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Spider-Man 3

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Würdiger Abschluss der Trilogie! Martin R. 9.5.07 00:07

Spiderman 3 dürfte der vielleicht am meisten erwartetste Film dieses Jahres
sein. Und ganz zu unrecht ist er das nicht! Teil 1 und 2 gehören nicht nur rein
vom Einspielergebnis zu den erfolgreichten Kinofilmen überhaupt - auch allgemein
gesehen gelten sie immer noch zusammen mit Batman Begins und den X-Men-Filmen als
die besten Comic-Verfilmungen aller Zeiten.

Selbst ich gestehe, dass ich es kaum erwarten konnte, den dritten Teil zu
sehen. Das liegt daran, dass alle drei Spiderman-Filme sehr aufeinander aufbauen
und die Story ständig "weitergesponnen" wird.

Wir erinnern uns:
In Teil 1 lernte Peter seine Kräfte kennen, kämpfte um die Liebe seiner
Angebeteten Mary Jane und zog am Ende ungewollt den Zorn seines besten Freundes Harry
Osborn auf sich (da dieser Spiderman für den Mörder seines Vaters hält).
In Teil 2 zweifelt Peter mehr und mehr, ob es richtig ist, Spiderman zu sein
und hängt seinen Job als Held sogar kurzzeitig an den Nagel. Der Konflikt mit Harry
(welcher nun weiß, dass Spiderman sein Kumpel Peter ist) eskaliert mehr und mehr. Mary Jane
schließlich findet am Ende ebenfalls heraus, wer hinter der Maske von Spiderman steckt und
die beiden kommen letztendlich zusammen.
Und genau hier setzt Spiderman 3 die Story ohne viele Umwege fort.

Meiner Meinung nach wird der Film das Kinopublikum spalten wie selten zuvor.
Teil 1 und 2 - naja....wenn jemand sagt, dass ihm diese Filme nicht
gefallen haben, dann weil er Comic-Verfilmungen, Fantasy und Co grundsätzlich für "unrealistich",
"kindisch" und "doof" hält.
Teil 3 dagegen könnte selbst Fans der Vorgänger etwas enttäuschen.
Warum, ist schwer zu erklären und bedarf einiges an Ausholung!

Sam Raimi, welcher auch im dritten Teil wieder Regie führt, ist ein
begnadeter Fantasy-Erzähler. Seien wir froh, dass er sich des Films annahm. Ohne ihn
bzw. mit einem anderen "Leader" wäre Spiderman 3 wohl ein Fiasko geworden.

Die Tatsache, dass es mit jedem neuen Teil einer Film-Serie
(Comic-Verfilmungen ganz besonders) umso schwerer wird, eine vernünftige Story und einen guten
Film abzuliefern, ist unumstritten!
Bei Batman war es in den 90ern so (Teil 3 und besonders Teil 4 konnten nicht
ansatzweise mit Teil 1 und 2 mithalten). Blade 3 bot absolut nix Neues und
auch Brett Rattner schaffte es grad mal so, mit X-Men 3 einen würdigen Abschluss
hinzulegen.
Bei Comics mit Helden ist das Schema meist das gleiche: Gut kämpft gegen
Böse. Eine Comic-Verfilmung ohne Bösewicht, ohne Gegner für den Helden etc gibt es
nicht. Gott sei Dank merkten die Drehbuchautoren der letzten Jahre, dass eine
Comic-Umsetzung ohne Gefühl, ohne interessante Story und ohne vielschichtige Charaktäre das Publikum
nicht mehr begeistern kann. Bestes Beispiel für eine hervorragende Verwirklichung dieser Einsicht:
Batman Begins (der in meinen Augen immer noch beste Vertreter der Comic-Film-Welle). Man darf gespannt
sein auf den nächstes Jahr kommenden zweiten Teil "Batman-The Dark Knight".
In Spiderman 3 bekommt es der Held gleich mit drei Gegnern zu tun.
Die Befürchtung vieler Fans, dass dies einfach zuviel des Guten sein könnte,
muss leider zum Teil bestätigt werden.

Es war klar, dass Harry Osborn sich immer noch an Peter rächen will und
folglich seinen Kumpel als Nachfolger seines Vaters angreift. Überhaupt ist die Beziehung zwischen
Harry und Peter meines Erachtens in diesem Film fast noch interessanter als die Beziehung zu Mary
Jane bzw. deren Eifersucht auf eine neue Dame im Film (Gwen Stacy).
Es geht hier um die Freundschaft zweier Männer, die den anderen nicht als
Gegner wahr haben wollen, aber nicht anders können. Zumindest im wirklich bombastischen Finale wird
diese Beziehung dann aber sehr befriedigend und perfekt gelöst (mehr sei nicht verraten).
Storyline Nummer 2 handelt von dem schwarzen, außerirdischen Symbionten bzw.
Gegner VENOM. Unter Comic-Fans der Kultgegner schlechthin - für den Kinozuschauer zuerst
nix anderes als eine schwarze Masse, die sich mit Peter Parker vereinigt, um ihn in einem neuen, schwarzen
Anzug noch mächtiger, aber auch böser aufleben zu lassen. Dies führt soweit, dass Parker seine Freunde
vernachlässigt, arrogant und selbstsüchtig wird. Tobey Maguire´s Darstellung dieses arroganten Peter Parkers mag
Geschmackssache sein - für den ein oder anderen Lacher ist sie aber allemal gut. Zudem spricht sie für die
Wandlungsfähigkeit des Schauspielers.
Gegner Nr. 3 ist der Sandmann - sehr gut dargestellt von Oscar-Preisträger
Thomas Hayden Church. Dieser soll nun plötzlich der wahre Mörder von Parker´s Onkel Ben sein.
Dass dies nur erfunden wurde, um eine persönliche Beziehung zwischen
Spiderman und Sandmann herzustellen, wissen leider nur die Comic-Kenner. Im echten Comic war und
bleibt der Mörder der Dieb aus Teil 1. Auch wenn dies etwas bitter schmeckt, so kann man es
zumindest akzeptieren, denn so hat der Sandmann eben seinen Sinn. Sind die Effekte dieses Gegners auch
noch so berauschend - ohne diese Gefühlsbindung zu Parker wäre der Sandmann einfach nur ein
beeindruckender, aber eindimensionaler und überflüssiger Bösewicht.

Fakt ist eben, dass diese ganzen Handlungsstränge in Spiderman 3 den simplen
Popcorn-Kinogängerfast überfordern und den Spaß am Ganzen etwas verderben. Man darf das nicht
falsch verstehen:
Die Spiderman-Filme leben durch ihre Gefühlswelt, den tollen Beziehungen der
gut ausgebauten Charaktäre und weniger von den ebenso beeindruckenden Actionszenen, aber wo Teil 2 sich
durch die Kompaktheit dieser Stärke extrem hervorhob, so verliert Teil 3 hier etwas an Fahrt, da er durch
zuviele dieser Sachen eher nervt. Weniger ist manchmal doch mehr und leider hat man hier das Gefühl,
dass zumindest die Produzenten in den wohl letzten Teil der Serie nochmal alles reinpacken wollten, was in
den Comics Rang und Namen hat.

Sam Raimi z.B. wollte VENOM (so heisst das Wesen ab dem Zeitpunkt, an dem
sich die schwarze Flüssigkeit mit dem Reporter Eddie Brock alias Topher Grace vereint) nicht im dritten Teil
haben. Aber die Produzenten bestanden darauf, weil VENOM in den Comics eben der
beliebteste Gegner von Spiderman ist.

So haben wir also die Story zwischen Peter und Mary, die Story zwischen
Peter und Harry, die Story zwischen Peter und sich selbst bzw. dem schwarzen Symbionten und die Story zwischen Peter
und dem Sandmann. Dazu stoßen dann noch die neuen Charaktäre Gwen und Eddie Brock hinzu.
Alles klar? Diese etwas negative Vielschichtigkeit ist dann aber (neben etwas zuviel
Patriotismus -die Amis halt wieder!)
auch fast der einzige, wenn auch nicht kleine Kritikpunkt an Spiderman 3.
Leute, die Teil 1 und 2 nicht gesehen haben,
werden sich ohnehin sehr schwer tun, dem ganzen so folgen zu können, wie es
nötig sein sollte.

Mit ca. 300 Mio Dollar Produktionskosten ist Spiderman 3 der mit Abstand
teuerste Film aller Zeiten.
Vor allem an den Sandmann-Effekten sieht man die Ausgaben deutlich - war Doc
Ock in Teil 2 schon ein Wunderwerk der Tricktechnik, so haben die Macher in Teil 3 mit dem
Sandmann nochmal eine Schippe zugelegt. Venom dagegen wirkt ein bisschen wie aus einem hochpolierten
Videotheken-Monsterfilm. Auch wenn die Darstellung denen der Comics sehr nahe kommt, so wirkt es
dennoch teils etwas lächerlich.

Wie gesagt werden die Meinungen bei Spiderman 3 sehr auseinandergehen. An
den großartigen Teil 2 kommt Teil 3 sowieso nicht ganz heran. Besonders in der Mitte des Films
schleppt sich der Streifen teils etwas zäh und auch ein bisschen Langeweile mag hier und da aufkommen.
Das Ende hat zumindest mir dagegen wieder sehr gut gefallen. Nicht nur, dass
hier alle Register nochmal kräftig angezogen wurden - es ist einfach der perfekte Schluss, der
einerseits Luft lässt für einen weiteren Film, aber gleichzeitig nicht den Eindruck erweckt, dass die Macher dies im Falle
des Geldes auch vorhaben.

Rein vernunftsmäßig sollte es bei Spiderman 3 bleiben - ein vierter Teil
kann fast nur in die Hose gehen.
Sam Raimi hat mit Spiderman 3 einen würdigen Abschluss fabriziert - nicht
mehr und auch nicht weniger.

Martin R. 9.5.07 00:07