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Open Water

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Open Water & die Erwartungshaltung Ponkie Karanicki 4.6.05 00:46

Der Film ist gut. Vor allem, weil er die Erwartungen des Horror- und Thrillergenres nicht bedient. Es geht auch nicht darum, die Fraktion der Jahrmarkt-, Geisterbahn- und Ekelfilm-Freude zu beglücken. Mit 100-Millionen-Dollar-Unfug wie "Armageddon" oder Splatter- & Horror-Blödsinn wie "28 Tage" oder dem Remake von "Dawn of the Dead" hat man es hier eindeutig nicht zu tun.
Der Film versucht, jenseits des absurden Hollywoodplots, der zur Zeit an der Kinokasse so gefragt ist, den Horror einer tatsächlich möglichen Begebenheit auf die Leinwand zu bringen. Daß die Sehgewohnheiten des durchschnittlichen Kinogängers dabei enttäuscht werden, liegt auf der Hand und kann nur begrüßt werden. Bezeichnenderweise beklagen sich die Schreiber einiger Kommentare dieses Forums darüber, daß sie nach dem "Hype" um den Film "mehr erwartet haben". Eine Erwartungshaltung die gezeichnet ist vom Bewertungsschema der Vermarktungsstrategen, die dem größten, teuersten, unglaublichsten, effektvollsten Film die höchsten Weihen zusprechen - um Erfolg kalkulierbar zu machen. Leider funktioniert das, wie eben diese Kommentare zeigen. Aber Filme dieser Kategorie haben fast nie etwas mit unsrem Leben zu tun. Damit wenden sich die Filmschaffenden, egal ob Produzent oder Regisseur gegen die Möglichkeit Filme zur Kunst zu erheben. Preiswürdigkeit und teure Filme schließen einander so weitgehend aus - außer in technischen Bereichen. ("Die Rückkehr des Königs" mit 11 Oscars auszuzeichnen ist ein ärgerlicher Witz.)
Der Film "Open Water" ist sicherlich keine wertvolle Filmkunst, daß sei noch einmal ausdrücklich gesagt. Er ist einfach gut und setzt eine interessante Geschichte angemessen um. Der Film kommt angenehm unaufgeregt daher, hat eine stimmige Exposition und wechselt im Hauptteil gekonnt zwischen Spannungsmomenten und Charakterzeichnung hin und her.
Darüber hinaus liefert der Film mit seinem Ende einen konsequenten und perfekt umgesetzten Abschluß der Geschichte. Das Ende ist auch ein überfälliger Kommentar zum Hollywoodkino und zur Erwartungshaltung der Popcorn-Kinogänger.
Wer die Spannung des Flms nicht als solche empfindet, sollte sich fragen, warum er/sie sich nicht in die Situation einfühlen kann. Vielleicht liegt es daran, daß der gewohnte und erwartete Horror erst beim Auftritt von Untoten und Außerirdischen anfängt. Pech gehabt. Die Hollywoodfalle hat zugeschnappt.
Wer die Kameraführung bemängelt, sollte sich fragen, ob im jedem Film (virtuelle) Kamerafahrten enthalten sein müssen, die als orgiastisches Seherlebnis funktionieren, oder ob es nicht sinnvoller ist, die Kameraführung in den Dienst der Geschichte zu stellen. Genau das wurde hier überzeugend getan.
Es ist auch albern an der Technik (Farben und Bildqualität) herumzumäkeln. Die Nuancen um die es hier geht, machen keinen Film aus. Wer meint das sei wichtig, sollte sich fragen warum. Vielleicht weil die bevorzugten Filme sonst nichts zu bieten haben.

Ponkie Karanicki 4.6.05 00:46