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Alexander

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Eine Überraschung, Silvana 5.1.05 15:50

Eine Überraschung,

was hab ich nicht alles schlechte Kritiken gelesen.
Ich denke, der Film hat viele schlechte Kritiken bekommen, weil die Leute mit einer bestimmten Sandalenfilmerwartung ins Kino gehen von breiten Gestalten, harten Gesichtern und eine Aktionserie.

Und dann seh ich diesen Film!
Die Erzählperspektive des Ptolemäus hätte auch ein Theaterstück abgeben können. Warum sich nicht mal auf etwas Ungewohntes einlassen und die vorgefertigte Erwartung beiseite lassen?

Da wird über weinende Männer gemäkelt, dabei waren in der Antike weinende Männer nichts ungewöhnlich. Das Weinen und Trauern galt nicht als unmännlich, das Jammern schon.
Da wird über blitzende Hufeisen gemäkelt, die es in der Antike angeblich nicht gab. Klar gab es die, wer Rang und Namen hatte ließ seine Pferde mit reinem Silber beschlagen und nebenbei mal bemerkt trugen deren geliebte Hunde goldene Halsbänder.
Wer sich mit Pferden auskennt, weiß daß ein Pferd einen langen Marsch mit täglich über 30km nicht ohne Eisen durchsteht (das Horn nutzt sich zu schnell ab).
Das Gemäkel geht über Männerschminke bis zur dionysosverehrenden Olympias. Ja, auch die Männerschminke entspricht geschichtlicher Tatsache und Olympias war eine Priesterin des Dionysos vor ihrer Heirat, eine Nachfahrin des Molosserkönigs Neoptolemos und sagenmäßig damit Achills. Wer etwas über den Dionysoskult weiß, kennt den Stellenwewert der Schlage in diesem Kult.

Aber das sind nur Nebensächlichkeiten. Alexander ist ein poetischer Film, ein Film der sich selbst liebt und sich in sich selbst ergießt. Die Handlung ist dünn, weil wir nicht viel über Alexander wissen und während des Films fangen wir an uns zu fragen, was uns dieser Film sagen will, wo will er hin?
Das ist eine Parallele zu denm historischen Alexander, der sich von einer Schlacht in die nächste stürzte und mit 30 bereits so viele Verletzungen hatte, daß wir ihn getrost einen Invaliden nennen können, am Ende seines kurzen Lebens. Wo wollte er hin? Wäre es ihm wirklich nur um das Errichten eines Weltreiches gegangen, wäre er planvoller vorgegangen.
Alexander war sicherlich nicht der kühle Staatsmann, der wenig Emotionen zeigte.

Also: Vorurteile vergessen, zurücklehnen, die Bilder genießen und den Film anschauen!

Silvana 5.1.05 15:50