicht. Und lässt jede reale physikalische Möglichkeit weit hinter sich, womit sich schon „Armageddon“ (Regie: Michael BAY, 1998) auseinander zusetzen hatte. Eingewandt werden könnte, dass es sich beim Fantasy Film verbietet, nach realen Möglichkeiten zu fragen. Das wäre ein einziger Grund, ihn zusammen mit oben genannten Filmen zu nennen. Doch Jon AMIEL
(„Sommersby“, 1992, „Copykill“, 1995, „Verlockende Falle“, 1998) spekuliert doch eher damit, dass ihm seine Geschichte abgenommen wird; denn anders ist es kaum zu erklären, dass er soviel Wert darauf legt, den „inneren Kern“ der Erde, der ein
(er-)staunenswertes Universum ist, so zu offerieren.

Diese Bilder mögen spektakulär sein, in sich stimmig. Es fragt sich nur, was sie erzeugen sollen? Da alle Antworten darauf nur Spekulation sind, fallen einem nur viel glaubhaftere Szenarien ein, die unserem Trabanten den Garaus machen könnten: Asteroiden, die unserem Sonnensystem gefährlich nahe kommen, oder Kometen, auf Kollisionskurs mit der Erde sind, ein Crash mit unabsehbaren Folgen.

„Gefahren aus dem All“ filmisch zu vermitteln, wäre viel seriöser, wobei „seriös“ nur den Gedanken vermitteln müsste. „The Core“ will und kann das natürlich nicht sein. So ist diese Mission, mit zum Ende mehr (politischen) und militärischen Überlegungen, eher dazu geeignet, sich von einer anderen Sicht mit dem „Mutterschiff“ Erde, dem dortigen Leben und der Zukunft zu beschäftigen.

Fazit:

Der Film mag nur Fantasy sein. Doch er ist inkonsequent, da er den Eindruck hinterlässt, dass es sich um reale Geschehnisse handeln könnte. Der Film hat allerdings durch seine spezial - effects einige gute Momente. Sie sollten allerdings nicht überbewertet werden; denn schließlich muss, um die Spannungstiefe zu halten, die Magma dem Erdschiff Paroli bieten.

Dietmar Kesten 13.2.06 19:51