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Drum

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NO APARTHEID Dietmar Kesten 17.1.06 19:24

DRUM - NO APARTHEID

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 2. DEZEMBER 2005.

Der Regisseur Zola MASEKO erzählt eine Geschichte aus Südafrika der 50er Jahre und der Zeitschrift „Drum“, die im Zuge der sich verschärfenden Apartheid Politik zu einer Art Rebellionsorgan wurde, zum Sprachrohr der Regimekritiker. Wagemutige Journalisten, die verdeckt arbeiteten, um die Skandale der weißen rassistischen Polizeichefs und Großgrundbesitze aufzudecken, und die über genügend Charisma verfügten, der Zeitung den notwendigen Schliff zu geben, standen an vorderster Front im Kampf gegen die Apartheid, die sich zunehmend dramatisierte und mit dem Massaker von Sharpeville (21. März 1960 in Johannesburg), bei dem nach einer gewaltfreien Demonstration gegen die diskriminierenden Passgesetze 69 Schwarze von der Polizei erschossen wurden, einen Höhepunkt erreichte. Als Folge dieser Auseinandersetzung wurde der ANC und der PAC 1960 verboten. Das Massaker führen zu Streiks, Demonstrationen und Unruhen im ganzen Land.

Im Mittelpunkt des Films steht die Zeitung „Drum“, vielleicht ein ambitioniertes Magazin, das Skandale aufdeckte und Hintergründe recherchierte. Der Journalist Henry Nxumalo (Taye DIGGS) wird zur Symbolfigur des Widerstandes, der mit journalistischen Fußtritten gegen die Fanatiker der totalen Rassentrennung anschreibt, gegen engstirnige Demütigungen, der großen Mehrheit der Bevölkerung die letzten Bürgerrechte abzuerkennen. Als eine tödliche Messerstecherei zwischen zwei Gangstern beobachtet, die ihm später das Leben kosten wird, erkennt er zunächst nicht, dass sich in dieser Konstruktion das gesamte kommende Leid widerspiegelt. Noch fasziniert von diesem Kampf, der für ihn Überlebenswillen und schwarze Identität aussagt, wird er sich später davon abwenden.

Dieser Vorfall lässt ihn jedoch zum Freiheitskämpfer werden, der Pläne zur Räumung Sophiatowns aufdeckt, Unterdrücker und Verursacher beim Namen nennt. Er schreibt gegen Willkür an, arbeitet auf Plantagen, lässt sich verhaften. Gegen die politische Schizophrenie wird „Drum“ auch unter seiner Federführung das Organ des Unabhängigkeitskampfes bis es später verboten wird.

„Drum“ ist ein engagierter Film mit Mängeln, die sich klar und deutlich an reißerischen Effekten festmachen lassen (etwa Anleihen an Politthriller), der aber den unerbittlichen Rassenkonflikt in Südafrika reflektiert, das um sich greifende Chaos und die widersprüchliche Entwicklung zwischen Schwarzen und Weißen. Die afrikanische Unabhängigkeit war ein langer Weg. Das musste auch Nelson MANDELA erfahren, der in den späten 50er Jahren einer der Beschuldigten in dem Verratsprozess der südafrikanischen Regierung gegen den ANC war. Die ANC war nach dem Sharpville Massaker als politische Partei verbannt worden. MANDELA wurde bis 1961 inhaftiert. Später (ab 1962) wurde er wegen öffentlicher Unruhestiftung wiederum verhaftet, im Rivonia Prozess (1964) zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe verurteilt.

Was fehlt ist die politische Debatte, die bei diesem brisanten Thema nicht tief genug geht. Manchmal bekommt man den Eindruck, als würde es nur um persönliche Dramen gehen, die sich nicht immer an der geschichtlichen Wirklichkeit orientieren. Deswegen ist „Drum“ nicht unbedingt ein aufsehenerregender Film. Er wird dazu beitragen, ein Stück des Kampfes gegen die Apartheid wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Fazit:

Der sehenswerte Film, der um eine Widerstandszeitschrift herum aufgebaut ist, zeigt trotz Schwächen den engagierten Kampf gegen die Apartheid.

Dietmar Kesten 17.1.06 19:24