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Der Baader Meinhof Komplex

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Beeindruckend Authentisch PISI 4.10.08 16:03

Welche Prädikate kann man einem Film geben, der im Vorfeld so heiß diskutiert wurde wie Der Baader Meinhof Komplex? Auf jeden Fall ist der Film für viele Generationen interessant. Für die jüngeren, die das selber nicht miterlebt haben oder noch zu jung waren. Und ganz besonders für diejenigen, die den Terror bewusst verfolgt haben oder sogar davon betroffen waren.

Für Cineasten dürfte die Tatsache, dass die Geschichte so unglaublich authentisch rüberkommt, das Besondere sein. Uli Edel zeigt mit sehr viel Liebe zum Detail die Ereignisse rund um die Terror-Gruppe RAF von der Gründung bis zum sogenannten Deutschen Herbst 1977 und baut Szenen mit ein, die damals in der Deutschen Presse groß verbreitet wurden.

Es ist ganz klar ein Täterfilm, der den Zuschauern zu vermitteln versucht, welche Ideale die Ensslin, Baader und Co. damals verfolgt haben. Auch wenn von diesem Idealismus im späteren Verlauf nur noch gekränkte Eitelkeit übrig geblieben ist. Diese Täteransicht mag dem Ein oder Anderen ein Dorn im Auge sein, weil die Terroristen ihre Taten zu rechtfertigen verstehen und dadurch vielleicht der Eindruck der Verherrlichung entstehen kann und die Gefahr, dass die Zuschauer für sie sympathisieren. Das kann man positiv oder negativ auslegen. Fakt ist, dass der Film andersrum keinen Sinn gemacht hätte.

Von Deutschen Schauspielern war ich nie sonderlich fasziniert. Mit wenigen Ausnahmen (z.B. Bruno Ganz in "Der Untergang" oder Ulrich Mühe in "Das Leben der Anderen") kommen mir die Darbietungen oft wie Theaterinszenierungen vor. Hier hat mich vor allem Johanna Wokalek beeindruckt. Und auch Gedeck, Bleibtreu und Uhl waren gut. Bei Bruno Ganz und Heino Ferch weiß ich nicht so recht, warum die besetzt wurden, denn ihre Rollen waren sehr schlicht. Ganz zu schweigen von dem Charakter von Alexandra Maria Lara, die kein einziges Wort gesprochen hat, was ich schon etwas unverschämt finde.

Aus dramaturgischer Sicht hat der Film kleine Schwächen. Vor allem, von dem Zeitpunkt, an dem die RAF-Spitze in Haft sitzt. Mit dem Prozess kam zwar noch etwas Witz mit ins Spiel, aber danach nahm die Brisanz etwas ab. Dazu muss man allerdings sagen, dass die ersten 2 Stunden, dieses sehr langen Films, sehr spannend und auch aufschlussreich waren.

PISI (Homepage) 4.10.08 16:03