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Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford

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fad und unnötig ! Peter Boyek 8.12.07 03:12
fad und unnötig ! Username 31.12.07 00:55

Peter Boyek schrieb:

» was ist aus dem guten alten Western geworden ?
» es gibt einfach keine guten Drehbücher mehr, keinen
» Regisseur mit "Handschrift" , keine
» Schauspieler-Persönlickeiten, sondern nur jederzeit
» austauschbare farblose Gestalten ! traurig ...


Komisch, ich würde dir in allen Punkten widersprechen. (Weniger komisch: Ich find den Film ganz große Klasse :) ).. und hol auch ein bisschen aus.

Der Film stellt das Genre infrage. Er will uns sagen: So sah der Westen aus, als er zuende ging - vielleicht vorher auch schon. Und vor allem will er sagen: so sah der glorifizierteste aller Helden an seinem Ende aus - ein Gescheiterter und Scheiternder - des Ruhmes überdrüssig und sehnsüchtig nach dem Tod.

Das Drehbuch ist eng am Meisterwerk von Ron Hansen orientiert. Der Film beginnt und endet mit Hansens Roman. Überhaupt - es gibt einen Erzähler in einem Western! - das ist sensationell für dieses ansonsten Action-lastige Genre. Es gibt außerdem jede Menge Zeit für Augenblicke (im wahrsten Sinne) - es geht nicht um Handlung, es geht um den Zerfall der Bande - um Beziehungen: Rein gar nichts hält die mehr zusammen. Und was zwischen Robert und Jesse passiert, fand ich ganz spannend.

Der Regisseur erzählt die Ermordungs-Geschichte so eigensinnig wie noch niemand zuvor - das geht bei mir als "Handschrift" durch. Ford ist genauso wichtig wie James.

Casey Afleck spielt ein Nichts - man wundert sich fast schon, dass Ford einen Schatten hat. Er macht das großartig, fand ich. Brad Pitt spielt den Jesse als rastlosen Paranoiden - immer noch voller Charisma, immer noch bedrohlich - selbst in der Selbstaufgabe ängstigt er die anderen Männer noch zu Tode. Ebenfalls völlig glaubhaft und ganz toll gemacht.

Und dass beide Protagonisten austauschbar sind, ist ja der Witz an dem Film - kein Held, kein Feigling. Keiner weniger Täter oder Opfer als der andere. Es spielt in der Tat keine Rolle, wer erschoss und wer erschossen wurde.

Die anderen Schauspieler kannte ich vorher kaum, jetzt bin ich neugierig geworden auf mehr von denen.

Falls du dich nach der guten alten Zeit sehnst: Ein guter klassischer Western läuft gerade: Todeszug nach Yuma. Die gewohnte Schilderung des Western: Männlichkeit in Zeiten des Jagens und Hetzens, Selbsjustiz unter Zeitdruck (vgl. 12h Mittags / im Englischen heißt er "3.10 To Yuma") - auch ein sehr guter Film.

Ansonsten: da ist nix fad und nix unnötig. Da ist alles anders und warum es Hansen/Dominik notwendig finden, eine alte Geschichte neu zu erzählen, hängt wohl mit ihrem Zweifel an der Glaubhaftigkeit der althergebrachten Version zusammen.

So, jetzt hab ich aber genug geschwafelt.

Username 31.12.07 00:55