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Spider

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Spider interessiert nicht. Hippie 7.6.04 01:24
Spider interessiert nicht. Dietmar Kesten 7.6.04 16:37

Hippie schrieb:

» Der Streifen ist ein Egotrip. Es dreht sich absolut
» und einzig nur um David Cronenberg. Die
» Anfangstitel über den düsteren Rorschachpinseleien
» ziehen sich dermaßen, man liest David Cronenberg,
» erneut David Cronenberg, David Cronenberg schon
» wieder, dass man aufstehen möchte um den
» Filmvorführer zu bitten, schnell vorzuspulen. Wenn
» man es dann tatsächlich geschafft hat bis zum Ende
» wach zu bleiben, vielen Dank an die Mädels nebenan,
» welche sich seit geraumer Zeit unterhalten, dann
» fragt man sich am Schluss: Warum? Was eine
» Zeitverschwendung! Und: Was eine Fehlinvestition an
» Ressourcen. Wie toll, da ist jemand mit einer
» unschönen, gar traumatischen, Vergangenheit, und
» psychisch krank ist er auch noch. Um so jemanden zu
» sehen brauche ich nicht ins Kino zu gehen, denen
» begegnet man im RL überall. Folglich ist es nur
» total überflüssig so eine nichtssagende Geschichte
» auf Zelluloid zu bannen. Wenn es denn wenigstens
» eine Geschichte wäre. Wirres Gedankengut ist's,
» mehr nicht, und der Zuschauer soll sich letztlich
» selbst einen Reim draus machen, was ist, was nicht,
» wie wär's, weil der Regisseur völlig überfordert
» scheint. Der Film transportiert weder Freud noch
» Sinn, eine Aneinanderreihung von Grau-in-Grau,
» alles dasselbe, die Handlung plätschert gelangweilt
» dahin. Unser Protagonist taucht auf, dreht sich
» einmal im Kreis und verschwindet wieder. "I smell
» gas!"


Womöglich werde ich Ihnen nicht zustimmen können.
Eine Detailkritik erscheint von mir erst zum
Wochenende.
Cronenberg ist ein Meister der Verfremdung.
In "Spider" wird man ein menschliches Wrack besichtigen können. Es gibt viele Fragen, die der
Film problematisieren wird: Was ist Realität,
was Illusion. In düsteren Bildern wird Cronenberg
die Zerstörung zelebrieren, inmitten einer
zutiefst traurigen Geschichte.
Den Zuschauer wird Cronenberg dazu zwingen, an
Dennis erschütternden Beobachtungen aus seiner
Kindheit teilzunehmen.

Cronenberg hat sich mit Heidegger, Sartre,
Camus, Heidegger, Focault, Kafka,
Huxley, Althusser und Furet beschäftigt.
Wer das weiß, dem wird nicht entgangen sein,
dass alle seine Filme (angefangen von "The Fly"
bis "existenZ")diese tiefen philosophischen
Ideen atmen. So wird "Spider" nicht nur das
Netzt sein, indem wir uns wiederfinden, sondern
der Film wird sich vermutlich auch mit unseren
eigenen Erinnerungen beschäftigen, mit der Angst,
dass wir nicht so bleiben, wie wir sind, und damit,
dass die suziden Schübe jeden von uns treffen
können.

Cronenberg fischt nicht einfach im Seelenmüll.
Das taten Lynch, Carpenter oder Kubrick auch nicht.
Cronenberg ist ein Meister der Darstellung von
menschlichen Inneansichten, ein Meister der
Spiegelungen, die Verrottungen und Hüllen der
Seele zeigen.

Dietmar Kesten 7.6.04 16:37