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Spider

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Wer ist verrückt, wer ist normal? Dietmar Kesten 11.6.04 12:16
Wer ist verrückt, wer ist normal? werner 11.6.04 22:19
Wer ist verrückt, wer ist normal? Dietmar Kesten 12.6.04 10:04

SPIDER

WER IST VERRRÜCKT, WER IST NORMAL?

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 10. JUNI 2004.

David CRONENBERG („Brut“, 1979, „Videodrome“, 1982,
„Dead Zone“, 1983, „Die Fliege“, 1985,
„Unzertrennlich“, 1988, „Naked Lunch“, 1991, „Crash“, 1995,
„existenZ“, 1998) stochert gerne in der menschlichen Psyche herum,
in den Abfallhalden der dort angesiedelten Ideenwelt.
Mit „Spider“ zeigt er Episoden aus einem Leben eines
psychisch gestörten, sich aus der realen Welt verabschiedenden
Mannes, der seine Erinnerungen in wenigen Tagen schmerzhaft
wahrnimmt und durchlebt.
Die Geschichte des hochgradig gestörten
Dennis ‘Spider’ Cleg (Ralph FIENNES) ist eine makabere
Studie- gleichermaßen abstoßend und faszinierend- über das
Thema Gedächtnis und Erinnerung, Normalität, Bedrückung und
Zerstörung. Dennis ist ein introvertierter, eigentlich autistischer
Mann, der nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie in seine
Heimatstadt London zurückkehrt.
In einer Pension quartiert er sich ein. Sie erweckt den
Eindruck, als leben dort Menschen, die wie er, psychisch
gestört sind. Die Herbergsmutter Mrs. Wilkinson
(Lynn REDGRAVE/Miranda RICHARDSON) vermittelt Kälte,
Wahnsinn und Irritationen. Dennis muss die Erfahrung
machen, dass hier keine Hilfe zu finden ist.
Sein Zimmer ist karg eingerichtet, der Tagesablauf in der
Pension streng geregelt.
Dennis beginnt damit, sich noch mehr gegen die Außenwelt
abzuschotten, und begibt sich auf die Reisen zu den Stätten
seiner Kindheit, die der Zuschauer in Rückblenden miterlebt.

Dennis Vater Bill (Gabriel BYRNE) verdingt sich als Klempner
und vertreibt sich seine Zeit nachts in Bars und Pubs, während
die Mutter (Miranda RICHARDSON) Haushalt und Kind
versorgt.
Sein Zuhause ist gerade nicht von Zuwendung geprägt,
sondern eher von Schweigen und Aggression.
Irgendwann lernt Bill eines abends die vulgäre Prostituierte
Yvonne (Miranda RICHARDSON) kennen. Sie beginnen eine
Affäre, die schließlich zum Zusammenbruch der Familie führt.
Als Bill während eines Streits mit seiner Frau die Wohnung
verlässt, in den Pub geht, mit Yvonne in einer Gartenkolonie
verschwindet, um dort mit ihr die Nacht zu verbringen, wird er
von Dennis Mutter in flagranti ertappt. Bill erschlägt sie mit
einem Spaten und verscharrt sie in einem Gemüsebeet.
Yvonne erwähnt gegenüber Dennis eher beiläufig, dass seine
Mutter von seinem Vater und ihr umgebracht wurde.
Der gestörte Junge glaubt, er sei das nächste Opfer und sinnt
auf Rache.

Dennis Mutter und Yvonne werden von der gleichen Person
gespielt. Das lässt erkennen, welche Bedeutung CRONENBERG
auch der psychologischen Ebene beimisst; denn Dennis kann
durchaus als moderner Ödipus bezeichnet werden.
Und weil die Beziehungskonstellation zu den Eltern, speziell
der Mutter nachhaltig wirkt, Beseitigungswünsche aufflammen,
muss man sich im Kino auf diese sicherlich verwirrenden
Bilder konzentrieren.
Man könnte dieses Verwirrspiel, die zynische Brutalität und
das Bedrohende, das nicht mit erhobenem Zeigefinger
vermittelt wird, sogar überspitzt als ‚Kaspar-Hauser-Effekt’
deuten. Nach Alexander MITSCHERLICH unterliegen diese
Menschen der totalen inneren Einsamkeit und der Verkümmerung
des Gemüts.
Der verwirrende „Spider“ entspricht exakt diesem Bild.
In seiner Tristesse mag er ein Spiegelbild unserer Gesellschaft
sein, in der die Ausgrenzung dieser Menschen ein
Dauerthema ist, und die mit den Schwachen, die nicht
im Gleichschritt marschieren, gnadenlos verfährt.
Man mag sich an der depressiven Grundstimmung des
Films reiben. Doch den hinter- und abgründigen Welten
eine positive Grundstimmung abzugewinnen, vermag
CRONENBERG nicht.

CRONENBERG zeigt in eindringlichen, ja in düsteren Bildern die
Zerstörung eines Menschen. In Rückblenden zelebriert er
gekonnt und mit voyeuristischer Lust die Traumata, die Dennis
durchziehen und macht vor keiner Erschütterung halt.
Als Beobachter, niemals aufdringlich, doch bestimmt, lässt
er ihn noch einmal seine eigene traumatische Kindheit
erleben. CRONENBERG zwingt den Zuschauer praktisch in die
Katastrophe hinein, er zwingt ihn dazu, zuzusehen, an
den Beobachtungen, teilzuhaben an den Schicksalen, an den
finalen Wendungen. Er teilt so auf seltsame Weise das
Schicksal von Dennis.
Aus der Perspektive des inzwischen erwachsenen Mannes
erlebt er die totale seelische Degenerierung des Kindes.

„Spider“ ist ein finsterer Film, dicht inszeniert.
In einer Welt ohne Mitleid ist das Individuum dem (geistigen)
Verfall ausgesetzt, ohne Hoffnung auf einen Ausweg, ohne
Hoffnung auf Freiheit und Selbstbestimmung.
Das imaginisiert der Film.
Die weit unangenehmere Irrealität sind dabei die Ausflüge in
seine Vergangenheit. Dennis Verhalten ähnelt das eines
Autisten: etwa, wenn er seine Erinnerungen in ein Heft kritzelt,
versteckt und schließlich in einem Wahn vernichtet.
Oder die Tatsache, das er sich kaum äußerst, Halbsätze,
die unverständlich klingen, murmelt, oder dort, wo er in
vielen Szenen durch schizoide Schübe zeigt, dass „Spider“
ein kranker Mensch ist.

Der Schrecken ist eine Innenansicht. Er ist wie ein Fall in ein
tiefes, dunkles Loch, in eine Leere, absolutes Nichts.
Dort, wo es keine Zeit gibt, keinen Raum und alles eins
wird, dort, wo alle Begrenzungen, Sekunden, Minuten und
Stunden sich in einer Art Gleichschaltung auflösen,
dort ist die Seelentiefe von „Spider“, rätselhaft und undurchdringlich.
Rätselhaft ist auch der Anfang: die Kamera zeigt eine Reihe
von Fotos roher und glatter Wände (abgeblätterte Farbe,
heruntergerissene Tapeten).
Ein merkwürdiger Eindruck, der von CRONENBERG später
aufgelöst wird. Er hat Fotografien gespiegelt, die dadurch
den Anschein haben, als seien sie Bilder eines
psychologischen Tests, Gesichter, Muster, Material,
visionäre Symbolik (Verweise auf die Rorschach-Tests
wonach Tintenkleckse auf bedruckten Tafeln von den
Probanden zu deuten sind).
CRONENBERG, der in diesen Szenen versucht, visuell
zu argumentieren, zeigt effektvoll, wie er verfremden,
wie er in diesen Szenen das ganze Leben von „Spider“
in wenigen Bildern auf den Nenner bringen kann: es ist
der Alptraum in expressionistisch und verrotteten inspirierten
Bildern, die Hülle der Seele, und aus der sich wie in einem
Feuerwagen alles abfahren lässt, alle gemachten Erfahrungen,
Schuld, Sehnsucht, Liebe, Hass, Ängste und das nicht
endenwollende Leid, Gegenwarterlebnisse, Vergangenheitswahn,
Zukunftsvisionen. Es ist ein Einheitsbrei mit tausenden
Facetten umwoben und undurchdringbar. An diesem subtilen
Blick soll der Zuschauer teilhaben, an dem absoluten,
unaufhaltsamen und tiefen Verfall.

Was man sich im Leben nicht oft fragt, geht verloren,
ist unwiederbringbar, fremdbestimmt, auf ewig zerstört.
Leben ist auch ein Prozess des ständigen Hinterfragens.
So nähert sich CRONENBERG den Persönlichkeiten an.
Und so - wenn man die Eingangssequenzen als Maßstab
nimmt - entspricht die Bebilderung von Dennis Demenz
dem eigentlich Blick ins Spektrum seiner Psyche.
Und vermutlich sind die wirklichen Ereignisse hier nur
Synonym für das Bild, das dem eigentlichen Bild folgt:
dem Spinnennetz, das einfängt und gefangen hält.
Viele Details aus dem Film unterstützen das: sein
schon wütender und auffällig irrationaler Hass auf
die Herbergsmutter, die ihn an seine leibliche Mutter und
an Yvonne erinnert, die düster-deprimierende Atmosphäre
auf dem Londoner Bahnhof, die viel altmodisches,
Zeitloses, panoramische Totale, geheimnisvoll, bizarr,
Angst machendes hat, die Menschenmassen, die
in räumlich-zeitlicher Beziehung zu „Spider“ stehen,
die nur zum Schein die trügerische Oberfläche
beglücken, um die erstarrten Situationen emotional
auszukosten, die Welt, in der sie leben, zur Arbeit
hasten (Bedrohung und Verfolgung).
Am Bahnhof wirkt alles wie auf einem Tableua.
Dennis entsteigt dem Zug.
Das sind totale Bilder, die den vollkommenen Bildern im
Kino ziemlich nahe kommen.

Die Bilder bestimmen seine Biografie, sie fangen einen
Menschen ein (famose Kamera: Peter SUSCHITZKY)
der nach seiner Authentizität sucht, sie aber nie finden wird,
sie fangen jemanden ein, dessen Gefühlswelt brach liegt.
Es entspricht dem Zugriff, dass viele der Bilder am Bahnhof
und auch die Stationen von Dennis an die Parade
grotesker Gestalten von FELLINI erinnern.
Doch weil CRONENBERG wieder alles relativiert, in Frage
stellt, die Stimmungen, Schmerzen und Frustrationen als
Schattenrisse darstellt, gibt er zu erkennen, dass unser
Gedächtnis uns ständig einen Streich spielt.
Alles ist gleichförmig und wird beständig durch einen
Trichter gezogen, der alle Selbstzweifel offen legt.
Hier gibt es keinen Kompass, keine Himmelsrichtung.
Hier erlebt man alles ohne Ecken und Kanten, ohne
Wände, ohne Decken, ohne Dichtungen und Durchlässe.
Hier verschwindet alles und verschwimmt alles.
Manchmal für immer.

In Dennis Leben sind alle Grenzen zugemauert. Sie öffnen
sich nicht mehr. Die gemarterte Seele findet kein Einlass
ins wirkliche Leben, es gibt kein Entkommen.
Es mag sein, dass hier die Halluzination beginnt, mit der
sich schizoide Menschen herumschlagen müssen, sich von
der dunklen Farbgebung abheben wollen, jedoch nur tiefer
ins schlichte Fahrwasser der Spaltung hineingeraten.
Seine Tagträume mögen darauf ein Verweis sein. Nur in
Rückblenden (der alternativen Realität, wie sie von
CRONENBERG in seinen Filmen „eXistenZ“ und
„Videodrome“ eingeführt wurde) kann sein Ich mit dem
schizoiden Über-Ich Kontakt aufnehmen, den Wechsel von
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wenigstens für
kurze Augenblicke erträglich gestalten. Nach und nach
erklärt sich so, worum „Spider“ so ist, wie er ist.

CRONENBERG insistiert in seiner Konzeption auf eine
mögliche Veränderung, in dem er Realitäten bzw.
Nichtrealitäten in Szene setzt. In der Suggestivität dieser
atmosphärischen Bilder und Töne (Musik: Howard SHORE)
überschreitet er scheinbar mühelos Filmgrenzen.
Er bricht mit vielen Vorannahmen, die man im Kino kennt, und
die in vielen Anfangsszenen das eigentliche Spiel
bereits beenden.
Für ihn geht es, wie schon bestens in „Die Fliege“ dargestellt,
um die Entwicklung des Individuums, wo Erwartungen
abgetastet werden, die sich als Falschannahmen entpuppen,
wo sich die vermeintliche Gefühls- und Gedankenwelt
als Introspektion, ja als Wahnsinn entpuppt.
Für ihn ist Wahnsinn nicht unbedingt eine Geisteskrankheit,
sondern Begegnung mit dem Wahren, mit der Realität, mit
der Zukunft des Menschen. Vielleicht eine Begegnung mit
FOCAULT (vgl. vor allem „Wahnsinn und Gesellschaft“, 1969)?

Die Erwartungen, die CRONENBERG in Dennis setzt, sind die,
die man haben kann, oder auch nicht. Das Wahre ist
bei ihm nicht das Einzige, wiewohl auch das Einzige hier das
Wahre sein kann. Wenn „Spider“ aus dem Zug aussteigt,
die Kamera den ganzen Bahnhof abfährt, bis sie schließlich
die Tür erreicht, aus der er aussteigt, dann ist das ein
bewegendes, ein einzelnes wahres Porträt, ein einzige
Identitätskrise mit einer Fülle von Sinnbildern.
„Spider“ wird sinnbildhaft in Szene gesetzt: langsam, schmutzig,
verkommen bis zur Verwahrlosung. So auch seine Seele.
Man erkennt das Chaos, das in ihr herrscht sofort, so als wäre
er beständig auf der Flucht: er bricht mit allem, aber alles bricht
nicht mit ihm, er begegnet sich selbst, doch niemand will ihm
begegnen, er erfährt, doch seine Erfahrungen will niemand
annehmen, er kommt, keiner kommt ihm entgegen, und wohin
er geht, dort ist niemand. Mimik, scheue Blicke, Gesten- all das
zerrt an den Nerven, Man merkt förmlich, wie man selbst
entschwindet und die Persönlichkeitsspaltung hat einen
voll im Griff.

CRONENBERG stellt einen Menschen dar, dem jedweder
Halt fehlt. Hier schält ihn niemand aus seiner Dunkelheit heraus,
der schwarzen Nacht.
Hier sieht man keine grellen Blitze, die aufhellend wirken
könnten. Ein nackter Mensch, der an „Der Prozess“ (KAFKA)
erinnert, gibt sich nicht preis. Er ist verlassen, zerstört,
einsam, ohne Aussicht auf Besserung.
Er hat das, was er meint zu haben. Das ist nichts, zuwenig.
Es ist aber auch das, was wir meinen, zu haben, das
Gleichgewicht des Lebens, wo jeder Einbruch zur Katastrophe
gerät: der schmale Grat zwischen verrückt und normal!!
CRONENBERG, den ich für einen der besten Regisseure
halte, fährt einmal mehr die Tiefen der Philosophie ab.
SARTRE und CAMUS, speziell der Existenzialismus, sind
Philosophen und eine philosophische Richtungen, die
sich dann natürlich auch in „Spider“ niederschlagen.

„Spider“ ist nicht nur Fremder, er ist auch ein
Eingeschlossener, der sich in „Die Pest“ (Albert CAMUS)
ebenso wiederfinden würde wie in „Der Ekel“
(Jean-Paul SARTRE).
Als Desorientierter verbrennt er die Absurdität des Lebens
in ein paar Aufzügen: veräußerlichend und sinnentleerend.
Dieses Scheitern bleibt als Grundwiderspruch bis zum
Finale des Films erhalten.
Für Menschen, die bereits im Alttag jede Menge Probleme
anhäufen, bleibt „Spider“ eindimensional.
Man könnte an Herbert MARCUSE denken („Der eindimensionale
Mensch“(1967) oder an Ernst BLOCH „Verfremdungen“ (1964f.).
Im mörderischen Kampf gegen die Absurdität steht
„Spider“ in seinen Wolkengebirgen allein auf weiter Flur.
Faszinierend stellt Ralph FIENNES, der schon
in „Der englische Patient“ (Regie: Anthony MINGHELLA, 1997)
und „Schindlers Liste“ (Regie: Steven SPIELBERG, 1994)
bestens zu überzeugen wusste, „Spider“ dar, so als ob
er uns sagen wollte: man kann sich nie sicher sein,
ob und wann es einen selbst erwischt. Schizophrenie
scheint eine Kopfsache zu sein. Insofern ist der Film
postmodern-hochaktuell; denn Gedächtnis und
Erinnerung ist ein bleibendes psychisches und
natürlich auch gesellschaftspolitisches Thema.

Dort wo man sich nicht mehr erinnert, fehlt das
Gedächtnis. Wo das Gedächtnis sich in die stotternde
Unsicherheit verabschiedet, bleibt nur noch die
Erinnerung daran. Der Leidensdruck der Verdrängung
gipfelt in der Subjektivität des Gedächtnisses, zeigt, dass
manches nicht vergessen werden kann, nicht vergessen
werden darf.
Der ewige Vergessensprozess entwickelt sich zu einem
Vergessensdrama. Sich Verdrängung zu vergegenwärtigen
sind demütigende Prozesse. Sie können einen Menschen
vernichtend entstellen.
Die Innentapete, die FIENNES nachzeichnet, ist deshalb
um so lobenswerter, weil er sich selbst auf den Pfad begibt,
und den verlogenen Verlauf im Umgang mit diesen
Menschen vom Kopf auf die Beine stellt.

Fazit: Wenn man aus dem Kino tritt nimmt einen
der schizoide Dennis in Empfang. Man weiß nicht, wo
man ist, wo man hingeht und ob man überhaupt irgendwo
hingehen will. Man ist selbst gespalten.
Spider ist ein einfühlsamer und wunderbarer Film mit einem
überragenden Ralph Fiennes.
Die eindringlichen Bilder leben immer fort, weil
sie von stringenter Brisanz sind.
Das Porträt eines Mannes, der hinter einer zugemauerten
Wand lebt, in einem geschlossenen System existiert, und
der sich in seinem eigenen Netz (Spider=Spinnennetz)
für immer selbst gefangen hält. Freiheit gibt es dort nicht mehr.

Insofern ist Spider ein einziges traumatisches Erlebnis
aller (negativen) Lebenserfahrungen. Der Film bricht
mit der Illusion, das wir so bleiben, wie wir sind.
Die Unumkehrbarkeit der Vergangenheit, die
Überlappungen mit der Gegenwart- das gipfelt im
„Geworfensein des Menschen“ (Martin Heidegger), in der
Identitätskrise des modernen Menschen, der sich im Raum
und Zeit verliert.
Es mag nur noch eine Frage der Zeit sein, bis wir unsere
letzten moralischen Trümpfe aus der Hand geben und zu
monumentalen Versteinerungen werden.
Das Leben, ein Stationsdrama mit autistischen, ja
ungelösten Rätseln.

„Man kann in dieser Welt nicht leben. Man muss aus
ihr davonfliegen. Alle müssen davonfliegen.
Eine Umgestaltung des Lebens ist unmöglich, sie
ist sowieso zum Scheitern verurteilt. Und darum
müssen wir etwas tun, um dieses Leben noch zu
Lebzeiten zu verlassen, bevor wir gestorben sind.“
(Samuel Beckett)

Dietmar Kesten 11.6.04 12:16