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Montags in der Sonne - Los Lunes al Sol

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Montags in der Sonne - Los Lunes al Sol
Laura Domínguez, Javier Bardem
Spanien 2002 - Originaltitel: Los Lunes al Sol - Regie: Fernando León de Aranoa - Darsteller: Javier Bardem, Luis Tosar, Nieve de Medina, José Angel Egido, Enrique Villén, Celso Bugallo, Joaquín Clement, Serge Riaboukine - FSK: ab 6 - Länge: 113 min. - Start: 15.1.2004
Beschreibung

Vigo, Hafenstadt im Norden der spanischen Atlantikküste. Die großen Zeiten der Schiffsindustrie sind vorbei, die Auseinandersetzungen um den Erhalt der Arbeitsplätze verloren. Die Werften liegen verlassen in bester Küstenlage. Bulldozer rollen an, um Platz zu schaffen für rentable Neubauten. Für die Werftarbeiter von einst hat längst ein anderes Leben begonnen.

Jeden Tag nimmt der arbeitslose Werftarbeiter Santa zusammen mit ehemaligen Kollegen die Fähre über die Bucht von Vigo. Da ist Lino, der kaum noch an eine neue Chance glaubt und doch die meiste Zeit in den Vorzimmern der Personalbüros verbringt, trotzig und nervös zwischen jugendlichen Mitbewerbern. José, mit knapp vierzig der Jüngste der Gruppe, kann sich nur schwer damit abfinden, dass seine Frau Ana mit ihrer Arbeit für das Familieneinkommen sorgt. Amador, der immer im Naval zu finden ist, der Kneipe des früheren Kollegen Rico. Amadors Frau ist fort, bei ihrer kranken Mutter, man weiß nichts Genaues. Sergej, der früher Kosmonaut in der Sowjetunion war, bevor es ihn nach Vigo verschlagen hat. Und Santa selbst, der trotzige Rebell mit der großen Klappe, ein Frauenheld mit Watschelgang, rüde und herzlich, der sich weigert, das Bußgeld für die bei den Protesten gegen die Werftenschließung eingeworfene Straßenlampe Urban Swimlight zu bezahlen. Alle zusammen reihen sich ein in die Schlange auf dem Arbeitsamt, treffen sich auf ein Glas in Ricos Bar, reden von damals und von heute, vom Leben, wie es ist, wie es wird, wie es hätte sein können.

Was passiert, wenn nichts passiert? Wenn man nichts zu tun hat? Dann geht es um Alles. Das Nichts wird zum Abenteuer. Entscheidungen müssen getroffen werden, so oder so, jeden Tag. Die grauen Haare schwarz färben, um jünger zu wirken? Beim eigenen Sohn Computer-Unterricht nehmen? Den mitleidigen Blick des Sachbearbeiters auf der Bank ertragen? Sich hinter der gekränkten Männerehre verstecken oder Ana unterstützen, die jeden Tag in der Fischfabrik steht? Sich mit Reina anlegen, der als Objektschützer beim Stadionumbau von Celta Vigo kostenlose Fußballabende garantiert? Die Entschädigung für die Straßenlampe bezahlen oder aufrecht die Haftstrafe antreten? Sehen, was Amador macht der schon seit Tagen nicht mehr in Ricos Kneipe aufgetaucht ist?

Montags in der Sonne – Los Lunes al Sol erzählt aufrichtig, berührend, mit großer Sensibilität und Zärtlichkeit und immer wieder umwerfend komisch von Freundschaft und Solidarität in schwierigen Zeiten. Von Menschen, die sich ihren Witz und ihre Würde nicht nehmen lassen und auf ihrem Recht bestehen, glücklich sein zu wollen. Eine intelligente, warmherzige Tragikomödie über den täglichen Kampf gegen Windmühlen, die fremden und die eigenen, und den unbändigen Willen, nicht klein beizugeben. Was ist heute für ein Tag?

Montags in der Sonne – Los Lunes al Sol wurde auf dem Filmfestival San Sebastian als Bester Film, beim Spanischen Filmpreis Goya in fünf Kategorien und von den spanischen Filmkritikern in sechs Kategorien ausgezeichnet und avancierte mit mehr als zwei Millionen Zuschauern zum Sensationserfolg in Spanien. Fernando León de Aranoa, der seit seinen Filmen Familia und Barrio als eines der größten Talente im neuen spanischen Kino gilt, recherchierte zwei Jahre für Montags in der Sonne. Auf der Grundlage des detailliert ausgeschriebenen Drehbuchs, das kunstvoll die verschiedenen Schicksale seiner Protagonisten zu einer gemeinsamen großen Erzählung verbindet, arbeiteten sich die Schauspieler mit ungewöhnlicher Intensität in ihre Rollen.

Neben Luis Tosar, Nieve de Medina, José Angel Egido, Celso Bugallo, Enrique Villén, Serge Riaboukine und der Neuentdeckung Aida Folch brilliert als Primus Inter Pares eines großartig zusammen spielenden Ensembles Javier Bardem, bekannt vor allem aus Filmen von Pedro Almodóvar und für seine Oscar-nominierte Rolle in Julian Schnabels Before Night Falls. Wie bei allen bisherigen Spielfilmen von Fernando León de Aranoa führte Alfredo Mayo die Kamera, langjähriger Weggefährte von Gerardo Herrero, Marcelo Piñero, Gracia Querejeta und Pedro Almodóvar.
Text & Foto: Piffl