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Gebürtig

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Gebürtig
August Zirner als Danny Demant
Österreich / Deutschland / Polen 2002 - Regie: Lukas Stepanik, Robert Schindel - Darsteller: Peter Simonischek, Ruth Rieser, August Zirner, Katja Weitzenböck, Daniel Olbrychski, Corinna Harfouch, Samuel Finzi, Edd Stavjanik, Sylvia Haider - Länge: 110 min. - Start: 22.4.2004
Beschreibung

"Gebürtig" spielt im Österreich des Jahres 1987, als das Land durch die Waldheim-Affäre Schlagzeilen machte. In einer berührenden Mischung aus Witz und Verzweiflung, aus Humor und Melancholie, aus Realität, Alptraum und Wirklichkeit erzählt der Lyriker Robert Schindel in seinem ersten Roman vom schweren Gewicht der Geschichte, von einer Vergangenheit, die Juden gleichermaßen plagt wie Nichtjuden und einfach nicht vergehen will.

Hermann Gebirtig (Peter Simonischek) lebt als erfolgreicher Musicalkomponist in New York. Seine Eltern wurden von den Nazis umgebracht, er selbst hat sich längst von Wien losgesagt, dieser "Schlangengrube", dieser "einstigen Welthauptstadt des Antisemitismus, die heute Hauptstadt des Vergessens ist". Als ihn die Journalistin Susanne Ressel (Ruth Rieser) bittet, nach Wien zu kommen, um als einziger noch verfügbarer Zeitzeuge in einem Prozess gegen einen ehemaligen KZ-Aufseher auszusagen, lehnt er zunächst empört ab. Wozu hätte er sonst wohl soviel Distanz zwischen sich und seiner Vergangenheit gelegt? Aber er wird doch nach Wien reisen...

Von einer amerikanischen Filmcrew wird der Wiener Jude Danny Demant (August Zirner) als Nahkomparse engagiert, um einen Wiener Juden in Auschwitz zu spielen. Während der Dreharbeiten trifft er auf den Journalisten Konrad Sachs (Daniel Olbrychski), der schon sein Leben lang die Tatsache zu verdrängen versucht, der Sohn eines hochrangigen Wiener KZ-Arztes zu sein. Nach seinen Begegnungen in Auschwitz verlässt Sachs seine Frau Else (Corinna Harfouch), reist der Vergangenheit nach bis nach Wien und will dort mit Hilfe von Susanne, Danny und Gebirtig einen Weg finden, mit den quälenden Erinnerungen fertig zu werden.

"Ein wesentliches Element von ‚Gebürtig‘ ist die Sprache. Die Dialoge sind pointiert, sie erforderten rasche Wechselrede und das Vermeiden von ‚Bedeutung‘. Die Ironie und vor allem die Selbstironie in den Dialogen, besonders bei Demant und Gebirtig, sind wohl auch Ingredienzien des jüdischen Humors. Die Stimme des Erzählers ist Demant’s Stimme, der diese Geschichte (wie sich am Schluss herausstellt) aufgeschrieben hat. Demant als Chronist, kommentierend, notierend, distanziert. Nimmt sich heraus und berichtet, über Gebirtig, Sachs, sich selbst." Lukas Stepanik, Robert Schindel
Text & Foto: Real Fiction