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Final Destination 2

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WAHRHEIT UND KINO Dietmar Kesten 18.1.06 17:39

FINAL DESTINATION 2

WAHRHEIT UND KINO

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 18. JANUAR 2006.

Bekannt wird in diesen Tagen, dass die Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen steigt, wie von der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ vom 18. Januar 2006 berichtet wurde. Danach würde dies mit „der Mediennutzung“ zusammenhängen, die mit zur „Anwendung von Gewalt“ beitragen würde. Auch wenn sich diese Untersuchung nur auf Dortmunder Schüler bezog, so bleibt ein mulmiges Gefühl zurück, das vorsichtig formuliert, eine Grauzone öffnet, die weitgehendst unerforscht zu sein scheint.

Dass Medienkonsum, wozu auch uneingeschränkt der (Gewalt-)Film gehört, möglicherweise mitverantwortlich dafür ist, dass die Hemmschwelle sinken könnte, dürfte gemutmaßt werden. Sehr viele Komponenten, so die Studie, müssten allerdings hinzukommen, um ein klareres Bild zu gewinnen. Dass es dieses womöglich nie geben wird, zeigte sich mitunter am Disput über Ego -Shooter
(Vgl. „Doom 3“und der nachfolgende Film „The Doom - Der Film“, Regie: Andrzej BARTKOWIAK, 2005). Den Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher und medialer Gewalt aufzuzeigen, wäre an diesem Punkt wünschenswert. Doch niemand traut sich so recht daran, weil dann die gesamten gesellschaftlichen Verhältnisse hinterfragt werden müssten, auf deren Grundlage jede Form von praktizierter Gewalt im Kino und Fernsehen basiert.

Insgesamt ist der moderne Kapitalismus mit Gewalt durchsetzt, ja ist sogar ohne sie nicht zu verstehen. Insofern ist er eine Anti - Gesellschaft, die nur die weitere Entwicklung der gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander zerstören wird. Auffällig ist, dass der Trend zu Gewaltfilmen zu- und nicht abnimmt. Das wäre ein Hinweis darauf, dass der filmische Steinzeitmensch (Vgl. „Conan der Barbar“, Regie John MILIUS, 1982) durch das Waffenarsenal der heutigen High - Tech Krieger (Vgl. „The Terminator“, Regie: James CAMERON, 1984, „Das Kartell“, Regie: Phillip NOYVE, 1994) nicht nur ersetzt wurde, sondern eine Eigenlogik installierte, in der der Teufelskreis von Gewalttätigkeit und Gewaltformen immerfort bestehen kann.

„Final Destination 2“ (Regie: David R. ELLIS, 2002) bewegte sich vor diesem Hintergrund auf den Zuschauer zu. Zum einen war das (grobe) Strickmuster des Horrors deutlich zu erkennen, zum anderen zeigte die Verrohung der Gewalt, dass die Formen des filmischen Umgangs mit ihr in ein selbstzerstörerisches Desaster einmünden. Der Sachzusammenhang des Films gipfelt in der Dominanz des (gesellschaftlichen) Exitus der Probanden, die sich wie Aliens (Vgl. „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“, Regie: Ridley SCOTT, 1979) abspalten und als unendliche Geschichte im Kino weiterexistieren.

Im Film geht es um die Vision einer Schülerin, die ihren eigenen Tod in einer Massenkarambolage auf einer Autobahn ‚sieht’. Dadurch wird sie davon abgehalten, ihre Reise fortzusetzen. Ihre Freunde kann sie davon überzeugen, sich ihr anzuschließen. Nach einem tatsächlich realen Unfall, der sich kurze Zeit später ereignet, registriert sie, dass sie zwar vielen das Leben gerettet hatte, aber auch in gewisser Weise an den kommenden schicksalhaften Erlebnissen beteiligt ist. Nach und nach sterben die Überlebenden durch eine Verkettung von Unfällen.

Mit „Final Destination“ (Regie: James WONG, 2000), einem negativen Wegweiser des Kinos, wurde versucht, die gesamte Serie der Teenie - Slasher in die Normalität des Alltags einzubinden. Dieser Flugzeugabsturz hinterließ bei einigen Rezensenten einen dermaßen realen Eindruck, dass sie dieses Ereignis mit dem
Concord(e) - Inferno (Vgl. Absturz der Concord(e) bei Paris am 25. Juli 2000) verglichen und ihn versuchten, auszudeuten (Vorhersehung, Glück, Zufall).

„Final Destination“ rückte mit beiden Folgen die Schauplätze blutiger Tragödien in den Mittelpunkt. Der Amoklauf im Film begann. Und in immer dichteren Folgen wurde das Auslöschen zelebriert. Schicksal, Katastrophen und mysteriöse Todesserien waren nicht mehr abzuwenden. Und wie an einer Schnur aufgereiht, stirbt einer nach dem anderen. Die Verkettung mit schicksalhaften Begegnungen, lässt die Ereignisse in die Nähe eines Jüngsten Gerichts kommen, das selbstverständlich auf Durchsetzung pocht, alle Anstrengungen unternimmt, um den Tod genüsslich zu beschreiben.

Die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben, ist in „Final Destination“ irgendwo schon postmoderne Ideologie des Tötens in einem gewissen Endstadium. Tod oder nicht, das ist hier ein Vabanquespiel. Und um der Effekte willen, wird das Ableben in die Szenarien gepresst, die Ego - Shootern alle Ehre macht. Das muss verängstigend und verstörend wirken. Wenn das Leiden anderer im Film sich immer mehr den gesellschaftlichen Zuständen angleicht, dann ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, warum die marktwirtschaftliche Demokratie Tränen über ihre verloren gegangenen Kinder weint, wenn sie es doch selbst ist, die zur Leere und zur Gewaltbereitschaft erzieht.

Fazit:

Der Film ist nichts anderes als ein spezifisches Produkt der Gesellschaft, in der Gewalt und der Umgang mit ihr einen festen Platz hat. Das Spiel mit dem Tod ist aus diesem Medium (einschließlich Fernsehen) nicht mehr wegzudenken. Wen wundert es da noch, wenn das Subjekt beginnt, auszurasten?

Dietmar Kesten 18.1.06 17:39