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Hard Candy

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Die Lösung heißt Selbstjustiz mandragorasonfudjiama 7.9.06 09:11

Gewiß keine unspannende Geschichte, die Regieneuling David Slade hier bebildert; freilich auch kein farbloses (leider auch kein mehrdimensionales) Schauspiel, das die beiden Protagonisten förmlich gegen die Linse donnern - und doch bleibt "Hard Candy" so prägend wie ein Nachmittagsstau auf der Autobahn. Nervenzermürbend, schnell vergessen, mit der Hoffnung, nichts mehr damit zu tun haben zu müssen. Denn neue Perspektiven bringt der vor sich hin galoppierende Plot nicht; und wenn zum dritten Mal ein vierzehnjähriges burschikoses Schulmädchen einen ausgewachsenen, sportlichen Mittdreißiger überwältigt, um ihm ihr kompromißloses Verständnis von Gerechtigkeit darzulegen, dann hat man sich bereits etliche Male zu viel, ungläubig seufzend, im Kinosessel gewunden.
Die Figuren sind prototypisch, undifferenziert, ohne persönliche Note und passen sich in die hektische Videoästhetik der Inszenierung ein; die Dialoge bekommen wenige Minuten nach der vielversprechenden Eingangsszene im Cafe ihren klinisch-postmodernen Klang, der nur so vibiriert von rechtschaffener Wut, ausgefeilter Selbstverleugnung und tränenreichen Kindheitserinnerungen.
Es ist klar: Wenn einer ein derart ordentliches, propperes Leben führt, wie dieser Modefotograf, dann muss er Dreck am Stecken, respektive im Safe, haben, und ganz selbstverständlich ist es, dass ein identitätsloses, naseweißes Gör zum Reinigungsdienst antritt, einen Dschijhad im Namen der Mißbrauchten führend, der ebenso erschütternd wie kaltschnäutzig daherkommt, da seine Hinterfragung ausgespart wird.
Und darum geht es hier ja auch nicht: das ist kalkuliertes, zynisches Exploitationskino, wenn die Schuldigen feststehen, dann sind alle Konsequenzen zulässig, die leise Frage nach einem Warum wird law-and-order-haft als liberaler Warmduscherschmonzes abgewürgt und die Spirale der Gewalt dreht sich, mit vertauschten Rollen, weiter: abwärts, immer abwärts.

mandragorasonfudjiama 7.9.06 09:11