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Mathilde - Eine große Liebe

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etwas fade Tuvok 12.2.05 23:29

Ich werde die Handlung nur kurz nacherzählen, im Film wirkt das alles besser.

MATHILDE (Audrey Tatou) wächst als Waise auf, als sie 3 Jahre alt war, sterben Ihre Eltern bei einem Unfall, was Ihr blieb ist ein Spruch den sie immer dann sagt wenn sie an Ihre Eltern denkt, als wäre sie neurologisch krank.

Ihre Tante und Ihr Onkel kümmern sich um sie, sie wächst am Land auf, hat Kinderlähmung, der rechte Fuß ist etwas gelähmt und sie ist oft die Ausgestoßene. Sie ist 17 als Ihr Freund MANECH in den Krieg muß, und sie erfährt das er gestorben ist, allerdings glaubt sie nicht daran, weil sie keine Beweise hat und so setzt sie alles in Bewegung um die letzten 2 Jahre, es ist inzwischen 1919, nachzuforschen.

Sie weiß nicht das MANECH mit ANGE BASSIGNANO, BENOÎT NOTRE-DAME, BENJAMIN GORDES, und BASTOCHE zum Tode verurteilt wurde, weil sie sich selbst verstümmelt haben, alle auf der Hand, um ins Lazarett und nachher nach Hause zu kommen, das nennt man Kriegsverweigerung.

Sie hat einen unerschütterlichen Glauben und ist überzeugt das er eben noch lebt. Die Urteilsverkündung im Schützengraben Bingo Crepuscule läßt sie einfach ins Niemandsland los, sie werden nicht erschossen, aber sie dürfen sich durchschlagen, 100 Meter weiter warten die Deutschen darauf sie zu töten.

Und sie gräbt immer tiefer in die Geschichte, und sie erfährt das sie nicht alleine ist, eine TINA LOMBARDI sucht auch nach einigen Überlebenden aus dem Schützengraben.

Die 129 Min. die der Film dauert, sind wie im Flug vergangen, obwohl ich mir in der ersten Hälfte des Filmes schon ein bißchen überlegte, wieso der großartige Regisseur Jean Pierre Jeunet den Film so langweilig inszeniert hat. Detektiv und Kriegsgeschichten sind zwar was fürs Kino aber irgendwie finde ich sie in letzter Zeit langweilig, denn wenn du einen Kriegfilm gesehen hast, hast du eh schon alle gesehen, so wie meine Holde sagt, was ich Ihr auch nachfühlen kann.

Dafür hat sie aber auch ein bißchen von Realismus und Romantik gesprochen. Jeunet hat meiner Meinung nach kein Meisterwerk abgeliefert, ein solches hätte ich erwartet, doch zumindestens ist er meiner Meinung nach viel besser als der etwas langweilige „Die fabelhafte Welt der Amelie“ der so ähnlich ist wie der hier.

Der Film hat 5 Handlungsteile die zusammengenommen am Ende zu einem ganzen Garn gewoben werden, und einen schönen Wandgobelin ergeben, aber das kommt erst in den letzten 20 – 30 Minuten raus, denn zuvor ist die Kriminalgeschichte mit einer ständig aus dem weiblichen Off erzählenden Stimme ein bißchen ungeschickt gewebt worden, weil er in die teilweise unzusammenhängende Handlung ein paar Liebesfetzen reingeflochten hat.

Der Film hat eine sehr gute Ausstattung, sehr gute Kostüme, eine passende Musik die nie aufdringlich, nie aber auch eindringlich ist, eine gute Maske, eine gute Kameraführung, gute Szenen aus dem Krieg, ein paar Blutspritzer hier und da, die auch einem Splatterfan bewegen können den Film anzuschauen, der Film hat eine realistische gute Story, eine sehr gut spielende Audrey Tatou, ein paar andere gute Schauspieler, ein paar kurze kleine witzige Momente, die den Film aber nicht vor der Langeweile retten.

In dem Film ist Vergangenheit und Gegenwart etwas kompliziert miteinander verwoben und es ist gut das man in der Zeit der Kriegsfilme wieder mal was vom 1. Weltkrieg sieht, wenn man auf Kriegsfilme steht, denn in letzter Zeit gab es ja viel vom 2. Weltkrieg zu sehen.

Audrey spielt Ihre Mathilde als lebensstarke, lebensbejahende Frau die trotz Ihrer Behinderung sich nie unterkriegen läßt, sie ist stur, widerwillig, nie bösartig, nachdenklich und ist auch mal kurz nackt zu sehen, was für ein Wunder, allerdings ist sie ein bißchen bedeckt, dafür kann man Jodie Foster beim vögeln sehen, allerdings sieht man wieder nur den Arsch des Typen und die Schenkeln der 1962 geborenen Kalifornierin.

Irgendwie hat der Film Ähnlichkeiten mit „Das Tribunal“ der mir gut gefiel und mit dem schrecklich langweiligsten Kriegsfilm der letzten Jahre – „Der schmale Grat“. Dauernd geht es irgendwelchen Hormoverblödeten Hornochsenmachotypen im Krieg nur darum ein paar Steine und ein paar Unkrautpflanzen zu besetzen und zu besitzen, was vollkommen wurscht ist und heute ist aus dem alten Kriegsspiel eben die Sammelleidenschaft nach irgendwas geworden, ständig muß einer besser sein, darum haben wir wahrscheinlich hier in westlichen Ländern ein Parlament.

Der Film hat eine visuelle gute Überzeugung, allerdings ist er etwas langweilig meiner Meinung nach gedreht, und zeitweise dachte ich, der Film gefällt meiner Freundin sicher nicht, und sie regt sich dann auf, was auch teilweise so was, denn Ihr gefallen keine Kriegsfilme, mir auch nicht, außer sie sind gut.

Der Film hat ein bißchen viel verknüpft in dem Teppich, von Film Noir, über Kriegsdrama, über Romantik bis Behindertengerechte Darstellung von ein paar im Krieg geschädigten.

Der Film ist eigentlich eine Verfilmung vom Roman „Die französische Verlobte“ von dem der Regisseur schon seit 1991 träumt diese Geschichte zu verfilmen. Der Roman ist von Sébastien Japrisots.

Die Geschichte hat Jeunet auch gut gefallen weil er an der Zeit von 1914 – 1918 und speziell vom Paris der 20 er Jahre sehr angetan ist. Ihm gefiel auch das die Figur so unbeirrbar ist und er findet das sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Alice im Wunderland hat, denn viele Leute sehen viel das andere wiederum nicht sehen können, da diese eben diese Gabe gar nicht haben, und Mathilde hat so eine Art von Gabe.

Damals lagen die Filmrechte zu dem Roman bei Warner Bros. und er konnte nicht viel machen, denn er hatte gerade als unbekannter Regisseur den Film „Delicatessen“ gedreht, aber nach dem Erfolg von „Die wunderbare Welt der Amelie“ hat sich viel geändert. Und nach der Auszeichnung zu dem Film Amelie mit Tatou hat er sie auch gleich gefragt ob sie nicht seine Mathilde spielen will von den er schon wieder träumte, und inzwischen ist er für 2 Oscars nominiert.

Eine Woche bevor der Film fertig gestellt wurde, starb der Schreiber, und aus dem 30 seitigen Skript wurde in den vielen Monaten wo Jeunet plante eben diese Geschichte. Und das ist deswegen weil sie sehr viel recherchierten, und Jeunet hat ja auch ein großes Wissen über die Zeit des 1. Weltkrieges.

6 Wochen haben sie gebaut, einen 7 Meter langen Tunnel, 20 Hektar Gebiet wurden dazu hergenommen, Alle Gräben zusammen genommen waren 200 Meter lange, dann das ganze Kriegsgerät das sie auftreiben mussten, das hat die Crew ziemlich geschafft. Vor dem Film war alles eine Baustelle, nachdem Film wurde alles wieder gepflanzt was vorher ausgerissen war.

Sie haben nachgeschneiderte Kleidung aus England und Frankreich und Originalkostüme bestellt, für die 400 Komparsen bei einer Szene im alten Paris am Place de la Opera. Aus 2,5 Km himmelblauen Stoff wurden 200 Kostüme geschneidert. Gedreht wurde in Korsika, in Paris, in der Bretagne und in Studios. Am schwersten und arbeitsintensivsten war die Planung, die Vorbereitung das ganze abfilmen der einzelnen Teile, die Storyboards, und nach knapp einem halben Jahr war alles im Kasten.

Mit Hilfe der digitalen Fotografie und Computer haben sie dann auch das Paris der 1910 er und 1920 er Jahre wieder auf erstehen lassen. 200 Kg Sprengstoff wurden für diesen Film verpulvert, und was bleibt über? Ein Film mit schwer sich zu merkenden französischen Namen, einer Geschichte die viele Wendungen nimmt, und sehr guten Darstellern und da mir der Film nicht gut gefiel, aber ich ihn als sehr gut honorieren werden, muß ich eben eine Wertung von

70 – 80 von 100

vergeben.

Tuvok 12.2.05 23:29