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Dawn of the Dead

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WIDER DEN SCHLITZERFILMEN Dietmar Kesten 17.8.04 11:15

DAWN OF THE DEAD

WIDER DEN SCHLITZERFILMEN

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 17. AUGUST 2004.

Bei "Dawn of the Dead" zeigt sich, dass der
Horrorfilm, der zu Anfang der 70er Jahre einem
Höhepunkt entgegenstrebte, in die
Billigproduktionen Hollywoods bestens eingebunden
werden konntn. Dazu zählten auch
"Night of the Living Dead" (1968) oder Hoopers
"Texas Chainsaw Massacre" (1974).
Und damit setzten auch die phantasielos-grobschlächtigen Filme, die nur auf Blutrünstigkeit und ekelerregenden Bildern insistierten, ein.

Es dürfte also eine Frage der Interpretation sein,
mit der man sich diesem Genre nähert.
Natürlich könnte man die Erstfassung als Widerstand
gegen den Kapitalismus und seine bornierte Sucht zu akkumulieren, interpretieren. Natürlich auch in dem Sinne, der Ware-Geld-Ware Beziehung eine Alternative
entgegenzusetzen, oder sogar als möglichen
Solidaritätsschub der Protagonisten untereinander.
Ist es so? Daran sollte man Zweifel hegen.

Dass gerade 1978 in der Phase der weltweiten
Prosperität ROMERO ein Zeichen setzten wollte, halte
ich nicht für stichhaltig.
Er hatte hier nichts anderes gemacht, als
eine, das wäre von mir nun wieder überinterpretiert,
urbane Tragikomödie verfilmt.
Eine tiefliegendere Bedeutung kann dem Film
nicht abgewonnen werden.
Die handelnden Personen werden gerade auch in
der 78er Fassung ausschließlich in die
Schockeffekte eingebunden und verlassen jede
Selbstständigkeit im Handeln.
In dieser Anatomie des Grauens wird die Geschichte
flach und flacher, bis sie letztlich in
martialischem Kitsch ertrinkt.

Hier zeigte sich der eigentliche Beginn einer
außergewöhnlichen Mixtur aus Ästhetik und Gewalt
und zwar in einem ganz oberflächlichen Sinne; denn
es soll ja der Eindruck erweckt werden, mit der
glaubwürdigen Form einer Realitätsnähe zu arbeiten.

Eine düstere Allegorie für die Menschheit in
„Dawn of the Dead“ zu sehen, halte ich für überzogen.
Das Hereinbrechen des Grauens ist hier nur ein
dünnes Handlungsgerüst für die Unlogik der brutalen
Attacken der Zombies.
Der Regisseur wurde nicht müde, seinen Film als
„Kritik am System“ zu verkaufen.
Und es gibt sehr viele Spuren, die darauf hindeuten
(etwa Medienschelte, die aber insgesamt an der
Oberfläche bleibt).
Ich glaube nicht , dass „Dawn of the Dead“ eine
Allegorie auf den Kommunismus, Konsumismus,
Rassismus etc ist.
Die Parabelhaftigkeit, wenn sie denn eine wäre,
lässt der situative Kontext, der im übrigen überhaupt
keinen Subtext hat, gar nicht zu.
Er ist eben nur plastisch und einfach gestrickt.
Die Welt wird hier nur von menschenfressenden und
kannibalischen Untoten überrannt. Und ein paar Amerikaner
verschanzen sich in einem Kaufhaus, in der Hoffnung,
überleben zu können.

Im Dawn-Remake, das ja von einigen Kritikern
(Höltgen, Kilb) als „Gedankenexperiment“ interpretiert
wurde, wird dieses Unterhaltungsprodukt auf die Spitze
getrieben.
Hier sind es nur noch erschreckliche Bilder, die in einer
Art Clip-Ästhetik rübergebracht werden.
Der Film verweigert sich jegliche Kakophonie von
Bildern und Tönen.
Aber gerade die Bilder sind es, die im Kino die
notwendigen Erzählungen hervorrufen, und sie sind es,
ohne die auch eine Figurenannäherung nicht möglich ist.
Diese Katastrophe ergibt keine Sinnkonstruktion.
Kommunikation, wie schon im ersten Romero-Film
ausgeschlossen, ist immer der letzte gemeinschaftliche
Sinn. Wenn sie letztlich ausbleibt, ist das ein Hinweis auf die Beschränktheit von „Dawn of the Dead“.

Die Überlebenden in beiden Filmen merken, dass sie
den Traum, wenn er denn einer war, von der
Gesellschaft hinter sich gelassen haben.
Romero widerspricht sich hier selbst; denn er
wollte jaeine Alternative setzen.

Fazit: Selbst wenn man dem nicht folgt, dann bleibt hier nur der
bizarre Versuch über, eine Vorhölle zur Hölle abzuliefern.
Das kann nach meiner Sicht dem Kino insgesamt
nur schaden.

Dietmar Kesten 17.8.04 11:15