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Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt

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Sand in der Bilge Christian Gertz 24.5.07 01:30

Johnny Depp alias Captain Jack Sparrow läuft auf seiner Black Pearl umher. Kein unbekanntes Bild. Schließlich hatten allein in Deutschland über 12 Millionen Zuschauer die ersten beiden Teile der Saga um die Piraten und ihre Flüche in der Karibik verfolgt. Wie kann man diesen Erfolg noch steigern? Richtig. Noch mehr Johnny Depp. Noch mehr Captain Jack Sparrow. Nach etwa einer halben Stunde wird zuvor die Leinwand plötzlich schwarz, dann blendendweiß. Die Nase des mittlerweile berühmtesten Piratenkapitäns schnuppert sich von links ins Bild. Dann ist sein Gesicht zu sehen, dann sein Körper und plötzlich unzählig viele Johnny Depps. Captain Jack Sparrow lebt. Und wie. Doch er ist verrückt geworden. Unzählig viele Johnnys tummeln sich plötzlich auf der Leinwand.

Sein Schiff, die Black Pearl, liegt derweil auf dem Trockenen. Besser gesagt auf Sand. Captain Jack Sparrow wird gefangen gehalten im Reich der Toten. Es ist das Ende der Welt. Und alleine findet er den Rückweg nicht mehr. Gut, dass der zuvor von einer Krake verspeiste Piratenkapitän Freunde hat, auf die er zählen kann. Eine tapfere Crew, die ihn sucht und natürlich auch finden wird. Dies ist eine Schlüsselszene des Films. Und gleichzeitig auch die Moral der Geschichte: Wenn Du Freunde hast, dann kann Dir alles gelingen.

Nicht Jerry Bruckheimer hatte im Jahre 2004 das Piratengenre neu belebt, auch nicht „The Ring“-Regisseur Gore Verbinski. Der Erfolg der Saga steht und fällt mit dem Spiel von Johnny Depp. Und ein cleverer Schachzug der Drehbuchautoren Ted Elliott und Terry Rossio war es, ihrem Star ein Denkmal zu bauen, in dem sie ihn mit dieser Szene unsterblich machen. Dazu wird Johnny Depp in einer surrealen Salvadore Dali Kulisse multipliziert. So einfach ist das.

Und sonst? Für die restliche Spielzeit zieht das Tempo noch einmal kräftig an. Nach der geglückten Rettungsaktion, in der Steinkrebse eine wichtige Rolle spielen, geht es Schlag auf Schlag. Im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Keilerei jagt die nächste. Das Drehbuch schlägt Haken im Minutentakt. Figuren, die für die weltweiten Märkte interessant sind, werden eingeführt (Chow Yun-Fat), um im nächsten Moment sofort wieder von Board geworfen zu werden. Langweilig wird dem Zuschauer hier sicher nicht. Die 170 Minuten Spielzeit vergehen wie im Fluge. Und am Ende wird natürlich alles gut. Spätestens dann ist Zeit zum Durchschnaufen.

Ist der dritte Teil also ein würdiger Abschluss einer erfolgreichen Trilogie? Leider nein! Der dritte Teil, der nun nicht mehr „Fluch der Karibik“ heißen darf, sondern wie im Original „Pirates of the Caribbean“, will ein eigenständiger Film sein. Schade. Mit dem ersten Teil konnte Johnny Depp durch sein parodiertes Spiel sich und dem Piratenfilm-Genre eine ganz neue, revitalisierende Seite abgewinnen. Im zweiten Teil wurden diese Slapstickeinlagen von den anderen Stars kopiert und weitere aberwitzige Ungeheuer wurden eingeführt. Im dritten Teil wird Johnny Depp zunächst multipliziert, um dann in den Hintergrund zu treten und anderen Freibeutern eine Chance zu geben. Anarchie in der Piratenwelt. Das ist dann selbst dem Film-Vater von Johnny Depp zu viel. In einem viel zu kurzen, groß angekündigten aber streng geheim gehaltenen Gastauftritt von Rolling-Stones-Bassist Keith Richards darf Johnny Depp dann im Team kurz zeigen, warum er so ein guter Pirat ist. Und wir lernen: Piraten waren schon immer eine verdammt coole, etwas versoffene und naiv verrückte Gattung. Schön, sie in dieser Form kennengelernt zu haben. Danke, Johnny. Danke, Keith. Jetzt sollte es aber reichen.

Christian Gertz (Homepage) 24.5.07 01:30