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King Arthur

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wow Tuvok 12.9.04 08:57
wow Dietmar Kesten 12.9.04 12:37

Tuvok schrieb:

» "Realität stand uns näher als Fantasy", sagt Fuqua.
» Wirklich?. Und er hat noch nie was von Castus
» gehört, bis er das Drehbuch von Franzoni las, was
» kein Wunder ist. Der Film ist so richtig
» altmodisch, Gut gegen Böse, nur das es tolle
» Geschichten sind und Sagen die diese Helden
» umgeben. Wieso man aber Tintagel, Excalibur, die
» Frau im See, Camelot, die Tafelrunde so wenig in
» Szene setzte ist mir ein Rätsel. Man hat halt
» versucht alles realistisch eben darzustellen, was
» so gesehen eh nicht falsch war. Als damals der
» Drehbuchautor David Franzoni in der Bibliothek war,
» fiel ihm eine Geschichte über Lucius Castus auf,
» einem Legionär. Und das war bevor er Drehbuchautor
» wurde, und da fand er auch das Papier eines
» Studenten wo behauptet wurde er war König Artus,
» der Lucius. Von Marc Aurel wurde Castus nach
» Britannien geschickt.
»
» Im heutigen Osteuropa, also eigentlich Russland,
» existierte ein Geschlecht von Kriegern die sehr
» gefährlich waren, für Rom. Die Sarmaten. Sie lebten
» am Rande des römischen Kaiserreiches, bis 175 n.
» Chr in der Gegend des heutigen Wien eine
» entscheidende Schlacht gegen Marc Aurel gekämpft
» wurde, wo diese verloren.
» Der Kaiser meinte zu denen, Entweder Ihr kämpft für
» uns oder ihr müsst alle sterben. Sie unterwarfen
» sich dem Imperium und wurden in die Armee
» eingegliedert. Eine Einheit wurde nach Ägypten,
» eine nach Britannien geschickt. Es waren Spitzen
» Soldaten, und Reiter. Wie die Mongolen. Jahre lange
» waren sie damit beauftragt unbekannte Posten zu
» bewachen, und das wurde von Vater auf Sohn vererbt.
»
» Als im 5. Jh. n. Chr. Rom begann zu entglänzen,
» attackierten viele Barbarenhorden die Außenbezirke
» des Reiches. Selbst Britannien war nicht sicher da
» die Sachsen nach Macht gierten. Eine Einheit der
» Sarmaten Kavallerie unter dem Kommando von Lucius
» Antonius Castus sollte Britannien vor den Barbaren
» beschützen, und verschanzte sich hinter dem
» Hadrianswall, eine von Menschenhand errichtete
» Trennlinie zwischen dem römischen Britannien und
» dem barbarischen Norden, die sich über 120 Km
» hinweg quer durch das Land erstreckte, von
» Wallsend-on-Tyne im Osten bis Bowness-on-Solway im.
» Castus hatte viele Männer die heute jeder kennt,
» Gawain, Galahad, Bors, Tristan, Dagonet, eine
» richtige Kämpferelite. Dann gab es noch einen
» Schamanen namens Merlin, und der hat diese Brigade
» gehasst bis am Tod.
»
» Und an die Story hat sich Franzoni erinnert und die
» Artusgeschichte eben ausgearbeitet mit Auftrag usw.
» Bei den herrlich gemalten Orten, wurde so wenig CGI
» wie möglich eingesetzt, und auch die Mode haben sie
» sehr sorgfältig entworfen, nach dem sie sich lange
» zusammen gesetzt hatten, und nachdachten wie es
» damals aussah. 300 Leute haben am Hadrianswall
» gearbeitet für den Film. Ausgestattet wurden
» übrigens 400 Sachsen die aussahen wie 2.000, 150
» römische Soldaten und 175 Pikten. Und da ärgert
» mich wieder was, weil am See als die 8 Mannen gegen
» die Sachsen gekämpft haben, sah es aus als würden
» sie das so einfach können, nur weil sie englische
» Langbögen hatten, die aussahen wie Holzspielzeuge
» die gerade 10 Meter weit die Pfeile hinfortschießen
» können.
»
» Jede einzelne Waffe musste hergestellt werden,
» jedes Kostüm in langem herumsuchen. Und vor allem
» Excalibur, wurde nach einem auf keltischen Motiven
» basierenden Gemälde entworfen. Die Klinge trägt
» eine Inschrift in Ogham, einer antiken Form
» keltischer Buchstaben. Sie lautet: „Verteidiger
» seines Landes“.
»
» Tristan soll Orientale gewesen sein und das
» erinnert mich an Robin Hood, die schöne mystische
» alte Serie aus England der 80 er Jahre, da war auch
» ein Sarazene mit 2 Schwertern dabei, und hier hat
» er seine Wurfmesser in die Rüstung integriert
» gehabt, was sehr gut aussah. Sehr schön waren die
» Pferde anzusehen, blöd fand ich wiederum das sie
» Merlin als einer von Drei Leuten so blöd gemacht
» haben, aber er sah dafür realistisch aus, wie ein
» Keltischer Obdachloser. Trotzdem der Film ist eine
» Wucht, auch von der Filmmelodie her, die Hans
» Zimmer wieder uns beschert, und den herrlichen
» Filmsong der glaube ich von Enya ist.
»
» 95 von 100


KING ARTHUR

NICHT SEHENSWERT

Von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 12. SEPTEMBER 2004.

Der komplette Streifen hat nichts, was sonderlich erwähnenswert
wäre. Selbst die Einspielergebnisse in den USA waren bescheiden
und ließen zu wünschen übrig.
Historisch gesehen ist der Film eine komplette Pleite; denn
a.) finden sich hier eine Reihe von Fehlern, die der ‚unbedarfte’
Kinobesucher auf den ersten Blick kaum durchschaut.
Der Einsatz der Armbrust kam erst mit den Kreuzzügen auf,
also, im 12. Jahrhundert. Der Film spielt zur Mitte des
fünften Jahrhunderts.
Hier liegt der erste dicke Schnitzer vor.
b.) Ähnlich verhält es sich mit dem Stacheldrahteinsatz.
Dieser ist äußerst umstritten, da es dafür keine feste Datierung
gibt. Keinesfalls kam dieser aber im 5. Jahrhundert zum
Einsatz.
In Deutschland kam er vermutlich erst im 8. oder 9.
Jahrhundert auf, als zur militärischen Sicherung
der Grenzen des fränkischen Großreiches und als
Ausgangsbasis für weitere militärische Expansionen
in eroberten Gebieten die Marken geschaffen wurden an
deren Spitze Markgrafen standen.
c.) An den Kostümen hätte jeder Kostümverleih Freude.
Allerdings passen diese überhaupt nicht in die Einordnung
des Filmes.
Die dort gezeigten Kostüme, die Bemalung, das gesamte,
Outfit, ist absolut lächerlich. Hier sieht es nur gut aus.
Diese Kostümierung kam erst in der Renaissance,
im Barock oder Rokoko auf.

Es mangelt dem Film an Erzähltempo- und flusss.
Die Tatsache, dass David Franzosi, der auch für den
Film „Gladiator“ verantwortlich war, das Drehbuch schrieb,
ist besonders enttäuschend. Und auch wieder nicht; denn
auch „Gladiator“ glänzte nur so von historischen
Fehlern und Ungereimtheiten.
Die Charaktere sind steril, nicht ausgearbeitet und kommen
plump daher.
Vor allem dümpelt die Romanze zwischen Arthur und Guinerva
auf Soap-Niveau.
Die schwachen Gesamtleistungen der Schauspieler lassen
darauf schließen, dass hier schnell ein Reißer aus dem
Boden gestampft werden sollte, der die Begierde des
Publikums bedient.
Interessante Reibungsmomente, die sich nicht nur auf
der Insel abspielten, sondern auch in Deutschland an der
Tagesordnung waren (etwa die bewaffneten Zusammenstöße
zwischen den germanischen, slawischen und anderen
Stämmen einerseits und dem römischen Reich andererseits,
die sich vom 1. Jahrhundert bis ins 5. Jahrhundert erstreckten
und die teilweise eine revolutionäre Überwindung der antiken
Sklavenhalterordnung waren), vernachlässig und verschenkt
der Film vollends.
All das ist auch gar nicht konkretisiert. Wenn an die
Auseinandersetzung mit Rom gedacht wird, dann ist das, was
der Film darüber zu bieten hat, gelinde gesagt,
Geschichtsklitterung.
Die militärische Macht Roms wird gar nicht hinterfragt.
Und auch die Konflikte nicht, die sich z. B. im rechtsrheinischen
Gebiet zwischen Franken, Sachsen, Friesen, Alemannen,
Stammesadel und Gefolgschaften abspielten, und die
nachhaltige Wirkung auf die Entwicklung in England
(Britannien) und Irland hatten.

Arthur wird schlichtweg idealisiert. Das hängt mit
der mangelnden historisch-korrekten Kenntnis zusammen.
Man muss „King Arthur“ leider unterstellen, dass er
dem Publikum mit einen Mythus kommt, der vorne und
hinten nicht stimmig ist.
Die Skizzierung der Figur Merlin ist fragwürdig.
Der ‚Rebellenführer’, wenn er denn einer war, ist so düster
geschminkt und kostümiert, dass er mehr einer restaurativen
Entwicklung entspricht, nicht aber dem damaligen
Gefolgschaftswesen.
Vermutlich ist er Film so unheimlich, dass er sich von Gandalf
der Figur aus dem „Herrn der Ringe“ abheben muss.

Was die Sarmaten anbelangt, so liegen sie eindeutig falsch.
Die Sarmaten waren zunächst ein indogermanischer
Völkerstamm, besser ein indogermanisches Nomadenvolk
der iranischen Gruppe, die mit den Skythen verwandt waren.
Sie lebten gar nicht am „Rande des römischen Kaiserreiches“
und eben auch nicht „bis 175. n. Chr.“, sondern zwischen
600 v. Chr. und 450 n. Chris. In der südrussischen und
vermutlich ukrainischen Steppe. Die Sarmaten gliederten sich
in zahlreiche Unterteilstämme wie z. B.
Iazygen, Roxolanen, Aorsen, Siraken, Massageten,
Alanen usw.
Es ist auch gar nicht bewiesen, in welchem Ausmaße sie der
römischen Herrschaft trotzten. Erst ab dem 3. Jahrhundert
verdrängten die Sarmaten die Skythen in den Gebieten
nördlich des Schwarzen Meeres. Und das war sicherlich
„kein Rand des römischen Kaiserreiches“.

Die Legende von König Artus geht mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit auf schwergepanzerte
sarmatische Lanzenreiter zurück.
Und nicht, wie Sie schreiben:
„Der Kaiser meinte zu denen, entweder Ihr kämpft für uns oder
ihr müsst alle sterben.“
Die Sarmaten, die öfter ins Römische Reich einfielen, kämpften
als schwere Kavallerie. Ob es „Spitzensoldaten“ waren, kann
nicht bestätigt werden.
Ein sarmatisches Kontingent von ca. 5.500 Mann kam nach der
Niederlage der Iazygen in den Markommanenkriegen unter
Kaiser Marc Aurel in römische Dienste sogar bis bis nach
Britannien.
Allerdings ist nicht bekannt, dass sie „in Ägypten“ waren.

Was Marc AUREL anbelangt, machen sie eine Reihe von
Fehlern, bzw. ordnen die geschichtlichen Stationen kaum
richtig ein.
a.) Nach dem Frieden mit den Quaden wandte sich
Marc AUREL gegen die Markommanen. Auch sie wurden
unterworfen. Nach dem Vertrag den der Kaiser ihnen auferlegte,
mussten sie einen vierzehn Kilometer breiten Streifen am rechten
Donauufer räumen. Ein überraschendes Überschreiten der
Donau sollte verhindert werden.
b.) Noch im Winter erhoben sich die Quaden erneut, wurden jedoch
wiederum besiegt. Nach dem Friedensschluss 174 mussten
sie wie die Markommanen einen breiten Streifen am rechten
Donauufer räumen.
c.) 175 wurde der Krieg gegen die Jazygen fortgesetzt. Aufgrund
eines unerwarteten Ereignisses musste der Feldzug unterbrochen
worden. Der Befehlshaber im Orient, Avidius CASSIUS, ließ
sich von seinen Truppen zum Kaiser ausrufen. Marc AUREL
schloss nach einer gewonnenen Schlacht einen Friedensvertrag
mit den Jazygen und zog nach Syrien.
d.) In Syrien kam es zu kaum nennenswerten Kampfhandelungen.
Die Anhänger von Acidius CASSIUS wurden weiter nicht
verfolgt. Den Winter 175/76 verbrachte Marc AUREL in Syrien.
176 kehrte er über Athen nach Rom zurück. Auf der Rückreise
starb seine Frau Faustina.
e.) 177 erhoben sich die germanischen Stämme erneut.
Bis zum Tode von Marc AUREL vermutlich am 17. 3. 180
in Vindobona (bei Wien) kam es zu schweren militärischen
Auseinandersetzungen. Doch die Römer waren auf der
Siegerstraße.
Allerdings gab es die Sarmaten um diesen Zeitraum herum
als eigenständigen Volksstamm gar nicht mehr, bzw.
sie gingen in andere Volksstämme auf. Eine Schlacht
„bei Wien“ ist historisch nicht belegt. Es gab auch keinen
eigentlichen Belagerungsgürtel.
f.) COMMODUS, der bereits 176 von seinem Vater
Marc AUREL zum Mitregenten ernannt worden war,
schloss einen Frieden mit Markommanen, Quaden und
Jazygen. Als Grund gab er die Überforderung
der zur Verfügung stehenden Mittel des Reiches an. Der
Frieden muss für die früheren Kriegsgegner recht
günstig gewesen sein; denn für Jahrzehnte blieb es an
den Donaugrenzen ruhig.
g.) Erst nach dem Regierungsantritt von Kaiser
COMMODUS durchbrachen die Kaledonier den
Antoniuswall/Hadrianwall in Schottland, worauf der
Film auch zurückgreift.
c.) HADRIAN ordnete zum Schutz der römischen Siedlungen
im Norden der Provinz Britannia die Errichtung eines
Verteidigungswalles gegen die Pikten an. Einzelne Teile dieses
Walles gingen in den Antoniuswall über
Beide Wälle, vor allem der Antoniuswall, wurden wiederholt von den
Stämmen aus dem Norden überrannt.
Antonius CASTUS ist nicht überliefert. Wen meinen Sie hier?
Nach Ihrer Auffassung soll er noch zusätzlich die
„Britannen vor den Barbaren“ durch Mithilfe beim Bau des
Walls geschützt haben.
Die hervorragende „Römische Geschichte“ von
Theodor MOMMSEN kennt ihn nicht.
Allerdings gibt es einen Avidius CASSIUS, der sich in Syrien
nach dem Tode von Marc AUREL zum Kaiser
ausrufen ließ (ca. 182-185) und ermordet wurde.
d.) Der Hadrianswall wurde zwischen 122-128 gebaut.
183/84 werden beide Wälle durch Caledonische Stämme
durchbrochen.
205-207 wird er nach Zerstörung wieder hergestellt und
dient nur der Überwachung der südschottischen Stämme.
„Barbaren“, wie Sie irgendwas bezeichnen, ist äußerst
ungenau und trägt nichts zur Erklärung der Geschichte bei.
das Gallische Sonderreich entsteht 274.
Ab 410 beginnt der Sachseneinfall. Und erst dieser
leitet die Auflösung der römischen Reichsgewalt ein.
Ab 442 durch eine angebliche Rebellion sächsischer
Förderaten wird Britannien langsam angelsächsisch.
Detail dazu finden sie im „Grossen Ploetz“.

Dietmar Kesten 12.9.04 12:37