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Alles auf Zucker!

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Dani Levy hat einen Film gemacht Gershon Pollatschek 23.1.05 23:18
Dani Levy hat einen Film gemacht 26.1.05 18:21

M.K. Tischendorf schrieb:

Sehr geehrter Herr Pollatschek, Ihre Zeilen bewegen, weil sie doch eine Mischung aus Neid, Mißgunst, innerer Unruhe und Unlockerheit erahnen lassen. Ich denke, in erster Linie ist in dieser Rubrik eine Filmbewertung, weniger eine Levy-Bewertung gewünscht. Ich denke nicht, dass Dany Levy den Film machte, um uns zu zeigen, dass er nicht "so ist". Ich denke, es geht viel mehr um das Thema Integrität. Das gesamte Thema "Jüdisch" ist in sich ein kompliziertes Etwas. Warum? Die einen können es schon nicht mehr hören, die anderen passen schon auf, dass man aber immer davon hören wird, und wieder andere fühlen sich schuldig und schuldig. Und haben sie bspw. als 20-jährige Ihre Schuldigkeit verdaut, sorgen wieder welche dafür, dass die Schuldigkeit scheinbar ein Leben lang nicht abbrechen soll.

Sie haben sich für diesen Film geschämt, als Jude? Warum? Weil Juden durch den Kakao gezogen wurden? Es sind doch in erster Linie Menschen, Berliner und Konflikte zwischen Ost und West (allein dieser Konflikt ist für mich mittlerweile auch untragbar)und Juden. Ich denke, dieser Film entstand, um einfach einmal nur lockerer mit dem Thema "Judentum" umzugehen. Warum kann mir nicht erst ein Mensch sympathisch sein, und danach erfahre ich, dass er Jude ist - und bleibe trotzdem sein Freund? Wieso waren die deutschen Juden selbst bei den anderen "nichtdeutschen" Juden auch eher nicht beliebt? Weil sie so deutsch waren - und auch heute, weil sie so besonders laut reden.

Wieso gibt es auch so fette Jüdinnen und netten Umgang mit Paläsinenserinnen oder unkeusche Töchter? Ich denke, das ist das Leben, es ist menschlich. Wieso muss um die jüdische Relegion immer alles in allem ein Grundsatzfelsen - oder vielmehr -gebirge - angerollt werden?

Kann ich nicht katholische, jüdische oder evangelische Freunde haben und alle als Freunde behandeln, nicht als Relegionsinhaber - natürlich aber mit einer besonderen Verantwortung gegenüber dem Judentum. Aber wenn heute ein deutsches Kind geboren wird, muss ich ihm dann die Schuld einhämmern, was es aufgrund der Nazis vor 60-70 Jahren haben soll?

Ich finde es traurig - diese Schulddiskussionen oder subtilen Wachhalteversuche usw. Wir alle wissen, was in der Geschichte passierte, auch vor den Nazis.
"Alles auf Zucker" ist ein sehr guter Film. Ich persönlich habe nicht über Juden, sondern mit ihnen gelacht - befreiend gelacht (bis auf die relegiösen Eigenheiten kann man nämlich das Vorzeichen auch austauschen). Wenn ich jemanden mag, dieser jemand ist Katholik oder Jude und er lebt seine Regeln strenger oder nicht - dann respektiere ich ihn, mit Schweinewürstchen oder ohne.

Gershon Pollatschek schrieb:

» Zählen wir doch mal zusammen. Die fette Jüdin, die
» immer nur futtert und kein Deutsch kann sondern
» eben nur jüdisch und dann am Ende vor Männern durch
» die Gegend tanzt und dazu Jassu ruft. Der lüsterne
» und natürlich auch dicke Jude, der es im Puff mit
» der Palästinenserin treibt. Die keusche Tochter aus
» religiösem Hause die sich als schamloses Luder
» entpuppt. Und natürlich ist die ganze Mischpoche
» eigentlich nur hinter dem Geld her und das mit der
» Religion ist sowieso nur Kasperletheater.
»
» Dany Levy hat einen Film gemacht. Ich schäme mich
» für ihn. Ich habe mich geschämt im Kino zu sein.
» Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Dani
» Levy ist Jude und darum darf er das, so einen Film
» machen. Der Film ist lustig, die Leute im Kino
» haben gelacht. Dani Levy weiss was er tut.
» Vielleicht weiss er nicht warum er es tut.
» Vielleicht weiss er nicht warum er so gerne die
» Juden durch den Kakao zieht und sich dabei als
» Jude, der ja gar nicht so ist wie diese blöden
» Religiösen, feiern lässt.
»
» Die Kritiken sagen dass Dany Levy etwas geniales
» gelungen ist. Alle durchweg positiv und auch im
» Gästebuch amüsieren sich alle köstlich. So gut
» haben die Deutschen auf Kosten der Juden schon
» lange nicht mehr gelacht. Sind eigentlich schon
» Verträge mit dem syrischen und ägyptischen
» Fernsehen geschlossen worden? Denn dieses
» Meisterwerk würde gut zu der Verfilmung der
» Protokolle von Zion passen. Nur dass dieser Film
» eben so wunderbar lustig ist. Und dass ein Jude
» hier mal das über die Juden sagt, was ja alle schon
» immer gewusst haben.
»
» Dany Levys Meisterwerk wurde in das Programm der
» Bundeszentrale für politische Bildung übernommen.
» Er wird an Schulen gezeigt werden, damit die
» Schüler Bescheid wissen über die Juden und wie die
» so sind. Die Schüler werden lachen. Die jüdischen
» Schüler werden nicht lachen. Sie werden auch nicht
» lachen, wenn dann in den nächsten Pausen Witze auf
» ihre Kosten gerissen werden. Und auf Kosten ihrer
» Schwester oder ihrer Mutter. Einige von ihnen
» werden sich schämen Juden zu sein und werden alles,
» aber auch alles daran setzen ihren Mitschülern zu
» zeigen, dass sie doch gar nicht so sind. Genau wie
» Dany Levy.
»
» Denn darum hat Dany Levy diesen Film gemacht – um
» zu zeigen dass er doch gar nicht so ist. Na klar,
» er ist jüdisch aber dafür kann er doch nix und er
» ist doch deshalb nicht verklemmt oder isst
» gefüllten Fisch oder so. Dany Levy denkt
» vielleicht, dass die Deutschen ihn ganz toll finden
» wenn er so einen Film macht. Und das Tolle ist – er
» hat sogar Recht damit, das ist ja das geniale. Und
» keiner kann ihn an den Karren fahren. Man wird doch
» mal nen Witz machen dürfen, oder? Zum Beispiel
» Juden mit Bart und Hut Ajatolla nennen. Ich trage
» Bart und Hut.
»
» Am Ende sind wir, meine Frau und ich durch die
» immer noch kichernden Zuschauer hindurch nach
» draussen geschlichen. Wir haben uns bemüht niemand
» dabei anzusehen als ob wir dann auch nicht von den
» anderen gesehen werden würden. Als wir endlich
» draussen waren, sagte meine Frau nur leise „In was
» für einem Land leben wir?“ „In Deutschland“,
» antwortete ich ihr.


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