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King Kong [WA]

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AUS DEM HERZEN DER FINSTERNIS Dietmar Kesten 9.1.06 15:48

KING KONG (UND DIE WEIßE FRAU) - 1933/2005

AUS DEM HERZEN DER FINSTERNIS

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 6. JANUAR 2006.

Die Suche nach einer Kulisse für eine Abenteuersensation endet für ein Filmteam auf einer Insel. Im dortigen Dschungel leben Dinosaurier, Riesenechsen, überdimensionale Spinnen, Schlagen, Libellen und andere ausgestorbene Urwelttiere. Der ungekrönte König auf dieser Insel ist jedoch ein Riesenaffe, der Gorilla Kong. Dieser entführt kurzerhand die Hauptdarstellerin Ann Darrow (Fay WRAY). Das Mädchen flüchtet, das Filmteam stellt Kong eine Falle. Es gelingt ihm, ihn zu fangen und nach New York zu bringen. Dort wird er als achtes Weltwunder zur Schau gestellt. Er reißt sich bei einer Präsentation in einem Theater los und flieht mit der Schauspielerin durch die Großstadt. Es geht hinauf zum Empire State Building, wo er, nachdem er die Frau abgesetzt hat, unter dem Dauerbeschuss einer Flugzeug - Amarda das Zeitliche segnet.

1933 drehten Ernest B. SCHOEDSACK/Merian C. COOPER diesen Film. Er gilt als Klassiker des Genres. Das Dekor der Urwelt Kongs, abgesetzt mit Licht- und Schatteneffekten, sind den Radierungen Gustave DORES nachempfunden. Der Streifen gilt als tricktechnisch brillant. Und kann als Vorbild für alle Monsterfilme
(Dracula, Frankenstein, Godzilla, Saurier) gelten.

Die Sequenzen der Spezial - Effekte waren von Willis O’BRIAN und waren wegweisend, wie später ebenfalls die Techniken von GODARD oder HITCHCOCK. Das Gebrüll des Affen und der langgezogene Schrei von Fay WRAY machten Filmgeschichte. Der spätere „Tarzan“ mit Jhonny Weiszmueller profitierte davon, bis dieser 1948 von Lex BARKER beerbt wurde. Jene Schreie, die auch an die Urschreitherapie von John LENNON/Yoko ONO erinnern, waren trotzige Einsprüche gegen die Entfremdung im modernen Kino, was man so oder so interpretieren kann.
Jedenfalls waren es Schreie, die im Gedächtnis des Filmpop haften bleiben.

Ungeachtet dessen war „King Kong und die weiße Frau“ einer der rührseligsten Filme der damaligen Zeit. Die Geschichte des Monsters wurde als tragische Geschichte erzählt, als Liebesromanze, was ein Novum im Kino war.
„King Kong“ war ein Geschöpf der Weltwirtschaftkrise. Unter Franklin D. ROOSEVELT sackte sie auf ihren größten Tiefpunkt. Vielleicht sollte gerade diese auch wieder durch die Aktien, Spekulationen und Börsenfieber nicht zuletzt durch den Aufschwung der Filmindustrie, angekurbelt werden? Jedenfalls waren die ursprünglichen Bilder der großen Depression, der Suppenküchen, Wohlfahrt und Demonstrationen real. Bei JACKSON sind sie nur ein lauer Furz, obwohl es Kritiken gibt, die 1933 mit 2005 gerade deswegen miteinander vergleichen.

Dass JACKSON, und hier ist man bei Mainstream, seinen „King“ Kong“ nicht aus reiner Filmliebe gedreht hat, dürfte klar sein. Sein „King Kong“ steht für pure Unterhaltung, für einen Kniefall, für eine Hommage an das amerikanische Kino überhaupt. Doch sein Kong ist keiner der Sklaverei mehr, der er 1933 durchaus noch war. Er hat ihn gefiltert. Und eine Allegorie ist er allemal nicht mehr. Vielmehr ist sein Kong ein Mischung aus Größenwahn und Zombiekultur.

Dass das Bild der Eingeborenen bei JACKSON eine ganz eigentümliche Wendung hat, sollte nicht unterschlagen werden. Sie präsentieren sich nämlich als Showeffekt in New York, nachdem sie vorher als blutrünstig dargestellt wurden. Man kann darüber streiten, ob diese Darstellung korrekt ist. Im übrigen war das Abenteuergenre filmgeschichtlich sowieso absonderlich und vorbelastet; denn stets ging es immer um irgendwelche Abhängigkeiten (Sklaven, Bürgerrechtsorganisationen, Schwarze, Ausgebeutete, Landarbeiter, Minenarbeiter usw.).

Die Produkte der Kulturindustrie waren immer darauf bedacht, falsch zu sein, egoistisch und verschwenderisch, phantastisch, nutznießerisch, schurkenhaft und desaströs. JACKSON hatte schon mit seinem „Herrn der Ringe“ bewiesen, wieweit er geht, um das maximale Profitdenken an die Oberfläche zu karren. Dass sein „King Kong“ nicht zu zähmen ist, belegt der Film.

Fazit: Unbedingt die alte Fassung sehen

Dietmar Kesten 9.1.06 15:48