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Kinder. Wie die Zeit vergeht

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Kinder. Wie die Zeit vergeht
Tommy
Deutschland 2007 - Regie: Thomas Heise - Darsteller: (Mitwirkende) Jeanette, Tommy, Paul, Annabelle, Guido, Ingrid, Tino - FSK: ohne Altersbeschränkung - Länge: 86 min. - Start: 25.9.2008
Beschreibung

Auf einem weißen Kerosintank eines riesigen, weitgehend menschenleeren Geländes einer Raffinerie steht in großen Lettern das Wort TOTAL. Hinter jedem der nächtlich erleuchteten Fenster eines Wohnblocks des nahen Halle-Neustadt kann man Menschen bei ihren Verrichtungen sehen. Einer der Menschen ist Jeanette. Sie ist 24 Jahre alt, arbeitslos in Umschulung, allein. Ihre Kinder Tommy (8) und Paul (3) schlafen nebenan. Jeanette betrachtet Fotos ihrer Kinder. Sie hat einen Traum: Busfahrerin werden.

Jeanette hat ein drittes Kind, Annabelle, und ist mit Guido zusammen. Jeanette und Guido fahren Bus. Tommy ist jetzt 15, so alt wie seine Mutter, als sie mit ihm schwanger wurde, in der siebenten Klasse, im neunten Schuljahr. Er sitzt im Klassenraum vor seinem Lehrer. Er will einen Antrag auf Verlängerung seiner Schulzeit stellen. Er weiß nicht, warum: "Ich denk mir was aus."

Jeanettes Mutter Ingrid ist Hausfrau, ihr Vater Heinz arbeitet im Vierschichtdienst auf dem Gelände der Raffinerie. Jeanette, seine Tochter, und vier seiner Söhne sind aus dem Haus. Tino (18), der jüngste, wohnt noch zuhause. Vater und Sohn sprechen nicht miteinander. Tino ist in der Lehre zum Fachlageristen und will ein Nazi sein. Tino will verstanden werden.

Paul (10), Jeanettes zweiter Sohn, erhält seine Bildungsempfehlung. Er könnte aufs Gymnasium, will aber nicht. Er schießt ein Tor gegen den Sportverein mit dem alten Namen SC LEUNA, jetzt TOTAL.

Thomas Heise ist ein Meister der Einfühlung. Und so wirken seine Reportagen aus den ganz normalen Familien niemals denunzierend. Heise stellt sich deutlich auf die Seite derer, die er beschreibt, und kann dadurch viel mehr Details und Zwischentöne beschreiben, als es unbeteiligte Beobachter könnten.
Text & Foto: GMfilms/stralau