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Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt

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Am Ende der Welt.. Oliver Preuss 24.5.07 01:28
Am Ende der Welt.. Spoiler! Madserk 26.5.07 03:20

In Hollywood galt lange Zeit die Faustregel: Piratenfilme sind Kassengift. Spätestens seit Renny Harlin`s „Die Piratenbraut“, aus den 90ern, gingen die Produzenten in Hollywood auf Nummer sicher. Denn der Film spielte mit einem Budget von 100 Millionen Dollar nur knapp 10 Millionen Dollar seiner Ausgaben wieder ein. Erst als der „Sandalenfilm“ durch den Kassenerfolg „Gladiator“ wiederbelebt wurde, wagten Produzent Jerry Bruckheimer, Regisseur Gore Verbinski sowie das Disney Studio 2003 einen riskanten Schritt, um das „Piratenfilm“-Genre aus der Versenkung zu hieven. Als die Produzenten allerdings in den ersten Probeaufnahmen einen nuschelnd agierenden Johnny Depp sahen, fürchteten sie erneut einen kommerziellen Flop. Doch gerade die außergewöhnliche Herangehensweise von Johnny Depp an die Rolle des Piratenkapitän Jack Sparrow war maßgeblich an dem späteren immensen Erfolg beteiligt. Depp selbst wurde mit einer Oscar Nominierung belohnt.

Der Film „Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl“ begeisterte wie auch der zweite Teil „The Pirates Of The Caribbean 2: Dead Man´s Chest“ Kritiker wie Cineasten gleichermaßen. Was sich auch an den Kinokassen bemerkbar machte. Der zweite Teil spielte bisher über eine Milliarde Dollar ein. Nach dem Erfolg des ersten Teiles war es nur eine Frage der Zeit, dass weitere Teile folgen sollten.

The Pirates Of The Caribbean 3: At Worlds End“, der zeitgleich mit dem zweiten Teil entstand, bildet den Abschluss einer großartigen Abenteuergeschichte. Im zweiten Teil wurde Jack Sparrow (Johnny Depp) von einer Riesenkrake verschlungen und ins Reich der Toten geschickt. Dort sollen ihm endlos währende Qualen bevorstehen. Anknüpfend daran gelingt Regisseur Gore Verbinski (The Ring) in Teil 3 ein kleines Highlight. Über die ganze Leinwand erstreckt sich eine Nase, die sich von links nach rechts über die Leinwand schnüffelt. Diese Szene beweist Mut. Kapitän Jack Sparrow muss sich im weiteren mit zahlreichen Doppelgängern herumschlagen, die auf der Black Pearl umherirren und meist sinnlose Kommandos geben. Weit und breit ist er gefangen in einer endlosen Leere. Allein kann er Davy Jones` Reich nicht verlassen.

Währendessen verbünden sich Elisabeth Swann (Keira Knightley) und Will Turner (Orlando Bloom) mit dem tot geglaubten Captain Barbossa (Geoffrey Rush). Gemeinsam machen sie sich auf, um Jack Sparrow zu retten. Angekommen im Reich der Toten, wird die Black Pearl von unzählig vielen Krebsen tragend zum Wasser geführt. Und Johnny Depp bekommt hier einen der coolsten Auftritte seiner Filmkarriere. Kaum jemand sieht im Reich der Toten so konsequent cool aus, es sei denn Du bist Johnny Depp alias Jack Sparrow!

Pirates of the Caribbean: Am Ende der Welt, steht und fällt mit dem Einfallsreichtum des Regisseurs Gore Verbinski und der Drehbuchautoren Ted Elliott und Terry Rossio. Da sich durch die Trilogie keine strukturierte Handlung zieht, wie es bei der „Herr der Ringe“ Trilogie der Fall war, musste im dritten Teil eine neue Geschichte her. Aus diesem Grund kann „Am Ende der Welt“ durchaus als eigenständiger Film angesehen werden.

Seitdem der durchtriebene Lord Cutler Beckett (Tom Hollander) im Besitz des Herzens vom Kapitän der „Flying Dutchman“, Davy Jones (Bill Nighy) ist, und dadurch die Macht besitzt, ihn zu befehligen, scheint das Ende der Piraten nahe zu sein. Die einzige Rettung besteht darin, die neun Piratenlords zusammen zu bringen, um gemeinsam gegen die übermächtige Armada der „East India Company“ zu bestehen. Um die Lords zu vereinen, zu denen auch Jack Sparrow (Johnny Depp) gehört, müssen Will Turner (Orlando Bloom) und Elisabeth Swann (Keira Knightley) mit Hilfe von Kapitän Barbossa (Geoffrey Rush) bis ans Ende der Welt und noch weiter reisen.

Der Ideenreichtum der Autoren kannte keine Grenzen, so dass zum Grundgerüst der Geschichte noch unzählige Handlungsstränge hinzuaddiert wurden. Will Turner, der seinen Vater „Bootstrap Bill“ (Stellan Skarsgard) noch immer von der „Flying Dutchman“ befreien will, die Romanze zwischen Will und Elizabeth Swann, die im finalen Showdown im Schlachten Getümmel einen Heiratsantrag bekommt und das Schicksal um Davy Jones, der endlich eine „menschliche Seite“ zeigen darf. Zu dieser Ansammlung kommt noch Göttin Calypso hinzu, die einst vom Tintenfisch-Herzensbrecher an die Piratenlords verraten wurde, und in den menschlichen Körper von Tia Dalma (Naomie Harris) verbannt wurde. Nicht zuletzt Gesellen sich neue Charaktere wie der finstere Piratenkapitän Sao Feng (Chow Yun-Fat), und der Piratenkönig Kapitän Teague (Keith Richards).

Gore Verbinski hält weitestgehend diesen wirren Bogen zusammen und verknüpft anständig die Geschichte in fast drei Stunden Filmlänge. Dass einige Figuren wie die des Piraten Sao Feng recht kurz gehalten werden, und dadurch einen schnellen Abgang bekommen um die Geschichte voran zu treiben, mag man verzeihen. Obwohl Action-Ikone Chow Yun-Fat (Replacement Killers, A Better Tomorrow) einen größeren Auftritt verdient gehabt hätte. Ebenso der Auftritt von Keith Richard, als Piratenkönig und Vater von Jack Sparrow, der sich in den paar Sekunden einen Platz in der Historie der „Coolen Typen“ gesichert haben müsste, ist eindeutig zu kurz geraten. Denn das Rolling Stones Mitglied spielt nicht Pirat, sondern er ist einer!

Einzig die Szenen wie die der Auftritt der „20 Meter Frau“, als sich Tia Dalma in Calypso verwandelt, mindern das Filmvergnügen und wirken doch sehr übertrieben. Da bei so vielen Handlungssträngen und einer Spielzeit von 170min einige Längen nicht ausbleiben, beeindruckt uns Gore Verbinski mit der gewohnt temporeichen Action und Effekthascherei, die gespickt mit Humor und Romantik schon in den ersten beiden Teilen zu bewundern war. Optisch wird das ganze durch einen asiatischen Touch untermalt, der sich wie ein Schleier durch den Film zieht. Gerade die Kulisse der Karibik und die surreal wirkenden Szenen mit Johnny Depp im "Reich der Toten" entschuldigen das ansonsten etwas schwache Drehbuch. Für einige Lacher sorgen wieder die beiden trotteligen Seeräuber Pintel (Lee Arenberg) und Ragetti (Mackenzie Crook) wobei man natürlich den Affen Jack nicht vergessen darf. Dieser wird mitunter schon mal als Kanonenfutter missbraucht.

Und der Hauptdarsteller? Johnny Depp agiert ungewohnt zurückhaltend, das gibt den anderen Protagonisten ein wenig mehr Spielraum, um nicht im Schatten von Jack Sparrow zu stehen. Orlando Bloom und Keira Knightley überzeugen wie schon in Teil eins und zwei. Diesmal wird ihre Romanze allerdings noch ein wenig ausgebaut. (Ganz wichtig: Man sollte bis zum Ende des Abspanns sitzen bleiben, es folgt noch eine romantische Überraschung). Dazu bekommen die Figuren von Davy Jones und Tia Dalma noch mehr Tiefe.

Die großartigen Effekte, die Verbinski aufwartet, und die denen in den ersten beiden Teilen in nichts nachstehen, bekommen durch die grandiose Musik von Hans Zimmer noch mehr Dynamik. Zimmers Kompositionen, die sich perfekt in die Szenen einfügen, tragen die Actionszenen gekonnt zum großen Showdown der Piraten mit der Armada von Lord Beckett.

Alles in allem bietet „Pirates of the Caribbean: Am Ende der Welt“, trotz der Überlänge, kurzweilige Unterhaltung. Bruckheimer und Verbinski ist ein Effekt- und Actionreicher Abschluss der „Pirates of the Caribbean“ Trilogie gelungen.

Oliver Preuss (Homepage) 24.5.07 01:28