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Die Klavierspielerin

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gähn Tuvok 22.8.04 11:38

Die Klavierspielerin

130 Min. lange dauert der Film. Er ist anstrengend. Eigentlich ein Französischer Film, ein Frauenfilm könnte man sagen, obwohl er in Wien um 2000 spielt. ERIKA KOHUT ( Isabelle Huppert ) ist etwas über 40 Jahre alt. Sie ist eine sehr gute Klavierlehrerin. Sie trägt den Titel Professorin. Sie unterrichtet am Konservatorium in Wien Klavierunterricht.

Die Leute was da kommen haben ne Menge Geld. Sie ist einsam. Sie ist alleine, sie ist solo, sie ist weiblich, und noch dazu lebt sie bei Ihrer Mutter. Und das in Ihrem Alter. Sie hat nie gelernt alleine zu leben. Sie ist immer ernst, sie ist sehr intelligent, und weiß auch das sie sehr intelligent ist. Sie ist fast nie lustig, sie lacht nie, und sie ist nie primitiv. Sie ist immer eloquent, und hat eine gewisse Intelektuelle Ausstrahlung, so sehr das man nach 30 Min. meint, wo ist der Notausgang, und warum bricht kein Feuer im Kino aus, damit der Film verfrüht aus ist. Langeweile pur.

Aber man läßt sich ja gerne überraschen was noch kommt, überhaupt wenn man sich quer über 34 Kinosessel legt, und die Füße landen zufälligerweise auf etwas das rot glühende Augen hat und ein Gestrüpp dazwischen, das wohl ein Bart ist. Kam mir vor wie ein Holunderstrauch mit Kohlestücken, so gespenstisch war das im Dunklen Kinosaal, also gleich wieder hinsetzen und weiter schauen, überhaupt weil dieses Weibliche Wesen daneben Gefallen an dem Film findet. Naja sind ja Ihresgleichen. ERIKA ist vernarrt in Schubert, sie kennt alle seine Werke, alle Interpretationen, und hat so ziemlich alle Bücher und Schriften über ihn gelesen. Sie könnte ja selber sehr gut spielen, aber sie gibt 8 Std. Unterricht am Tag.

Sie ist eine sehr strenge Lehrerin, nicht nur weil sie weiß das sie die beste ist. Täglich geht sie heim zu Ihrer Mutter bei der sie wohnt. MUTTER ( Annie Gieradot ), ist ein richtiger Drachen zuweilen, sie befehligt bei jedem Kleinkram Ihrer Tochter, es anders zu machen. Sie will immer wissen was ERIKA gerade macht, sie will jede Sekunde erfahren was sie erlebt hat. Sie schlafen sogar beide im selben Bett. Hin und wieder hat ERIKA die Schnauze voll. Sie geht in eine Peepshow, und sieht sich einen Pornofilm an. Genüßlich gierig schon lange keinen Orgasmus habend, schnüffelt sie an alten Spermaflecken, weggeworfener Taschentücher, notgeiler Männer. Manchmal träumt sie so abartig oft von Sex, das sie selbst im Autokino in Groß Enzersdorf Voyeur spielt, und sich am Anblick frisch fickender Paare freut.

Da fällt Ihr nur noch ein hinzusetzen, und hinzupinkeln. Diese Frau ist etwas krank. Wenn sie dann später heimkommt, schnauzt sie Ihre Mutter an, das sie spazieren war. Sie haßt und liebt Ihre Mutter. In Ihrem Badezimmer kann sie sich als einzigem Freien Ort sexueller Obsessionen hingeben. So hie und da hört man im Kino ein Raunen, und ein Schnarchen, was von beiden mehr überwiegt ist schwierig zu sagen.

Eines Tages tritt in Ihr Leben ein junger 20 Jähriger Junge, WALTER KLEMMER. Er ist ein sehr begabter Klavierspieler. Doch er hat ein Problem, er ist in ERIKA verliebt. Er traut sich anfangs natürlich nicht Ihr zu sagen das er sie mag, und welche Gefühle er für sie hat, aber schon nach kurzer Zeit hält er es nicht mehr aus und besucht sie in der Damentoilette. Da gibt’s nur eines, wildes Geküße. Kurz bevor er sein bestes Stück in Ihrer tiefesten Höhle versenken kann, kommt es zum Eklat, ERIKA will nicht, sie hat es viel lieber wenn sie ihm befehligen kann, ihm zu masturbieren, und dann einfach so stehen zu bleiben. WALTER denkt nur an eines, das er sie liebt. Sie läßt ihn nicht ran. Weit vorne wildes Geschnaufe auf Reihe 3, ausbreitend bis Reihe 30, von links nach rechts. Außer wir 2 sitzen gesittet da und geniessen die Vorstellung.

Etwas langweilig ist die ganze Story ja schon. Sie ist zwar ein Blick in die Abgründe der Seele einer psychisch gestörten Mitt Vierzigerin, aber sie ist langweilig. Etwas „ Funny Games „ meets „ Intimacy „ und freut sich über den Auftritt von „ Romance „ während „ Schöne Venus „ gerade Erdbeermarmelade ißt.
Das ganze kommt einem auch vor wie „ 2 Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent „ und hat auch einige Ähnlichkeiten mit „ Pola X „ Dazu ein bißchen „ Die Klassenfahrt „ und „ Ein mörderischer Sommer „.

So kann man auch natürlich sagen das der Roman von Elfriede Jelinek geschrieben, eine sehr gute Umsetzung fand. Ein Film der sehr schwer auf die Leinwand zu bannen ist, wegen der schwierigen und komplexen Umsetzung der Hauptcharaktäre. Dieser Film wird ziemlich stark ausgeweidet. Die Frauenseele als tiefstes komplexes Irrwerk einer kranken Frau. Selbstverstümmelung und Selbsthaß als Ausdruck körperlichen Verlangens ist schon eine starke Neigung, die man nicht oft im Kino sieht. Dazu ein Muttermonster das die Erniedrigung der Tochter als Normale Beziehung sieht ist dermaßen realistisch rübergebracht, das man schon glaubt in Wien sind alle Mütter und Töchter so.

Die selbstgewählte Hölle in der sich ERIKA reinlebt ist gezeichnet von sexuellem Frust, den sie bei Ihren Schülerinnen ausläßt. Diese Frau gehört therapiert oder durchgefickt. Wenn man das ganze Werkt genau nimmt, muß man der Huppert gutheißen das sie die Ausschweifung und Haßliebende Tochter bravourös darstellt, aber im großen und ganzen gesehen ist der Film nur schlicht fade. Immer die selben Bilder, immer die selbe Location, immer die gleiche düstere Farbe, wenig Schnitte, 0 Action, viel Gerede, langweilige Beethoven Musik. Langatmige Erzählstruktur, uninteressante Lebensdarstellung, und das ganze ist ein Film wo es einem nicht viel Freude macht Solettis zu sniefen.

Das einzige was ich diesem Film zu gute Heiße ist die Darstellung dieser Frau, die wirklich eine seltene Geschichte ist. Man sieht ja viele Frauenfilme, dieser hier war doch ein etwas anderes Werk, ein tiefsinniges, über das man nachdenken sollte. Nur wenn ich den Film nach 130 Min. betrachte kann ich nur sagen das es mir schnurzpiepegal ist was da wirklich wer so tut. Die Frau war krank, pervers, und hatte einen Hang zur Selbstzerstörung, der sicher auch von der Mutter ausging.

Kurz – Eine Frau, kein Freund, Liebe zur Klassik, haßt sich selbst, schlägt sich durchs Leben, sucht Liebe und Anerkennung, und will endlich Sex.

Fade langweilige seltene einschläfernde Frauenseelengeschichte.

41,22 von 100

Tuvok 22.8.04 11:38