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Das Leben der Anderen

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Auf`s Wesentliche sehen Christine 19.4.06 00:53

Natürlich lässt sich an jedem Film etwas bekriteln. Ich glaube aber, es kommt darauf an, alles zusammen in die Waagschale zu werfen und auf die Gesamtwirkung zu achten. Mich faszinierte vor allem das gesponnene Netz aus Erwartungen und Haltungen der Charaktere, aus persönlichen Motiven, aus Vermutungen darüber, wie der jeweilige Gegenspieler "tickt", die Reaktionen darauf, das Schwanken zwischen Gewissen und Existenzangst und dessen Schicksalhaftigkeit. Die Zwischentöne sind wichtig. Wieslers erste Zweifel an seiner Arbeit kamen ihm, als er sah, wie stark die Liebe zwischen Georg und Christa Maria war - diese Liebe konnte Christa selbst aber gar nicht bis zum Ende aufrecht erhalten. Der Film hat starke Symbolik (z.B. rutscht die Sonate vom guten Menschen bei der Hausdurchsuchung vom Klavier), der Dialog zwischen Wiesler und Christa in der Kneipe deckt Wahrheiten über die beiden auf und zeigt doch deren Zerbrechlichkeit. Es gibt so viel zu entdecken in diesem Film und letztlich berührt einen Ulrich Mühe ganz tief, wo man einem anderen z.B. die kullernde Träne während der Sonate nicht abnehmen würde. Für mich ist es einer dieser faszinierenden Filme, die stark bewegen, obwohl sie gegen die ein oder andere Regel eines klassischen Drehbuches klar verstoßen. Na und? Letztlich zählt, was beim Zuschauer ankommt und das ist sehr viel, gerade weil man die Struktur nicht schon im Voraus erahnen kann. Und ich bin mir sicher, bei genauer Analyse des Drehbuches (knöpfe ich mir vielleicht noch mal vor), würde man feststellen, dass sehr viele Regeln eben doch eingehalten wurden. Nur nicht so durchsichtig, wie Hollywood das fordern würde. Und das ist auch gut so. Also, Leute: Gucken. Wir waren zu fünft im Film und uns hat er allen gefallen.

Christine 19.4.06 00:53