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Todeszug nach Yuma

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Vollkommen unglaubwürdiger Film Spoiler! TeeUm5 19.12.07 16:57
Vollkommen unglaubwürdiger Film Username 31.12.07 04:07

TeeUm5 schrieb:

» Wie man diesen Film gut bewerten kann, ist mir ein
» riesengroßes Rätsel. Einen unlogischer motivierten
» Film habe ich noch nie gesehen, abgesehen von jenen
» Filmen, die ich aus Selbstschutz aus meiner
» Erinnerung verdrängt habe. Da sieht der also so
» intelligente Verbrecher Wade seine Verfolger in die
» Stadt zurückkommen und macht nicht die geringsten
» Anstalten, zu verschwinden. Er läßt sich sozusagen
» freiwillig verhaften, aber warum?


Dazu nur ganz knapp: Die anderen der Bande sind sadistische und vom Charisma Wades verblendete Deppen. Wade hingen ist clever und kann mit denen, außer dass sie ihm bei Überfällen assistieren und ihn gelegentlich vor der Gefangennahme appuffern, wenig anfangen. Ne Frau hat er auch nicht - er ist einsam. Siehe aber auch eins weiter unten.

» Und warum sendet
» man ihn dann zum Zug nach Yuma, als sei dies die
» ultimative Lösung? Am Ende des Films wird doch
» überdeutlich, dass Wade ohne große Mühe aus seinem
» fahrenden Gefängnis entfliehen kann.


Ich glaube, das mit den Steckbriefen funktionierte damals nicht so gut. Die wussten einfach oft nicht, wie die Übeltäter aussahen. Ein Umstand, auf den man als Verbrecher setzen konnte. Dass Wade immer wieder ausbricht, sobald man ihn einsperrt, ändert ja nichts daran, dass man ihn immer wieder verhaftet, sobald er erkannt wird.

» Und seine
» Bande: Warum macht sie sich so große Mühe und will
» ihn vor Yuma befreien? Warum überfällt sie den
» mickrigen Zug nicht eine Station weiter?


Weil sie Deppen sind, und ohne ihn nicht mal eine Postkutsche überfallen können.

» Warum
» reiten zu Wades Bewachung Menschen, die
» ungeeigneter nicht sein könnten: Ein sanfter
» Tierarzt, der Vorsteher der Eisenbahngesellschaft
» (kaum weniger pazifistisch als der Tierarzt), ein
» Mann mit einem Holzbein und (unfreiwillig) dessen
» Sohn und schließlich ein dummer Grobian, der aber
» doch so dumm ist, einzuschlafen, als er Wade
» bewachen soll und dann erschlagen wird.


Die hatten einfach keine Leute. Es gab keine ausgebildeten Polizisten - es gab nach dem Bürgerkireg aber überall im Lande Leute, die sich nicht an Recht und Ordnung der Union gebunden fühlten, die Gesetze großteils nicht mal kannten. Besonders viele Gebildete gab es auch nicht. Es gab aber zahlreiche Käffer mit Sherrifs, die sowie sie ihr Büro verließen ein Machtvakuum bereitstellten. Woher soll man denn die Kompetenz und Expertise zusammentrommeln, wenn man in einem Kaff zufällig DEN Schwerverbrecher verhaften kann?

» Ach ja, und
» dann noch der coole Pinkerton-Kopfgeldjäger, der so
» abgebrüht ist, dass er sich vom gefesselten (!)
» Wade vom Pferd schmeißen, sich das Gewehr entreißen
» und einen Abhang herunterschmeißen läßt. Diese
» Bewachertruppe agiert so ahnungslos, dass es einzig
» fragwürdig bleibt, warum es Wade vor Yuma nicht
» gelang, doch abzuhauen.


Er war halt sportlich-agiler, würd ich jetzt mal salopp antworten. Sonst hätte er es wohl kaum zum Superschwerverbrecher mit einer Heerschar von Anhängern gebracht. Nur, wenn man nicht öfter als ein, zwei Mal Gelegenheit hat, abzuhauen, dann ist das ne Kombi aus Glück und Pech. Das ist im Western eigentlich typsich. Ist doch nicht unlogisch?

» Und warum setzt man in die
» clevere Ablenkungskutsche einen Mann, der weiß, was
» das eigentliche Ziel ist? Dass die Kutsche
» abgefangen wird, hätte man sich eigentlich denken
» können.


EIN Ablenkungsmanöver ist besser als GAR KEINES. Man musste wenigstens versuchen, die Bande abzuschütteln. Die Schurken waren in der Überzahl und man war vom Fahrplan der Bahn nach Yuma abhängig. Was wäre denn aussichtsreicher gewesen?

» Und warum läßt Evans oder wie er hieß
» (Bale) das Ablenkungsmanöver vor seinem Haus
» stattfinden? Anscheinend liebt er seine Familie
» doch so sehr, nimmt aber in Kauf, dass die Banditen
» sich an dieser List rächen könnten oder dass sie,
» hätte der Kutschenmann nichts verraten, sie AUF
» JEDEN FALL zu seiner Familie geritten wären.


Er wird ja nicht gerade als besonders durchsetzungsstarker, vom Glück gezeichneter, Widerständler präsentiert. Du kritisierst weniger die Glaubwürdigkeit der Handlung als den Charakter des vom Schiksal gebeutelten Familienvaters. Es scheint dir nicht zu passen, dass es ein totaler Loser ist. Gegenfrage: Warum verläuft denn der Fluss ausgerechnet durch das Land dessen, der Interesse daran hat, ihm das Wasser abzudrehen? Der Mann hatte noch nicht sehr viele Chancen in seinem Leben, alle die er hatte, hat er versiebt. Davon handelt jeder gute Cowboy-/Country-Song.

» Und
» dann: Oberverbrecher zu Frau Evans: "Entschuldigen
» Sie, Sie wissen nicht zufällig, wo die anderen mit
» Wade hingeritten sind?" Frau Evans: "Nein, ich habe
» keine Ahnung". Oberverbrecher: "Na, dafür können
» Sie ja nichts, dann reiten wir mal wieder weg." So
» wäre das ganz bestimmt abgelaufen.


Weiß nicht, was du hier meinst. In wievielen Western werden denn bitte Frauen abgeknallt? Die sind zum Kochen, Vergewaltigen und Singen da - zumindest wenn Zeit dafür ist.

» Von dem in zahlreichen Kritiken erwähnten
» Psychoduell zwischen Wade und Evans habe ich nur
» den Hauch einer Spur gefunden und die war
» konventionell und einfallslos. Evans war
» dauerängstlich und Wade dauerüberheblich. Warum der
» eine Sohn seinen Vater verachtet und der andere bis
» auf´Messer verteidigt, wird auch nicht erwähnt.


Der 14-Jährige pubertiert. Die beiden Erwachsenen stehen für unterschiedliche Männlichkeits- und Vätermodelle. Ich find, der Vater ist nicht einfach nur ängstlich: Er nimmt all seinen Mut zusammen, weil er das Geld braucht und reitet auf der Seite derer, die ihn bis dahin nur verkauft, ausgenutzt und verspottet haben, will zugleich ethische Prinzipien nicht aufgeben - der muss einen Riesenspagat machen. Wade (der diese Leute ebensosehr, aber aus anderen Gründen verachtet) steht zugleich für alles, was er nicht ist - und hat dabei zwangsläufig auch ein paar gute Seiten: seine eigenen Regeln erweisen sich z.T. als moralischer als die seiner ihn zum Zug führenden Doppelmoralisten. Er kennt sich außerhalb des Kaffs viel besser aus, kann besser reiten und schießen. Und denken kann er auch. Der entwickelt halt etwas Sympathie gegenüber einem, der alles auf eine Karte setzt. Vielleicht hat er auch nur Mitleid mit einem, der in seinen Augen völlig hoffnungslos versucht, Ideale aufrechtzuerhalten und ein gutes Vorbild in einem rauhen Land zu sein und nicht ansatzweise korrupt genug ist, den Wilden Westen zu überleben.

» Und
» dann am Schluß wird der Film immer dämlicher: Da
» bietet ein Verbecher 200 Dollar für diejenigen, die
» einen der Bewacher von Wade erschießen und die
» halbe Stadt schließt sich an.


Alles arme Schlucker - im Wilden Westen. 200 Dollar ist ja auch genau die Summe, für die der Frömmste unter ihnen drauf und dran ist, seine Ideale aufzugeben. Eine schöne Metapher eigentlich. Wieviele Züge sind quer durch das Land gerollt - wieviele Köpfe für zweihundert Dollar? Wieviele Farmer wurden betrogen, wieviele Farmen zwangsenteignet? Für wen bedeuteten zweihundert Doller ein neues Leben? Für wen den Tod? Das ist doch hochromantisch!!

» Der Marschall kommt
» mit "zwei seiner besten Leute", da fragt man sich,
» wo denn die anderen sind?


Welche anderen denn? Siehe Personalmangel in Justiz/Polizei.

» Und warum bietet der Mann
» von der steinreichen Eisenbahn nicht einfach 300
» Dollar für jeden, der einen der Banditen erledigt?


Gehörte ihm denn die Bahngesellschaft?

» Schließlich hauen alle ab und nur Evans bleibt
» übrig und das tut dann Wade so leid, dass er Evans
» hilft, ihn selbst zum Zug zu bringen. Damit mäht
» Evans die halbe Stadt nieder, obwohl er vorher
» nicht mal fähig war, nur Wade zu bewachen.
» Schließlich aber wird er aber von Wades
» Stellvertreter, der gerade eben von einer Herde von
» Kühen überrannt wurde (warum lebt der noch?)
» erschossen, worauf Wade ganz nachvollziehbar alle
» seine Gefährten erledigt. So ein abstruser Humbug!


Entweder man lässt sich auf das "Psychoduell" ein oder nicht. Ich glaube Wade hat in Evans nach langer Zeit mal wieder einen Menschen getroffen, für den er eine gewisse Achtung entwickeln kann. Mehr nicht, aber weniger eben auch nicht. Für mich funktioniert der Film so ganz gut. Fast schon sehr gut.

» Wäre Evans wenigstens wieder aufgestanden und wäre
» mit einem außerirdischen Flugobjekt nach Hause
» geflogen, dann hätte sich dies in die Logik des
» Films eingereiht, aber so...


Immerhin gab es mit dem Pferd am Ende noch den obligatorischen Schlussgag - das ist doch fast so gut wie Men In Black. (Wir müssten aber fairerweise schon Western-Maßstäbe ansetzen).

Username 31.12.07 04:07